HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
den dünnen Stoff des Nachthemdes Camerons harte Bartstoppeln. Unversehens merkte sie, dass er die Spitze einer Brust mit den Lippen umschlossen hatte, daran saugte und sie dann mit einer Zärtlichkeit, die in ihrer Zurückhaltung wundervoll aufreizend war, zwischen den Zähnen rieb.
Sie ließ den Kopf in den Nacken fallen und gab sich ganz den wohligen Empfindungen hin. Welle auf Welle prickelnder Reize durchflutete sie, und zwischen den Schenkeln hatte sie das erregende Gefühl, bereit zu sein für das Liebesspiel des Gatten. Seit jener Nacht am Strand war sie nie mehr mit einem Mann zusammen gewesen und hatte vergessen, wie überwältigend es sein konnte. Aber sie würde es nicht wieder vergessen. Es war nicht mehr nötig, dass Cameron sie mit kraftvollen Armen festhielt. Aus eigenem Antrieb drängte sie sich an ihn, begierig ihn durch das triefnasse Nachthemd zu spüren. Ungeachtet der aufgewühlten Emotionen fiel ihr auf, dass er sich zurückhielt. Sie kannte keine Hemmungen, zeigte offen ihre Gefühle; er hingegen gab sich seelisch nicht preis, wiewohl sein körperliches Verlangen unverkennbar war. Sie wusste, sie hätte sich von ihm lösen müssen, war indes nicht mehr fähig, sich Einhalt zu gebieten, denn seine zehrenden, wilden Küsse berauschten sie und betörten ihr den Verstand.
Plötzlich schob er sie brüsk und seltsam unwirsch aufstöhnend auf Armeslänge von sich.
Verwirrt und verständnislos starrte sie ihn an.
„Du kleines Luder!“, sagte er grimmig. „Du würdest deinen vornehmen Freund genauso schnell betrügen, wie du mich hintergangen hast! Aber nicht mit mir, Mary Margaret! Verdammt, dein Londoner Stutzer kann dich haben!“ In einer Aufwallung von Zorn und Abscheu schleuderte Cameron sie von sich, so dass sie schließlich taumelnd auf die Pritsche fiel.
Zutiefst gekränkt blieb Mary einen Moment benommen liegen. Dann überkam sie die Wut, und entrüstet setzte sie sich auf. „Du widerlicher, ekelhafter, arroganter Kerl!“
„Geh schlafen, Mary Margaret.“ So jäh, wie die Erbitterung ihn überkommen hatte, so rasch war sie geschwunden. Cameron stieg aus der Wanne und zog sich die frischen Sachen an. „Es hat keinen Sinn, Mary“, murmelte er müde. „Wir haben alles gesagt, was wir uns mitzuteilen hatten. Jetzt ist es das Beste, etwas Ruhe zu finden und diese elende Sache mit der Scheidung morgen zu Ende zu bringen.“
„Cameron …“
Er antwortete nicht.
Restlos ermattet streckte sie sich auf der Pritsche aus. Sie war sogar zu erschöpft, um das nasse Nachthemd auszuziehen. Ausnahmsweise hatte der Gatte recht. Sie hatten sich nichts mehr zu sagen. Je eher sie schlafen gingen, desto schneller würde der scheußliche Abend vorüber sein. Sie zog die Decke bis zum Kinn und schloss die Augen. Zu verärgert, um sich entspannen zu können, schwirrten ihr die Gedanken durch den Kopf, doch dann forderten die unbequeme Reise ins Lager und die Anstrengungen des Tages ihren Tribut.
Cameron bereitete sich neben der Pritsche ein Lager und hörte, als er sich zur Ruhe begab, dass die Gattin bereits regelmäßig atmete und offenbar tief und fest schlief.
Das durch einen Spalt im Zelteingang dringende Sonnenlicht weckte Mary. Sie setzte sich hastig hoch, schaute sich befremdet um und fragte sich verwirrt, wo sie sei und wo die Tochter war. Dann entsann sie sich, dass sie mit dem Güterzug ins Lager gereist war, den Gatten aufgespürt und die Nacht in Mr. Bowmans Zelt verbracht hatte. Ja, alles war in Ordnung. Es war Morgen; der Gemahl würde seinen Namen unter die Scheidungsunterlagen setzen und sie mit dem Zug nach Mombasa zurückkehren. Und diesmal war sie nicht genötigt, sich zu verkleiden oder auf dem offenen Waggon zu fahren. Dafür würde Cameron sorgen. Sie sah ihn nicht und fragte sich bestürzt, wo er sein mochte.
Sie sprang so schnell von der Pritsche, dass ihr schwindlig wurde, taumelte gegen den mittleren Stützpfosten des Zeltes und hielt sich fest, bis sie wieder klar denken konnte. Dann ließ sie den Blick durch das Zelt schweifen. Die Badewanne war verschwunden. Auch die Sachen des Gatten waren nicht mehr da. Langsam kehrte sie zum Bett zurück, setzte sich und sagte sich, dass es unsinnig sei, sich aufzuregen. Sie hatte lediglich länger geschlafen als er. Schließlich hatte er seine Aufgaben bei der Streckenverlegung wahrzunehmen. Wahrscheinlich war er jetzt auf der Baustelle.
Mary stand auf, wusch sich mit dem Wasser, das sie in einer Karaffe auf dem Waschstand
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