HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
ungefähr dreißig oder vierzig männlichen Sklaven, die fröstelnd und nass unter überhängenden Felsvorsprüngen kauerten. In den vergangenen Wochen waren sie der gemeinsten, rohesten und grausamsten Behandlung durch ihre Peiniger ausgeliefert gewesen, und Mary war nicht sicher, wie sie auf ihre Gegenwart reagieren würden. Vielleicht wurde sie angegriffen und in Stücke gerissen.
Aber sie hätte sich nicht sorgen müssen. Die meisten Sklaven waren so krank und apathisch, dass sie ihre Anwesenheit kaum wahrzunehmen schienen. Sie zeigten nur Interesse am Essen, das sie mit bloßen Händen aus der Kalebasse zu sich nahmen, während Mary langsam an ihnen vorbeiging. Die Joche hatten ihre Rücken blutig gescheuert; die Wunden waren entzündet, und auch an den Gelenken von Händen und Füßen der Sklaven bemerkte Mary Vereiterungen. Viele hatten noch blutige, von Ungeziefer übersäte Striemen von Auspeitschungen. Einige der Männer waren sichtlich sterbenskrank. Die anderen, die noch die Kraft hatten, die Köpfe zu heben, sahen Mary aus Augen an, in denen jeder Lebensfunke erloschen war. Sie musste sich bemühen, nicht in Tränen auszubrechen. Ihr Ziel war, diesen Männern Hoffnung zu machen und sie zum Aufstand gegen ihre Peiniger aufzustacheln. Aber sie hatte nicht mit dem Ausmaß des Elends gerechnet, das sie nun sah. Es würde viel länger als gedacht dauern, ihren Plan in die Tat umzusetzen, falls es überhaupt gelang.
Die Kalebasse war stets schneller leer, als Mary sie aus dem großen Topf füllen konnte. Während sie den Sklaven zu essen gab, raunte sie ihnen aufmunternde Worte zu, soweit die beschränkte Kenntnis der Eingeborenensprache es ihr erlaubte. Ihre Bemerkungen riefen jedoch bei den Männern, die ihr zuhörten, nur verständnislose Blicke hervor. Sie wollte ihre Bemühungen bereits entmutigt aufgeben, als ein Sklave, der älter als die anderen war und verkrustete Peitschenstriemen auf dem Rücken hatte, ihr in stockendem Englisch antwortete.
„Ich heiße Mboma und habe in einer Missionsstation gearbeitet, Memsahib“, sagte er. „Ich habe verstanden, was Sie wollen. Aber wie sollen wir kämpfen? Wir sind krank, schwach und unbewaffnet und obendrein aneinander gefesselt. Wie also sollen wir uns gegen unsere Schinder auflehnen, die Peitschen und Gewehre haben?“
„Ihr müsst sie überraschen“, antwortete Mary eindringlich. „Benutzt, was euch zur Verfügung steht, eure Hände, die Ketten oder alles, das ihr den Sklavenhändlern entreißen könnt. Und wenn ihr sie angreift, dann handelt gleichzeitig.“
Mboma schüttelte den Kopf. „Wie sollen wir eins sein, Memsahib? Einige von uns sind miteinander verfeindet. Unsere Stämme haben sich bekriegt, seit wir Kinder waren. Wir sprechen unterschiedliche Sprachen. Sie, Sahiba, sind eine Fremde, die nichts von diesen Dingen versteht. Überlassen Sie das Gerede über einen Aufstand uns Männern.“
„Ich sehe keine“, entgegnete Mary verächtlich und straffte sich erbost. „Ich sehe nur Sklaven.“ Sie wandte sich ab und kehrte entmutig zum Feuer zurück. Sie hatte alle Hoffnung auf die Sklaven gesetzt. Aber sie wollten nicht kämpfen und ihr nicht einmal zuhören. Beim Feuer blieb sie stehen und schaute erstaunt zum Zelt, wo die Araber und Hassan spielten. Lärm drang heraus, Freudenschreie und mürrisches Stöhnen. Einen Moment später wurden die Planen aufgestoßen, und die vier Araber torkelten, sich reckend, die Glieder dehnend und gegen das Licht blinzelnd, ins Freie. Zwei, offensichtlich die Verlierer, machten missmutige Mienen, und einer von ihnen rülpste und spuckte auf dem Weg zu seinem Zelt ins Feuer. Der dritte, ein kleinwüchsiger, sehniger Mann mit einer Warze auf der Nase musterte Mary lüstern aus blutunterlaufen Augen, leckte sich die Lippen und machte eine obszöne Geste.
Mary erschauerte, denn die Bedeutung war allzu offenkundig gewesen. Sie gelobte sich, eher zu sterben, als diesem widerlichen Kerl zu gestatten, Hand an sie zu legen. Doch sie durfte nicht sterben, da sie kostbares neues Leben unter dem Herzen trug.
Hinter dem dritten Araber war Hassan mit triumphierendem Grinsen aus dem Zelt gekommen, einen prallen Lederbeutel in der Hand. Er erteilte dem schwarzen Wächter Befehle und kam dann auf Mary zu. „Heute Nacht bleiben wir hier“, sagte er. „Aber ich nehme an, dass Suleiman nicht bis zum Dunkelwerden warten will, bis er in den Genuss seines Siegespreises gelangt. Du wirst jetzt mit ihm gehen.“
„Nein!“
Weitere Kostenlose Bücher