HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
konnte.
Unvermittelt überkam ihn Schüttelfrost. Rasch setzte er sich auf die Erde und schlug in ohnmächtiger Wut mit der Faust auf das ausgedorrte Gras. Nie im Leben hatte er sich so verdammt hilflos gefühlt. Er kämpfte darum, bei Sinnen zu bleiben, denn war er bewusstlos, konnte Mary ihn nicht transportieren. Er musste imstande sein, in den Schatten zu gelangen, wo immer in dieser Gluthölle ein kühles Fleckchen zu finden war. Angestrengt starrte er in die flirrende Hitze, in der die Gattin verschwunden war. Sie hatte Mumm, seine schöne Mary Margaret. Doch selbst alle Courage würde ihr nicht helfen, es mit den widrigen Umständen aufzunehmen, denen sie nun ausgeliefert war. Er wusste, er hätte beim ersten Anzeichen der Erkrankung Schatten aufsuchen müssen, und machte sich nun Vorwürfe ob seiner Halsstarrigkeit. Da so viel auf dem Spiel stand, hatte er sich gegen den Gedanken gewehrt, er könne an Malaria erkrankt sein. Und nun war die Lage für Mary und ihn sehr kritisch geworden.
„Ich habe eine Höhle entdeckt!“
Die Stimme der Gattin hatte grell geklungen. Das Blut rauschte ihm in den Ohren; er konnte Mary nur noch schemenhaft wahrnehmen und ahnte, dass er bald ins Delirium fallen würde.
„Sie ist sehr klein, aber wir haben Platz. Steh auf, Cameron. Du musst laufen.“ Sie legte sich seinen linken Arm über die Schultern und bemühte sich, ihn auf die Füße zu bekommen. „Bitte!“, flüsterte sie eindringlich und stieß ihn in die Rippen. „Cameron, allein schaffe ich es nicht! Du musst dich anstrengen!“
Seine Glieder waren bleiern, und stöhnend zwang er sich, von Mary unterstützt, in die Höhe.
„So ist es gut!“, sagte sie erleichtert. „Und nun beweg dich. Langsam! Einen Schritt nach dem anderen! Wir kommen zur Höhle, Cameron MacKenna, und wenn ich dich durch das verdammte Dornengestrüpp hinter mir herzerren müsste!“
Er stützte sich auf sie. Seit der Kindheit war es das erste Mal, dass er die Hilfe eines anderen Menschen in Anspruch nahm. Marys Willensstärke verlieh ihm Kraft. Süße, mutige Mary! Er gelobte sich, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um mit ihr zusammenzubleiben und sie nie mehr zu verlassen, falls es ihnen gelang, diese Krise zu überleben.
Bei der Ankunft in der Höhle redete Cameron wirr, torkelte und stolperte über die eigenen Füße. Mary war erschöpft und schweißgebadet von der Anstrengung, ihn aufrecht zu halten. Die Höhle war höchstens vier oder fünf Schritte lang, kaum hoch genug zum Stehen und verjüngte sich am Ende. Bevor Mary zu ihrem Mann zurückgegangen war, hatte sie den Rock ausgezogen, die düstere Behausung damit von trockenem Laub, Reiser und den Kothaufen kleiner Tiere gereinigt und dann den Schlafsack auf dem halbwegs ebenen Boden ausgerollt. Nun half sie Cameron, sich hinzulegen, setzte sich zu ihm und lehnte sich, die Augen schließend, an die Felswand.
Sie ahnte, dass dem Gatten das Schlimmste noch bevorstand und er ganz auf sie angewiesen war. In den kommenden Tagen würde sein Zustand ständig zwischen Fieber und Schüttelfrösten schwanken und er viel Wasser brauchen. Aber seine Feldflasche war fast leer und ihre nur noch ein Drittel gefüllt. Deshalb musste sie, um nicht zu verdursten, unbedingt Wasser finden. Er stöhnte laut, und erschrocken schlug sie die Lider auf. Er wurde von heftigem Zittern geschüttelt.
„Mary, mein Liebling“, flüsterte er matt und mit klappernden Zähnen. „Mir ist so kalt.“
Sie beugte sich vor, berührte seine Wange und merkte, dass seine Haut vom Fieber glühte. Rasch zog sie seinen Schlafsack aus seinem Bündel und deckte ihn damit zu.
„Ich friere“, murmelte er, obwohl der Schweiß ihm über das Gesicht rann.
Vor Angst kroch Mary unter den obersten Schlafsack, schmiegte sich an den Gatten und nahm ihn in die Arme. „Es wird dir bald besser gehen“, sagte sie beruhigend. „Ich wärme dich, Cameron.“ Sie drückte ihn fester an sich. „Schlaf, mein Herzallerliebster“, wisperte sie, und das Wort kam ihr mit solcher Natürlichkeit über die Lippen, als habe sie es immer zu ihm gesagt. „Ruhe dich aus, Schätzchen, damit du gesund wirst. Ich bin bei dir. Ich werde dich nicht verlassen.“
Zuckungen liefen durch seinen Körper, und sie wusste nicht, ob er sie überhaupt verstanden hatte. Doch das war ihr einerlei. Sie war froh, dass sie die Koseworte ausgesprochen hatte. Aus verletztem Stolz war sie dazu nicht fähig gewesen. Aber nun musste sie Cameron gestehen, wie
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