HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
durch so viele Dinge abgelenkt worden, dass er keinen Gedanken an die Unterbringung für die Nacht verschwendet hatte. Nun wurde ihm jäh klar, welches Problem vor ihm lag. Die Gattin im Mondschein zu küssen, war eine Sache, doch seine körperliche Erregung Beweis genug, dass er sich nicht zutrauen konnte, mit Mary allein zu sein, schon gar nicht im Dunklen, in der köstlichen Wärme eines richtigen Federbettes. Verstohlen warf er der Gemahlin einen Blick zu. Sie hatte Mrs. Robertson Hände ergriffen und bedankte sich für die Gastfreundschaft. Das Licht beleuchtete ihr zerzaustes Haar, die geschwollenen Lippen und die geröteten Wangen. Glücklicherweise gab Mrs. Robertson sich den Anschein, das alles nicht zu bemerken. In der kühlen Nachtluft schwitzend, überlegte Cameron, ob er bei den Swahili nächtigen und vor dem Morgengrauen verschwinden solle. Dann ging er kein Risiko ein. Aber er verzichtete auch auf jedes Vergnügen.
Schließlich war Mary noch immer seine Gemahlin, und sie hatte seine Küsse willig erwidert. Wenn er jetzt Reißaus nahm, würde er nie erfahren, ob sie nur Theater gespielt hatte oder sich wirklich nach ihm verzehrte. Er bekam schwache Knie bei dem Gedanken, sie könne ihn wirklich noch lieben und mit ihm zusammen sein wollen. Die Schlussfolgerung, dass sie gemeinsam einen neuen Anfang machen konnten, war beglückend, aber er wagte nicht, daran zu glauben. In den vergangenen Tagen war ihm bewusst geworden, dass er sich früher zwar gesagt hatte, er brauche niemandes Liebe und es sei ihm einerlei, in dem gottverlassenen Darlmoor von allen als Träumer verlacht worden zu sein. Seit der Ankunft in Afrika jedoch hatte er in einem elenden, von ihm selbst geschaffenen Gefängnis gelebt, in dem er hinter einer Mauer aus verletztem Stolz gefangen war. Und ihm war in aller Deutlichkeit klar geworden, wie sehr er Marys Liebe brauchte.
„Gute Nacht, Mr. und Mrs. MacKenna“, verabschiedete sich Clara. „Schlafen Sie gut. Wir sehen uns dann morgen früh.“ Mit rauschenden Röcken kehrte sie ins Haus zurück und schloss die Tür.
Heftig klopfenden Herzens drehte Mary sich zum Gatten um. Er stand im Schatten und wartete offensichtlich darauf, dass sie den nächsten Schritt unternahm. Noch war Zeit, die Flucht zu ergreifen und Mrs. Robertson in die Geborgenheit des hell erleuchteten Wohnzimmers zu folgen. Aber die Füße wollten Mary nicht gehorchen, und verstört fragte sie sich, was mit ihr geschah. Sie versuchte, sich Arthur Tarrington-Leighs Gesicht in Erinnerung zu rufen, doch es gelang ihr nicht. Jennifer war Camerons Tochter und er derjenige, von dem ihr junges Leben abhing. Nur er hatte die innere Kraft, sie zu retten, und er allein war stark genug für das, das Mary in dieser Nacht brauchte. Ohne ihn konnte sie nicht mehr sein. Sie brauchte ihn jetzt mehr, als sie je im Leben eines anderen Menschen bedurft hatte. Sie zögerte kurz, nahm dann allen Mut zusammen und breitete, innerlich voller Vorfreude zitternd, die Arme aus.
Mit drei langen Schritten war Cameron bei ihr und führte sie ins Schlafzimmer.
Ein leiser Seufzer entrang sich ihren Lippen, als er sie an sich drückte. Sie bot ihm die Lippen, und wundervolle Reize, die sie schwach vor Verlangen machten, durchströmten sie bei seinen sanft erkundenden Küssen. Sie schlang ihm die Arme um den Nacken und zog ihn so fest an sich, dass sie den heftigen Schlag seines Herzens spüren konnte.
„Oh, Mary!“, flüsterte er zwischen den Küssen. „Ich brauche dich! Seit Langem!“
In einer Aufwallung von Gefühlen war sie nicht fähig, etwas zu erwidern. Sie hatte den Eindruck, als taue sie inner-lich auf, und die Süße dieser Empfindungen raunte ihr zu, dem Gatten zu vertrauen und ihn zu lieben. Zu lange zurückgehaltene Emotionen brachen sich Bahn, und voller Hingabe ging sie auf seine Küsse ein. Aufstöhnend fühlte sie seine Finger auf den Brüsten.
Er knöpfte ihr die Bluse auf, streifte sie ihr von den Schultern und küsste sie auf die vollen Rundungen der halb entblößten Brüste.
Sie war sicher, dass er wusste, wie sehr es sie nach ihm verlangte. Vier Jahre lang war sie allein und unberührt gewesen und wollte es nie wieder sein. Sie wusste, nach dieser Nacht konnte sie nicht heimreisen und Mr. Tarrington-Leigh vor die Augen treten. Aber das war nicht mehr von Bedeutung.
„Mary, oh, Mary, mein Mädchen!“ Stürmisch riss Cameron sie an sich, half ihr dann aus den Kleidern, entledigte sich seiner Sachen und küsste sie
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