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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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sie ihm rasch einen letzten flüchtigen, Angst, Zärtlichkeit und hilflose Wut ausdrückenden Blick zuwarf, ehe sie das Gotteshaus verließ. Er atmete tief durch und verweilte einen Moment in der Kirchenbank, den Anblick der Gemahlin und werdenden Mutter seines Kindes noch immer vor Augen. Wie aus weiter Ferne drangen die schleifenden Schritte des Stiefvaters und der Halbbrüder zu ihm herüber, die den Mittelgang hinunterschlurften, und er hörte auch das Weinen der Mutter.
    „Nun, das haben wir hinter uns!“, sagte Jock MacKenna zufrieden. „Die Sache ist erledigt. Lasst uns zum Hof zurückfahren. Auf uns wartet Arbeit.“
    Der Spatz regte sich wieder in Camerons geschlossener Hand und versuchte, die Flügel zu öffnen. Vorsichtig brachte Cameron ihn ins Freie und ließ ihn davonfliegen.

1. KAPITEL
    PROTEKTORAT OSTAFRIKA, 24. Februar 1899

    Flirrender Glast lag über der schläfrig unter der glühenden Sonne dösenden Stadt. Hitzewellen waberten über den orangefarbenen Ziegeldächern der korallenrot getünchten Häuser; das Gewirr der Gassen war nur hie und da von der jadegrünen Kuppel eines Mangobaumes oder dem knorrigen Geäst eines Affenbrotbaumes unterbrochen. Der leichte Wind, der die langen Wedel der an der Küste wachsenden Palmen fächelte, blähte die Segel der gemächlich im Hafen dahintreibenden Sambuken, Baggalas und Bumboote.
    Eine Seemeile vor dem Hafen von Mombasa stand Mary Margaret MacKenna in einem schlichten zweiteiligen Reisekleid mit den anderen Reisenden an der Reling der „S. S. Horatius“, und schaute, gegen das grelle Licht blinzelnd, zu der im Hitzedunst nur verschwommen wahrnehmbaren Küste hinüber. Es war erdrückend heiß, und erst die im März oder April einsetzende Regenzeit würde etwas Erleichterung von der unerträglichen Glut des afrikanischen Sommers bringen.
    „Ich möchte etwas sehen.“ Das kleine Mädchen zupfte die Mutter am Rock. Mary nahm die Tochter auf die Arme und hob sie hoch. „Was ist das?“, fragte Jennifer mit heller, klarer Stimme. „Ist das Afrika?“
    „Ja, Jenny, das ist Afrika“, antwortete Mary und drückte sie, um die Beklemmung zu überspielen, lachend an sich. Endlich war die anstrengende fünfwöchige Reise von Tilbury nach Suez, durch das Rote Meer und um das Kap Guardafui vorbei. Mary befürchtete indes, dass alles, was noch vor ihr lag, weitaus schlimmer sein würde. Sie war jedoch fest entschlossen, nicht ergebnislos heimzukehren und Afrika nicht zu verlassen, ehe sie den Gatten gefunden und das Einzige von ihm bekommen hatte, das er ihr geben konnte – die Freiheit.
    „Wo sind Elefanten?“, quengelte Jennifer. „Wann können wir welche sehen?“
    „Noch nicht.“ Mary strich der vierjährigen Tochter über die zerzausten Locken und fragte sich, wo das Kind die mit einem roten Filzband geschmückte Cappeline diesmal verloren hatte. Ständig kamen Jennifer die Hüte abhanden. Mary argwöhnte, dass Jenny sie absichtlich irgendwo liegen ließ. Aber sie regte sich nicht darüber auf. In den vergangenen Wochen hatte das Töchterchen durch die gleißende Sonne einen goldbraunen Teint bekommen und das blonde Haar einen glänzenden weizenfarbenen Ton. Die Wirkung war bezaubernd.
    „Warum nicht gleich?“, nörgelte Jennifer. „Ich möchte jetzt Elefanten sehen!“
    „Das kannst du nicht, weil wir in einer Stadt sein werden“, erklärte Mary. „Dort gibt es keine Elefanten. Du wirst jedoch Papageien, Affen und Pfauen sehen, denn wir wohnen im Haus des Emirs.“
    „Keine Elefanten?“, schmollte Jennifer und schaute die Mutter aus blauen Augen an, die denen des Vaters glichen.
    „Nein, Liebling, keine Elefanten“, sagte Mary, erinnerte sich des Gatten, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte, und schluckte unwillkürlich. Die schwarzen Locken hatten ihm in die Stirn gehangen, und sein Blick war zornig gewesen. Seit der Hochzeit hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt und ihm auch nicht angekündigt, dass sie nach Afrika kommen würde. Gewiss würde er überrascht sein, ihr nach vier Jahren wiederzubegegnen, und wütend. Er hatte nur seiner Mutter geschrieben, und durch sie war Mary freundlicherweise über seine verschiedenen Aufenthaltsorte auf dem Laufenden gehalten worden. Das Geld, dass er ihr über Gladys MacKenna für seine Tochter geschickt hatte, war sorgsam für die Erziehung des Kindes gespart worden.
    Er hatte es nicht einmal für nötig gehalten, auf das Schreiben des Anwaltes zu reagieren, in dem ihm im vergangenen Jahr die

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