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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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ihn, zog ihn heraus und drehte sich zu der Gattin um.
    Sie hatte sich ihm zugewandt, und zum ersten Male an diesem Tag konnte er sie richtig betrachten. Gott mochte ihm beistehen, aber sie war tatsächlich noch ein Kind. Ein reich mit Stickereien verziertes weißes Kleid, das ihr viel zu weit war, umhüllte die schmächtige Gestalt. Der Ausdruck des schmalen, eckigen Gesichtes war starr. Vorwurfsvoll schaute sie Cameron aus rot geränderten Augen an, aber sie waren nicht feucht. Wahrscheinlich war sie nun nicht mehr fähig zu weinen.
    Plötzlich wurde ihm klar, dass durch ihn ihr sorgenfreies Leben eine jähe Veränderung erfahren hatte, und gern hätte er ihr gesagt, wie sehr er es bedauere. Im Moment waren jedoch weder Ort noch Stunde dazu geeignet, und außerdem wusste Cameron, dass Mary ihm nicht zuhören würde. Ihr Vater hatte ihm deutlich genug zu verstehen gegeben, dass sie ihn nie mehr sehen wolle. Nun, dieser Wunsch sollte ihr bald erfüllt werden, denn Cameron gedachte, noch vor Anbruch der Nacht nach Aberdeen unterwegs zu sein. Dort wollte er dann den nächsten nach Mombasa auslaufenden Dampfer nehmen. Wenn alles für ihn gut ging, würde er Jahre fort sein und vielleicht nie zurückkehren.
    Mary hielt ein offensichtlich hastig zusammengebündeltes, kläglich aussehendes Heidesträußchen in den Händen. Sie nahm es in die Rechte und hielt, die Finger spreizend, dem Gatten die linke Hand hin. Seinerseits keinesfalls die Ruhe selbst, schob er ihr den Reif auf den Ringfinger und war verwundert, dass er ihr so gut passte, als sei er für sie angefertigt worden.
    Der Vikar räusperte sich und sagte: „Kraft des mir von der Kirche von Schottland verliehenen Amtes erkläre ich euch nun zu Mann und Frau.“
    Die nachfolgende Stille wurde nur vom Flattern des umherirrenden Spatzes unterbrochen. Unvermittelt wurde Cameron sich bewusst, dass er der Gemahlin nun einen Kuss geben musste. Seit jener rauschhaften Nacht am Strand hatte er sie nicht mehr geküsst, sie überhaupt nie mehr berührt, und der Gedanke, sie jetzt vor aller Leute Augen in die Arme nehmen zu sollen, verursachte ihm Unbehagen. Linkisch wandte er sich ihr zu, doch durch ihre Haltung, den gesenkten Kopf, die verkniffenen Lippen und die schlaff herabhängenden Arme ließ sie erkennen, dass die Zärtlichkeit ihr nicht erwünscht war.
    Cameron hörte, wie die Gäste sich regten und anfingen, die Kirchenbänke zu verlassen. Er harrte so lange aus, bis er sicher war, die Gattin müsse inzwischen an der Seite ihres Vaters sein, mit dem sie das Gotteshaus verließ, und folgte beiden dann in gemessenem Abstand, in grüblerisches Schweigen versunken. Seine Stimmung war so düster wie die über das Moor jagenden Sturmwolken. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er nur sinnlos vergeudet und nichts Vernünftiges geleistet. Sein Groll galt weniger der Umgebung, in der er groß geworden war, noch dem Stiefvater oder den langweiligen Halbgeschwistern, sondern weitaus mehr sich selbst. Durch die Zeugung eines Kindes mit einem sechzehnjährigen Mädchen, das ihn nie zum Gatten gewählt hätte, hatte er jede Verbindung zu seinen Angehörigen und der Heimat abgeschnitten. Der Schaden, den er angerichtet hatte, war in der Tat groß genug, und es wurde höchste Zeit, alle Brücken hinter sich abzubrechen und zu verschwinden, ehe er noch mehr Unheil anrichten konnte.
    Die Aussicht, bald doch nach Afrika reisen zu können, in dieses weite, ungezähmte Land, das seiner wie eine lohfarbene, parfümierte Geliebte harrte, besserte seine Laune beträchtlich. Er würde Tage, Wochen, ja Monate unterwegs sein, und dann, eines Tages, die wilde Schönheit Afrikas genießerisch und schwelgerisch genießen können.
    Der Sperling flog mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Fensterscheibe. Es gab einen dumpfen Aufprall, und dann fiel der Vogel wie ein Stein zu Boden.
    Mary hatte das Vögelchen herabstürzen gesehen, schrie leise auf und machte zwei hastige Schritte auf die Stelle zu, wo es lag, stolperte dann jedoch über den Saum des Kleides.
    „Nein!“, sagte Cameron unwirsch. „Lass das! Ich kümmere mich um den Spatz.“
    Wie erstarrt blieb sie stehen und schaute gekränkt dem durch eine Kirchenbank gehenden Gatten nach.
    Er bückte sich, hob behutsam den Sperling auf und spürte das kleine Herz noch schlagen. „Er ist nur benommen“, murmelte er. „Geh mit deinem Vater weiter, Mary.“
    John hatte die Tochter beim Arm ergriffen und zog sie zum Portal.
    Cameron bemerkte, dass

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