HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
er beabsichtigte, den Entführern seiner Tochter aufzulauern.
Mr. Robertson hatte die gerötete Stirn gefurcht und eingewandt: „Aber das ist Kikuyuland! Sie würden ein großes Risiko eingehen, Sir!“
Cameron hatte mit den Schultern gezuckt. „Ich hatte schon früher mit den Kikuyu zu tun. Sie sind nicht so gefährlich, wenn man sie anständig behandelt.“
Fahrig hatte Mr. Robertson sich durch das blonde Haar gestrichen. „Dann wissen Sie offenbar nicht, dass im letzten Monat ein Haufen Kikuyu eine hinter Marunga gelegene Missionsstation überfallen und alle Leute niedergemacht hat. Ihr Medizinmann hatte sie dazu angestachelt, wie ich gehört habe, und behauptet, ihr Gott Ngai sei böse, und die Dürre würde nicht enden, ehe nicht jeder Ausländer von ihrem Land vertrieben worden sei. Nun ist natürlich jeder dort oben in Angst und Schrecken.“
Cameron hatte die Zeichnung zusammengefaltet. „Mich lässt das kühl. Ich muss da hinauf. Sonst kann ich gleich die Hoffnung aufgeben, meine Tochter je zu finden.“
„Aber wie können Sie Ihre Gattin da mitnehmen wollen?“
„Sie wird mich nicht begleiten. Sie weiß es zwar noch nicht, doch ich habe schon lange die Absicht, sie hierzulassen. Ich werde Ihnen Geld geben, damit sie Ihnen nicht zur Last fällt, und für die Ihnen entstehenden Unkosten, wenn Sie sie zur Eisenbahnbaustelle zurückbringen.“ Er hatte in die Hosentasche gegriffen, war indes von Mr. Robertson gehindert worden.
„Lassen Sie das bleiben. Meine Frau ist froh, Gesellschaft zu haben. Und außerdem rechnen wir täglich damit, dass Rose Pioneer hier eintrifft. Sie wird zweifellos zur Baustelle fahren, um dort Geschäfte zu machen, und glücklich sein, Ihre Gattin mitnehmen zu können.“
„Gut, dann ist die Sache abgemacht!“ Cameron hatte das Gefühl gehabt, ihm sei eine schwere Last von der Seele genommen worden. Er kannte die Rose Pioneer genannte Rosemary Wallace, die mit ihrem Verkaufswagen allein durch das afrikanische Hochland fuhr, während ihr Mann in Fort Smith das Geschäft führte, wie ein Mann fluchte und jeden niederzuschreien imstande war. Niemand legte sich mit ihr an, nicht einmal ein Kikuyu. Bei ihr war Mary gut aufgehoben.
„Wann haben Sie vor, es Ihrer Gattin zu sagen?“, hatte Mr. Robertson sich erkundigt.
„Ich werde es ihr überhaupt nicht mitteilen. Sie ist eine eigensinnige Frau, die man, wüsste sie Bescheid, in Ketten legen müsste, damit sie mir nicht folgt.“
„Ich verstehe.“ Mr. Robertson hatte eine Weile überlegt. „Nun, Ihre Entscheidung ist natürlich zu ihrem Besten. Aber erwähnen Sie die Sache mit keinem Wort meiner Frau gegenüber, denn sie würde den Mund bestimmt nicht halten.“
Diesen Rat gedachte Cameron zu beherzigen. Er war sich der Nähe der Gattin sehr bewusst. Im Kerzenlicht glänzte ihr Haar wie Gold; die vollen Lippen wirkten weich wie die eines Kindes, und sie verströmte einen angenehmen Duft. Aber sie schaute Cameron kein einziges Mal an, und er hatte das Gefühl, sie wisse, dass er sie hintergehen wollte. Verdammt, dabei hasste er es, sie oder irgendeinen anderen belügen zu müssen. Doch er durfte sie den bevorstehenden Gefahren nicht aussetzen, vor allem nicht unter den von Mr. Robertson beschriebenen Umständen.
„Was halten Sie davon, Mr. MacKenna?“
Mr. Robertsons Frage riss ihn in die Gegenwart zurück. Er zwinkerte verständnislos.
Malcolm lachte. „Wir reden über Nairobi. Ich versichere Ihnen, die Gegend ist im Moment noch Sumpfland, doch wenn der Schienenstrang den Ort erreicht und die Eisenbahngesellschaft dort ihren Hauptsitz eingerichtet hat, werden die Häuser wie Pilze aus dem Boden schießen. Meinen Sie nicht auch?“
„Oh, daran hege ich nicht den geringsten Zweifel“, stimmte Cameron zu. „In einem Jahr wird Nairobi eine blühende Stadt sein.“
„Ich habe nachgedacht und bin zu der Erkenntnis gelangt, dass jemand mit architektonischen Fähigkeiten in Nairobi sein Glück machen könnte“, sagte Malcolm und blickte die Gattin an, als stünde er im Begriff, einen wichtigen Entschluss zu verkünden. „In Glasgow habe ich als Zimmermann gearbeitet. Aber da stand ich in Lohn und Brot und habe mir geschworen, nie wieder abhängig zu sein. Nein, ich würde gern eine eigene Baufirma gründen.“
„Malcolm!“ Sacht legte Clara die Hand auf den Arm ihres Mannes. „Du bist allein und würdest viele Helfer brauchen.“
„Ja, das weiß ich. Ich hoffte, dass wenigstens mein Bruder mich
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