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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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Karabiner in die Hand gedrückt und war zwischen den Steinen verschwunden. Sie lehnte sich an die Felswand und versuchte, sich zu entspannen. Die Geräusche der Nacht drangen zu ihr herüber – der ihr das Gesicht kühlende, durch die Schlucht heulende Wind, über den fernen Hügeln rumpelnder Donner, das schrille Pfeifen einer wie ein Gespenst vorbeifliegenden Fledermaus. Die Zeit verstrich so langsam, dass Mary, wiewohl sie wusste, dass Cameron erst vor Minuten gegangen war, bald das Gefühl bekam, er sei seit Stunden fort. Sie strengte sich an, um auch den leisesten, aus der Schlucht heraufdringenden Laut zu vernehmen, doch außer dem Säuseln des Windes und den Rufen weit entfernter Tiere war nichts zu hören.
    Schließlich stand sie rastlos auf und reckte sich. Der Mann, den sie liebte, war irgendwo dort unten am Rande der Schlucht, allein, Gefahren ausgesetzt und nur mit einem Panga bewaffnet. Und auch Jenny, ihr Kind, war da. Unfähig, länger untätig zu bleiben, nahm sie das schwere Gewehr, schulterte es und ging, da der Gatte sich links von der Schlucht gehalten hatte, zur rechten Seite. Sie wusste, dass sie wortbrüchig geworden war und diesen Beschluss vielleicht bereuen würde. Aber sie war nicht imstande, auf Camerons Rückkehr zu warten.
    Getrieben von dem Wunsch, einen Blick auf die Tochter zu erhaschen, rückte sie Stück für Stück der Schlucht näher. Nach einer Weile sah sie eine Anhäufung von Felsen vor sich und beschloss, zu ihnen zu gehen, weil sie von dort bestimmt gute Sicht auf den Engpass hatte. Sie benutzte das Gewehr als Stütze und tappte über Geröll. Einmal rutschte sie aus, und das Gepolter der Steinchen klang ihr wie Donnerhall in den Ohren. Erschrocken blieb sie stehen und rechnete damit, dass nun im Lager Alarm gegeben würde, doch das war nicht der Fall. Vielleicht war der Lärm doch nicht so laut gewesen, wie sie angenommen hatte. Behutsam schlich sie weiter und überlegte, wo der Gatte sein mochte. Möglicherweise war er zurückgekommen und ärgerte sich, weil er sie nicht mehr antraf, oder er befand sich noch am Rande der Kluft.
    Endlich hatte sie die aufragenden Felsen erreicht, suchte keuchend zwischen ihnen Deckung und setzte sich so, dass sie die Schlucht gut überblicken konnte. Im Lager machte man sich zur Nacht bereit. Sechs arabische Zelte standen im Halbkreis um das Feuer; die schätzungsweise dreißig oder vierzig Sklaven hockten, mit schweren Eisen an den Füßen gefesselt und durch eine Kette zusammengebunden, auf der Erde, und die Joche, die sie beim Marsch tragen mussten, lagen am Rande des Camps zu einem Haufen aufgeschichtet. Drei Swahili, die an den Hüften zusammengerollte Peitschen trugen, lungerten um das Feuer. Vor einem Zelt saßen zwei rauchende Araber auf einem Teppich bei einem Spiel zusammen. Mary erkannte niemanden. Durch nichts war festzustellen, dass es sich tatsächlich um die Entführer ihrer Tochter handelte. Ihr sank das Herz, als sie begriff, dass sie wahrscheinlich die ganze Nacht hinunterstarren konnte, ohne etwas Wesentliches zu beobachten.
    Plötzlich wurden die Eingangsplanen eines Zeltes zurückgeschlagen, und eine hagere, vertraut erscheinende Gestalt schlenderte in den Widerschein des Feuers. Selbst aus der Ferne erkannte Mary den früheren Leibwächter des Emirs. Der Zorn, ihn zu sehen, war so groß, dass ihr schwindlig wurde. Sie umklammerte die schroffen Ränder der Steine, bis sie ihr die Haut ritzten. Hassans langes, wie ein Totenschädel aussehendes Gesicht und sein verschlagener Blick hatten sie wochenlang in ihren Träumen verfolgt. Doch erst jetzt merkte sie, wie sehr sie diesen Mann hasste. Sie hatte ihm ihr Liebstes zum Schutz anvertraut und war von ihm mit einer Kaltblütigkeit getäuscht worden, die ihr das Blut gefrieren ließ.
    Sie hob das neben ihr liegende Gewehr auf, legte den Lauf auf einen Felsbrocken und stützte den Schaft gegen die Schulter. Dann entsicherte sie es, zielte durch Kimme und Korn und richtete die Mündung auf Hassan aus. Unwillkürlich krümmte sie den Finger um den Abzug, ohne ihn jedoch zu betätigen. Überrascht von der Heftigkeit ihrer Gefühle, erkannte sie, dass sie imstande sein würde, Hassan zu erschießen. Die Erkenntnis erschütterte sie, aber sie war willens, sollte der Tochter ein Leid geschehen, ihn zu töten.
    Mit bebender Hand senkte sie das Gewehr, denn es wäre töricht gewesen, ihn jetzt umzubringen. Das hätte einen Aufruhr im Lager verursacht, den Gatten in Gefahr gebracht

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