HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
meinen Verstand. Es ist auch nicht das Einzige, woran ich mich erinnere …“, fügte er hinzu. Shannas Wangen färbten sich rot. „Es ist lange her, seit ich eine Frau so entzückend rot werden sah. Und noch viel länger, seit ich etwas – oder jemanden – in den Armen gehalten habe, der so reizend und weich war. Eine wunderschöne Erinnerung für einsame Nächte. Aber keine Angst“, sagte er schnell, als er die Furcht in Shannas Augen erkannte. „Es ist unser Geheimnis. Es wäre Ihrem guten Ruf nicht dienlich, wenn das Gerücht sich verbreitete, dass Sie die ganze Nacht über meine Hand gehalten hätten. Allerdings bezweifle ich, dass jemand glauben würde, dass alles so harmlos war, wenn ich daran beteiligt war.“
Abraham kam auf die Veranda und stellte einen Teller vor Rafe, auf dem alles in großen Portionen vorhanden war: Eier, Schinken, Tomaten und dicke Scheiben frisch gebackenes Brot.
„Hannah hat gesagt, dass Sie im Morgengrauen schon hinausgeritten sind, Master Rafe. Ich schätze, Sie wollten sich alles ansehen. So wie Sie auf Balthazar zurückgekommen sind, kann ich mir denken, wo Sie waren.“
„Zum Glück bin ich meinem Bruder nicht begegnet. Ich hätte ihm das Genick gebrochen“, erklärte Rafe grimmig und stach mit der Gabel wütend in den Schinken. „Was zum Teufel ist hier passiert, seit ich weg bin? Das Dach der Scheune für die Baumwolle bricht bald ein. Die Sklavenquartiere haben in zwei Jahren keine Spur Farbe bekommen, und irgendjemand hat den Menschen, die früher Wildwood als Heimat ansahen, entsetzliche Angst eingejagt. Und man hat die Peitsche benutzt, Abraham. Das werde ich nicht dulden. Früher hat man sie auch nie gebraucht.“
Die blauen Augen funkelten wütend. Wieder war Shanna sich bewusst, dass er Mühe hatte, einen Kampf im Innern niederzuringen.
„Aber Sie sind nicht da, Master Rafe, und Master Wayne hat einen Aufseher eingestellt, der Mann heißt Jack Hanson.“ Abraham sprach den Namen nur zögernd aus.
„Hanson! Diesen Abschaum! Ist mein Bruder nicht fähig, die Plantage mit meinem Vater allein zu leiten? Was ich bis jetzt gesehen habe, beweist mir, dass keiner der beiden einen Finger krumm gemacht hat, seit ich weg bin. Sie haben alles verlottern lassen.“
„Es ist der Krieg. So ein Elend. Kaum Geld für Reparaturen. Unsere Baumwolle lagert noch in Savannah. Wegen der Blockade kann sie nicht verschifft werden.“
„Zwei erwachsene Männer sind unfähig zu arbeiten. Nicht der Krieg zerstört die Plantage, sondern meine Familie. Aber nur über meine Leiche, Abraham. Wenn ich weiß, wo ich stationiert bin, schreibe ich dir. Ich will wissen, was hier vor sich geht, hast du verstanden?“
„Ja, Sie werden wissen, wenn auch nur ein Blatt vom Baum fällt“, versprach der alte Mann feierlich. „Ich bringe Ihnen jetzt Kaffee. Ganz so, wie Sie ihn mögen: heiß, schwarz und so stark, dass der Löffel stehen bleibt.“
Shanna hatte das Gespräch stumm mitangehört, da sie wusste, dass es für sie nicht angebracht war, sich einzumischen. Sie war ein Gast, kein Familienmitglied. Offenbar hatte Tante Lea ihr die Wahrheit erzählt: Rafe Amberville ging seinen eigenen Weg, und sein Herz gehörte Wildwood. Diese innere Unruhe, die sie bei ihm spürte, war Jähzorn, welchen er wohl nicht immer kontrollieren konnte. Wenn er seinen Bruder nach dem Inspektionsritt getroffen hätte, wäre er mit Fäusten oder Worten oder beidem über den Jüngeren hergefallen.
Rafe Amberville aß das letzte Brot auf, lehnte sich dann im Sessel zurück und genoss den starken Kaffee, den Abraham ihm gebracht hatte. Shanna hatte gesehen, wie der alte Mann lächelte, als er die leeren Teller abräumte.
„Das war seit Monaten die beste Mahlzeit, Abraham“, erklärte Rafe. „Meine Männer und ich haben ewig kein Fleisch gesehen und auch nicht viel anderes. Wir mussten gerade erst das Shenandoah Valley räumen.“
Shanna nickte. Sie wusste, wie hart die Männer dort gekämpft hatten, um den Zugang zu Richmond zu verteidigen.
„Wie ich höre, behandeln die Yankees schutzlose Farmer immer noch so reizend wie früher“, sagte sie verbittert. „Ist es wirklich wahr, dass General Sherman befohlen hat, alle Scheunen und Ställe niederzubrennen und das Vieh zu beschlagnahmen? Wie können diese armen Menschen weiterleben? Und unsere Soldaten – wie können sie kämpfen, wenn sie nichts zu essen haben? Oh, ich hasse diesen schrecklichen Krieg!“
„Sheridan will das Herz des Südens
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