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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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Scheidungsunterlagen zur Unterschrift übersandt worden waren. Monatelang hatte Mary vergebens auf eine Nachricht von ihm gewartet. Vielleicht wäre es ihrem Vater gelungen, eine schnellere gerichtliche Trennung der Ehe zu erreichen, doch er war nur wenige Wochen nach Jennifers Geburt gestorben. Nun war Mary ganz auf sich allein angewiesen und musste mit dem kleinen Erbe auskommen, das er ihr vermacht hatte. Ungeachtet der angespannten finanziellen Lage hatte sie sich schließlich doch dazu entschlossen, die Reise nach Afrika zu unternehmen und den Gatten aufzusuchen. Es war höchste Zeit, der Ehefarce ein Ende zu machen und sich voneinander zu befreien, damit jeder sein eigenes Leben führen konnte.
    Die „S. S. Horatius“, tuckerte durch eine Öffnung im halbkreisförmigen Korallenriff vor der Hafeneinfahrt. Hinter dem Riff war die Wasseroberfläche ruhiger und spiegelte den azurblauen Himmel wider. In der Ferne stand auf einer Landzunge ein wie ein Minarett aussehender Leuchtturm, und dahinter konnte Mary die Befestigungsanlagen eines Forts erkennen. Möglicherweise traf sie den Gatten hier in Mombasa an. Die Schwiegermutter hatte ihr gesagt, er arbeite noch bei der Eisenbahn. Dann war es gewiss leicht, seine Anschrift im Büro des Unternehmens zu erfahren und bei ihm mit den Dokumenten vorstellig zu werden. Nein, vermutlich würde es nicht so einfach sein. Sie hatte ihn in den Jahren vor der Hochzeit in Darlmoor oft genug beobachtet und wusste, dass er unberechenbar war. Er konnte überall sein, denn ihn verlangte nach Abenteuern wie andere Männer nach Whisky, Wein oder Opium. Doch wo immer er sein mochte, sie war entschlossen, das Land nicht eher zu verlassen, bis sie ihn aufgespürt hatte.
    „So, nun sind wir endlich da!“ Die dünne Stimme des alten Arabers unterbrach sie in den Gedanken. Der lange Binisch raschelte, als der Emir, wie er sich nannte, an die Reling trat. In dem wallenden weißen Untergewand und der bestickten Dschubbeh wirkte er wie eine Gestalt aus „Tausendundeiner Nacht“. Er war ein schmächtiger, verhutzelter Greis von majestätischem Auftreten, in Suez an Bord gekommen, lebte jetzt mit seinen drei Frauen bequem in Mombasa im Exil und behauptete, er habe früher ein halbes Königreich beherrscht. Er sprach ausgezeichnet englisch, wenngleich mit charmant klingendem Akzent, war indes für die feinen Engländer an Bord ein viel zu exotischer Passagier gewesen, von dem sie sich bewusst ferngehalten hatten. Von den anderen Passagieren gesellschaftlich missachtet, war er, nur von einem hageren, ihm wie ein Schatten folgenden Leibwächter begleitet, während der Fahrt allein an Deck promeniert.
    Jennifer hingegen hatte ihm gegenüber keine Berührungsängste gezeigt. In ihrem kindlichen Gemüt hatte sie in ihm einen bärtigen Weisen aus einem Märchenland gesehen, war unbefangen zu ihm gegangen und hatte, ihn an der Gibbeh zupfend, nach seinem Namen gefragt. Zwei Tage später hatte sich zwischen ihnen eine herzliche Freundschaft entwickelt, in die dann auch Mary eingeschlossen worden war. Einige Mitreisende hatten missbilligend die Nase über diese harmlose Bekanntschaft gerümpft, ganz besonders, nachdem bekannt geworden war, dass Halil ibn Aybak al Gahiz Mrs. MacKenna und ihre Tochter eingeladen hatte, in Mombasa seine Gäste zu sein. Mary hatte das bei den übrigen Passagieren erregte Missfallen gleichmütig hingenommen, denn sie betrachtete den Emir als Freund. Zudem geschah es nicht zum ersten Male, dass sie sich gegen die Konvention auflehnte. Sie hatte in jener Nacht damit begonnen, da sie, vollkommen entkleidet und zitternd, zu dem verrufenen Cameron MacKenna ins Wasser gesprungen war, und seither nie aufgehört, auf die ihr eigene stille, gefasste Weise gegen Althergebrachtes aufzubegehren.
    „Falls Sie Hilfe bei der Suche nach Ihrem Gemahl benötigen, Mrs. MacKenna“, sagte der Emir, „versichere ich mich gern der Unterstützung von Freunden, die Ihnen die benötigten Informationen verschaffen können.“
    Mary schaute auf die an der Bordwand entlanglaufenden Wellen. „Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Sir, doch ich möchte zunächst allein versuchen, den Aufenthaltsort meines Gatten herauszufinden. Sollte er noch immer für die Eisenbahngesellschaft von Uganda arbeiten, muss dort bekannt sein, wo er sich befindet. Danach …“ Mary seufzte und wappnete sich innerlich gegen die Konfrontation, der sie ausgesetzt sein würde, sobald sie vor ihm stand.
    Halil ibn Aybak

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