HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
Zeit wurde, sich den mörderischen Strahlen der Wüstensonne zu entziehen. Die drei Reisegefährten hatten angehalten, und Victoria beschäftigte sich mit ihrer Stute, als Jed plötzlich wie aus dem Nichts erschien und sie hinter sich drängte.
Schwitzend und ärgerlich wollte sie sich gerade erkundigen, womit sie sich eine solche Behandlung verdient hatte, als Ali auf herannahende Fremde deutete, vier Männer, die eine kleine Anzahl Kamele mit sich führten. Obwohl Jed äußerlich ganz ruhig blieb, sah Victoria, dass er zu der Pistole griff, die im Gürtel seiner Hose steckte.
„Beduinen?“, fragte sie und war recht froh über Jeds Nähe.
„Nein, das sind wahrscheinlich Dorfbewohner“, antwortete er. „So wie sie aussehen, handelt es sich wohl um Derwische, vermutlich Sammanijeh, eine ziemlich neue Sekte mit einigen wirklichen Fanatikern. Fremde mögen die überhaupt nicht. Was immer auch passiert, Vicky, Sie halten sich zurück, und wenn ich Ihnen etwas befehle, springen Sie. Ist das klar?“
„Jawohl, Jed.“
Da sie sich so kooperativ zeigte, fühlte er sich wohler. Dazu trug auch das Gewehr bei, das Ali herausgeholt hatte und dessen Lauf jetzt scheinbar lässig am Bein des Ägypters lehnte. Mit seiner Verletzung wird er wahrscheinlich nicht schießen können, doch das wissen ja die Derwische nicht, dachte Jed und beobachtete die Ankömmlinge.
„Nibarak sa’id“, grüßte der kleinste der Männer. Möge dein Tag glücklich sein.
„Nibarak sa’id we’mubarak“, erwiderte Jed höflich und charmant, hielt jedoch weiterhin den Kolben seiner Pistole fest, obwohl die Reisenden auf ihren Kamelen sitzen blieben.
„Was führt dich mitten in die Wüste?“, fragte einer der Männer in seiner eigenen Sprache.
Victoria wusste nicht, wovon die Rede war. Deshalb beschlich sie Unbehagen, obwohl Jed lächelte und ihm die fremdartigen Worte wie selbstverständlich von den Lippen kamen.
„Ich erkunde eine Route für einen neuen Karawanenherrn“, antwortete er. Dass er ihre Sprache so gut beherrschte, beeindruckte die Araber ebenso wie die Waffen, welche Ali und er besaßen, doch ihre höchste Aufmerksamkeit erregte etwas ganz anderes. Sobald sie nämlich Victoria sahen, starrten sie sie an wie ein Schwarm hungriger Bussarde. Jed juckte es in den Fingern an seiner Pistole.
„Du bist von der Hauptroute abgekommen“, meinte der Anführer der Gruppe, ohne die Augen von Victoria zu wenden. „Wäre es möglich, dass du dich verirrt hast?“
„Nein. Mein Herr will nicht, dass seine Ware irgendwo auf den viel benutzten Straßen der Wüste verschwindet. Er verlangt eine private Route, wenn du weißt, was ich meine.“
„Ein Sklavenhändler?“, erkundigte sich der Anführer. Er ritt näher heran und begutachtete Victoria ganz offen.
„Die Ware, die er zu transportieren wünscht, ist eher von der explosiven Sorte“, lautete Jeds absichtlich rätselhafte Antwort, weil er die Gedanken des Derwischs von Victoria ablenken wollte.
„Ah, Waffen, nicht wahr?“ platzte der Jüngste der Gruppe heraus. „ Von solchen Transporten habe ich gehört.“
„Hauptsächlich handelt er mit Munition“, informierte Jed ihn. „Unten in Khartum hat man ein riesiges Pulvermagazin gebaut, und das muss ja gefüllt werden.“
„Der neue Prophet sagt, dass die dort gelagerten Waffen und die Munition sehr bald gebraucht werden.“
„Ja, das habe ich auch gehört“, sagte Jed, der froh war, dass er beim Pokern so gut bluffen gelernt hatte.
„Ich sehe bei dir weder Gewehre noch Munition“, warf einer der vier zweifelnd ein.
„Ich sagte doch, ich erkunde nur die Route.“
„Und die Frau?“, fragte der Anführer.
„Die gehört mir“, erklärte Jed, und zur Bekräftigung zog er Victoria nach vorn und legte ihr seinen Arm um die Schultern, wobei seine Hand ganz lässig über ihrer Brust hing.
„Wie du meinst“, sagte der enttäuschte Fremde, den das zur Schau gestellte Eigentumsrecht des Amerikaners abschreckte.
„ Vielleicht möchtest du unsere Pferde eintauschen?“, bot Jed an. „Die sind ohnehin mehr wert als die Frau.“
„Schon, doch dann hättet ihr ja keine Transportmittel mehr“, bemerkte einer der Derwische und überlegte sich, ob es möglich wäre, die beiden Männer zu töten und auf diese Weise sowohl die Pferde als auch die Frau zu bekommen.
„Ihr könntet ja drei eurer Kamele dafür geben“, schlug Jed vor. Ruhig zog er die Pistole heraus, spannte den Hammer und tat so, als studierte er
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