Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
Vom Netzwerk:
Satteltasche, aus dem Gestrüpp kommen sah. Es blieb stehen und schaute sie aus braunen Augen an, als wolle es sie auffordern, sich ihm auf den Rücken zu schwingen. Vermutlich hatte es sich vom Pflock losgerissen, an den es vom Chefingenieur angebunden worden war. Bestimmt würde er es vermissen und suchen, aber vielleicht dauerte das noch eine Weile.
    Rasch stemmte Mary sich hoch, hastete zum Muli und ergriff die Zügel. Sie schwang sich in den Sattel, wohl wissend, wie ungehörig es war, Mr. Bowmans Gastfreundschaft durch den Diebstahl seines Muli zu erwidern. Doch jetzt war nicht der Augenblick, sich der Etikette wegen Sorgen zu machen. Sie stieß dem Tier die Hacken in die Flanken. Glücklicherweise verhielt es sich nicht stur, sondern preschte mit langen Sprüngen den Hügel hinunter auf die nach Machakos führende Straße zu.
    Mary hatte bald begriffen, dass man sich in der glasklaren afrikanischen Luft leicht in der Entfernung irren konnte. Von der Anhöhe aus hatte die Straße ziemlich nah ausgesehen. In Wirklichkeit hatte die Strecke ungefähr drei Meilen betragen. Kaum war der schmale, unebene Weg erreicht, verfiel das Muli in stockenden Trab. Mary musste Gestrüpp ausweichen; hervorstehende Dornenästen zerkratzten ihr die Hände und zerrissen ihr den Rock, und bald waren ihre Nerven zum Platzen gespannt. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, dass sie von dem hinter der Anhöhe liegenden Lager aus nicht mehr bemerkt werden konnte. Sie war allein in der sich vor ihr wie ein endloses Meer dehnenden gelben Savanne.
    Unbehaglich zog sie den Karabiner aus dem Halfter und entsicherte ihn. Er war geladen, indes so schwer, dass sie ihn kaum an die Schulter heben, geschweige denn mit ruhiger Hand halten konnte. Seufzend legte sie ihn sich über die Knie und hoffte, bald den Gatten zu sehen. Angestrengt hielt sie nach ihm Ausschau, bemerkte jedoch nur wieder die über einer Stelle kreisenden Schmutzgeier. Nie im Leben hatte sie sich so einsam gefühlt.
    Nach einiger Zeit fiel ihr auf, dass das Muli vom Weg abgekommen war. Im ersten Moment war sie zu Tode erschrocken, bemerkte dann jedoch aufatmend, dass es sich nicht zu weit vom Pfad entfernt hatte. Sie versetzte ihm einen harten Tritt und lenkte das schnell weitertrottende Tier zum Weg zurück. Kurz vor dem Pfad sackte es plötzlich mit einem Huf in der losen Erde ein, und dann war die Hölle los. Das Muli wieherte verstört, bockte und keilte aus. Mary hatte die größte Mühe, sich im Sattel zu halten. Unversehens kam ein quietschendes Warzenschwein aus dem Bau und sauste grunzend davon. Das erschreckte Muli stürmte in die entgegengesetzte Richtung, vom Weg fort. Mary klammerte sich an den Hals des Tieres, während es mit wilden Sprüngen querfeldein rannte, aber es war trotz aller Anstrengungen und hartem Reißen an den Zügeln nicht zum Stehenbleiben zu bewegen.
    Unvermittelt sackte es noch einmal in eine weitere Erdhöhle eines Warzenschweins und knickte in den Vorderläufen ein. Mary wurde aus dem Sattel über den Kopf des Mulis geschleudert. Einen Herzschlag lang sah sie durch die Staubwolke zertrampeltes, ausgedorrtes Gras auf sich zukommen, und dann wurde ihr schwarz vor den Augen.

7. KAPITEL
    Ungefähr fünfzig Schritte vom Weg entfernt, stießen Cameron und die ihn begleitenden drei jungen Burschen auf den Toten. Er war leicht zu finden gewesen, da die Kappengeier um ihn hockten, musste jedoch erst vor Kurzem gestorben sein. Die großen, stinkenden Vögel und die sich beim Nahen der Männer unwillig entfernende Hyäne hatten ihn noch nicht sehr angefressen. Juma, ein hochwüchsiger Somali, hatte am frühen Vormittag den Sterbenden entdeckt und war sofort zur Baustelle zurückgelaufen. Kaum war Cameron informiert worden, um was es ging, hatte er zwei Parsen mit Schaufeln zu sich beordert und war unverzüglich mit Juba zur Fundstelle gegangen.
    Der Leichnam eines Eingeborenen oder Inders hätte nicht solche Aufregung verursacht, doch bei dem Toten handelte es sich um einen Weißen. Er lag mit dem Gesicht im Gras. Seine Khakikleidung war verschlissen und schmutzig; die Stiefelsohlen hatten Löcher, doch der neben ihm liegende Karabiner war in tadellosem Zustand, ebenso wie die Munition im noch zu einem Drittel gefüllten Patronengürtel.
    „Helft mir, ihn umzudrehen!“, sagte Cameron. Im Kreis umhockt von den flügelschlagenden Kappengeiern, in einigem Abstand von der lauernden jungen Hyäne umschlichen, ergriff Cameron einen Fuß der

Weitere Kostenlose Bücher