HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
ging, um abzuschätzen, was dafür vorhanden war. Der Ofen war gerade eben geeignet, ihr eiserner Kessel jämmerlich klein. Aber am Fuß der Treppe stand eine Regentonne voll Wasser, und es gab einen Brennholzstapel in einer Ecke des Klassenraumes.
Im Nu hatte er ein Feuer entfacht, den Kessel gefüllt und die Bänke so aufgerichtet, dass sie behelfsmäßig ein Zelt um den Ofen herum bildeten. Als Dampf aus dem Topf mit dem kochenden Wasser strömte, legte er ihre Steppdecke über das Gerüst aus Bänken und kroch mit ihr darunter.
Stunden vergingen, in denen Donovan damit beschäftigt war, das Feuer in Gang zu halten, Wasser in den Kessel nachzufüllen und mit Sarah wieder unter die Decke zu kriechen, unter der die Schwaden hingen. Dabei rann ihm der Schweiß in Strömen über den Körper, wobei er darum betete, dass der Dampf ihren Lungen guttun möge.
Er spürte, wie das Fieber in ihr wütete und wie sie um ihr Leben kämpfte, während sie auf seinen Knien lag und um Atem rang. Immer wenn sie etwas ruhiger wurde, machten sich andere Sorgen in ihm breit. Was sollte er machen, wenn MacIntyre und seine Anhänger den Entschluss fassten, ihnen nochmals einen Besuch abzustatten? Und was würde morgen sein? Konnte er den Wurm von Ladenbesitzer dazu bringen, dass er sie einige weitere Tage in den Räumen duldete? Oder würde Satterlee auf seinem Vorhaben bestehen und sie auf die Straße setzen?
Gegen drei Uhr morgens ging Donovan das Holz aus. Als die letzten Scheite im Ofen verglühten, trug er Sarah in den Schlafraum zurück und zog ihr ein trockenes Nachthemd und den Morgenmantel über, beides hatte er neben der durchwühlten Kommode gefunden. Inzwischen atmete sie ruhiger, doch immer noch fieberte sie stark und fiel in Delirien. Ihr Kopf und ihre Glieder hingen leblos wie die einer Stoffpuppe, als er ihr die Kleidungsstücke überzog.
Ihr Körper war ihm inzwischen so vertraut wie sein eigener. Während er sie in den letzten Stunden betreut hatte, hatte er alles an ihr, von den Füßen hinauf bis zum Scheitel, jeden Gesichtszug liebengelernt – mit einer Intensität, als wären sie Liebende. Später würde er über all das nachdenken – und sich darüber wundern, wie es dazu hatte kommen können.
Schwankend vor Erschöpfung, legte er sie aufs Bett, deckte sie mit dem Laken zu und streckte sich neben ihr aus. Bis zum Morgen würde er sich einige Stunden Ruhe gönnen. Dann würde er den Ladeninhaber aufsuchen und um einen Zeitaufschub bitten – oder eventuell dafür bezahlen, wenn das nötig sein sollte. Schon bei dem Gedanke, mit diesem Satterlee verhandeln zu müssen, wurde ihm schlecht. Aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein, um Sarahs Leben zu retten.
Donovan war am Einschlummern, als das Knarren der Treppenstufen ihn blitzschnell hellwach machte. Er blinzelte und griff nach dem Gewehr. Angestrengt lauschte er in die Dunkelheit. Nur ein Mensch, rechnete er sich aus, nachdem er dem vorsichtigen Schritt gelauscht hatte, mit dem jemand die Stufen emporstieg. Wer auch immer es war, er war auf ihn vorbereitet.
Ganz leicht wurde an die Tür geklopft, fast zögerlich. Vielleicht war es Satterlee, der nachsehen kam, ob Sarah schon fort war. Umso besser, dachte Donovan, als er den Gewehrhahn spannte und den Riegel löste. Schade, dass er es sich nicht leisten konnte, dem rückgratlosen Bastard zu erzählen, was genau er von ihm hielt.
„Herein“, krächzte er und trat einige Schritte zurück.
Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf eine Frau frei, die im Mondlicht dastand. Es war eine stattliche, große Frau mit auffällig rot gefärbtem Haar. Das ist eins von Smittys Mädchen, dämmerte es Donovan, als sie eintrat und die Tür hinter sich schloss.
„Es gibt keinen Grund, auf mich zu zielen, Mister. Ich will nur nach Miss Sarah sehen.“
Donovan ließ das Gewehr sinken. „Sie sind eine Freundin von ihr?“
Die Hure, sie mochte in den Vierzigern sein, warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Sie ist uns allen immer eine gute Freundin gewesen. Der verdammte Smitty hat uns eingesperrt. So konnten wir nichts für sie tun, als die Hundesöhne sie auf die Straße hinunterzerrten. Zoe erfuhr von der Geschichte durch einen ihrer Stammkunden.“
Sie schwieg, um die Schärpe ihres zerfetzten silbernen Umhanges festzubinden. Ihrem Haar und ihrer Kleidung entströmte ein kräftiger Duft, ein Gemisch aus Rauch und billigem Eau de Cologne. „Mein Name ist Faye Swenson“, erklärte sie und reichte ihm die
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