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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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Leiche; Juma fasste sie an der Schulter, und gemeinsam legten sie den armen Teufel, einen kräftigen, rotbackigen Kerl mit einem dichten Schnauzer, auf den Rücken. Der Sonnenhut fiel auf die Erde, und man sah die weiße Kopfhaut unter dem sich lichtenden Haar. Das Gesicht war mit einem überraschten Ausdruck erstarrt, und der Mund seltsam verzerrt. Cameron vermutete, dass der Mann vom Schlag getroffen worden oder einem Herzanfall erlegen war. Die Parsen hatten begonnen, das Grab auszuheben. Cameron beugte sich vor, verscheuchte die Schmeißfliegen vom Gesicht des Toten und bedeckte die glasigen Augen mit seinem Taschentuch.
    Jäh hatte er den Eindruck, den Weißen zu kennen, und plötzlich fiel ihm ein, dass der Mann Henry Murchison hieß und er ihm vor ungefähr drei Jahren, als das Gleis durch die Tibiwüste verlegt wurde, im Camp der Streckenarbeiter begegnet war. Damals hatte Murchison sich auf dem Weg nach Mombasa befunden, begleitet von einer langen Reihe mit Elefantenzähnen beladenen Wakambaträgern. Erstaunt hatte Cameron die Beute gesehen und etwa siebzig Stoßzähne gezählt, von denen einige länger gewesen waren als er. Muchison hatte angedeutet, dass ihr Wert höher war denn alles, was Cameron ein Leben lang bei der Eisenbahngesellschaft verdienen konnte. Beim Cognac, von dem sehr viel getrunken worden war, hatte der Elefantenjäger seine in der Wildnis von Uganda in der Nähe des Victoriasees erlebten Abenteuer erzählt, von der aufregenden Jagd, den Augenblicken, wenn er mit knapper Not einem der wütend auf ihn einstürmenden Dickhäuter entkommen war. Begierig hatte Cameron ihm zugehört.
    Er rief sich in die Gegenwart zurück und sagte sich grimmig, das alles sei vor langer Zeit gewesen. Doch nun lag Murchison vor ihm, und er sah ihn unter weitaus weniger beeindruckenden Umständen wieder. Diesmal war kein Elfenbein in Sicht; es gab keine farbigen Geschichten zu erzählen, und nirgends ließ sich eine Spur des Vermögens entdecken, das Murchison inzwischen erworben haben musste. Cameron zog sich das Hemd aus, löste einen der Parsen beim Graben in der harten roten Erde ab und verschaffte auf diese Weise seiner Erbitterung Luft. Er schaufelte wie besessen und schwitzte unter der bereits hoch am Himmel stehenden Sonne.
    Sobald das Grab tief genug war, um Raubtieren keinen Zugang zu ermöglichen, richtete er sich schweißtriefend auf und packte den Leichnam unter den Achseln, um ihn zu beerdigen. Das Knistern von Papier im Hemd des Toten ließ ihn innehalten. Er hieß die Parsen, einen Moment zu warten, und schalt sich im Stillen, weil er so unbedacht gewesen war. Er wäre übereilt gewesen, hätte er nicht wenigstens nach einem Hinweis gesucht, wer von Murchisons Tod zu benachrichtigen sei. Vielleicht hatte der Elfenbeinhändler Briefe bei sich oder Fotografien, möglicherweise sogar ein Adressbuch.
    Rasch durchsuchte er die Leiche, fand jedoch nur eine leere lederne Brieftasche und ein vergilbtes, zusammengefaltetes Stück Papier. In der Absicht, sich später damit zu befassen, steckte er beides in seine Hemdtasche. Mit Unterstützung der Parsen hob er den Toten hoch und senkte ihn in das Grab.
    Juma bückte sich, hob das Gewehr auf und wog es prüfend in der Hand. „Das ist ein guter Karabiner, Bwana“, stellte er fest, „und ausgezeichnet für die Jagd.“
    Cameron blickte auf die großkalibrige Waffe. Sie hatte so viel Durchschlagskraft, dass man damit durch einen einzigen gezielten Schuss einen schweren Elefantenbullen zur Strecke bringen konnte. Cameron versagte es sich, alten Träumen nachzuhängen. Diese Zeit lag hinter ihm. Er konnte es sich nicht leisten, neue Luftschlösser zu bauen. Bedächtig schüttelte er den Kopf. „Nein. Die Waffe ist das Einzige, was der Tote hinterlassen hat. Wir werden sie mit ihm begraben.“ Er nahm sie dem enttäuschten Somali ab und legte sie neben den Leichnam.
    Wie missmutige, eines opulenten Mahles beraubte Trauergäste hockten die krächzenden Schmutzgeier um die Männer. Sobald die Erdbrocken in das Loch flogen, erhoben sie sich einer nach dem anderen und flatterten davon. Am Ende der Beerdigung war sogar die Hyäne verschwunden. Da es kein Holz für ein Kreuz gab, ordnete Cameron Steine in dieser Form auf dem Erdhügel an. Respektvoll schweigend standen die Parsen und Juma neben ihm, während er die ihm in Erinnerung gebliebenen Reste des Dreiundzwanzigsten Psalms murmelte. Murchison hatte zwar nicht den Eindruck erweckt, sehr religiös eingestellt

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