HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
suchte er unter dem Sitz nach seinem Gewehr.
Büschel von Sarahs Haaren lagen verstreut im Matsch vor dem Feuer. MacIntyre kniete, nahm eine Handvoll der Locken und warf sie in die Flammen. „Das war der leichte Teil, Mädchen. Jetzt sollst du mal sehen, was wir mit Yankee-Huren in dieser Gegend noch alles anstellen.“
Halbtot vor Angst und wegen des Fiebers, lag Sarah zu seinen Füßen. Keiner brauchte sie festzuhalten. Sie war zu schwach, zu kämpfen und sich zu wehren.
Bedächtig drehte ihr MacIntyre den Rücken zu, um in dem Topf mit Teer zu rühren, der über dem Feuer kochte. Seine Hitze erfüllte die Luft. Schon der Geruch verursachte Sarah Übelkeit. Manch einer ist beim Geteertwerden schon gestorben, rief sie sich ins Gedächtnis. Das waren die Glücklichen. Vielleicht habe ich ja auch das Glück, vor Schmerz ohnmächtig zu werden und nicht wieder aufzuwachen.
„Der Teer ist fertig“, verkündete MacIntyre. „Zieht die elende Hündin aus. Der schwarze Honig soll sie da treffen, wo es am meisten wehtut.“
„Nein“, protestierte Sarah schwach, als sie ihr roh Bluse und Rock an den Nähten aufschlitzten und vom Leib rissen. „Bitte, nein.“ Sie fühlte, wie ihr auch der Unterrock heruntergerissen wurde, sodass ihr Schlüpfer zu sehen war. Vergeblich versuchte sie, sich durch Drehen und Winden zu verbergen. „Ihr seid doch anständige Männer, keine Ungeheuer. Ihr habt Frauen und Töchter, habt ihr das vergessen?“
MacIntyre schlug ihr so kräftig ins Gesicht, dass ihr Kiefer verrenkt wurde. „Halts’s Maul, Spionin. Wir werden …“
Er versteifte sich, als ein Gewehrschuss knallte und das Knarren eines rasch heranrollenden Wagens zu hören war. Einer der Männer ließ Sarahs Bein los.
„Zur Hölle“, fluchte er. „Das ist der verdammte Cole.“
Sarah hörte nur noch, dass jemand etwas rief, dann verlor sie das Bewusstsein.
Donovan stand auf dem Wagen und zielte mit dem Gewehr auf die kleine Gruppe von Männern. „Sollte sich von euch Bastarden auch nur einer rühren, kriegt er’s da, wo er es spürt“, rief er.
Sechs geschwärzte Gesichter sahen zu ihm auf, die Blicke senkten sich bei seinem Anblick verlegen. Ich habe MacIntyre und seine Bekannten unterschätzt, dachte Donovan bitter. Sie sind allesamt Feiglinge, aber mit genug Alkohol im Blut schaffen sie es immerhin, sich an einer wehrlosen Frau zu vergreifen.
Sarah lag zusammengekrümmt im Matsch, das Feuer beschien ihre bleichen und nackten Glieder.
„Schämt euch!“, fuhr er sie an. „Der ganze Ort muss sich schämen. Das Gesetz sagt, dass Sarah Parker frei ist. Wer seid ihr, dass ihr euch über das Gesetz erhebt? Ihr, ein Haufen besoffener Übeltäter …“
„Du bist hier nicht der Sheriff, Cole.“ MacIntyre sprach. „Wir haben das Recht, hier Verbrechen zu ahnden. Das kann uns keiner nehmen.“
„Dann nimm das als Gesetz.“ Donovan packte sein Gewehr fester. „Ich werde dafür sorgen, dass Sarah die Stadt verlässt. Ich werde sie sogar nach Central City bringen und dort in die Postkutsche setzen. Aber bis dahin gilt: Wer die Hand an sie legt, bekommt dafür eine Antwort – und zwar von mir.“
Er blickte auf Sarah hinunter, die mit geschlossenen Augen leise stöhnte. Donovan tat das Herz bei ihrem Anblick weh, aber er ließ sich nichts anmerken. „Ainsworth, Thomas, ihr beide bringt sie zurück in ihren Raum, der Rest von euch Raubvögeln löscht das Feuer und kippt den verdammten Teer aus. Wenn ihr morgen früh nüchtern aufwacht, werdet ihr mir dafür danken.“ Jetzt senkte er die Stimme zu einem bedrohlichen Flüstern. „Na, wird’s bald!“
Er zielte mit wildem Blick auf die betrunkenen Männer, die sich daranmachten, ihm zu gehorchen. Zwei stellten die halb bewusstlose Sarah auf die Füße und griffen ihr unter die Arme. Ihr Anblick machte ihn fast krank – geschoren und nahezu nackt, getragen von derben Händen –, aber er wagte es nicht, die Waffe zu senken, um ihr zu Hilfe zu eilen, und konnte nur aus dem Augenwinkel beobachten, wie die Männer sie die Straße entlangtrugen.
„Halt!“ Die dünne Männerstimme, die sich da erhob, nagelte jeden an seinem Platz fest, auch Donovan. Ungläubig starrte er Amos Satterlee an, den kahlköpfigen Ladeninhaber, der mit einem 44er Colt in der zitternden Faust aus dem Schatten heraustrat.
„Ihr werdet die Frau nicht nach oben bringen“, erklärte er. Seine angestrengte Stimme überschlug sich dabei. „Tut mir leid, Cole. Als Kanadier wollte ich
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