HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Major? Wie konntest du mich vergessen, was?“ Beim Lachen roch er nach Kautabak und billigem Whiskey. „Sieht so aus, als ob wir hier ein Kameradentreffen feiern. Ich und du und die propere Witwe Taggert. Nur, dass sie jetzt nicht mehr ganz so proper ist. Einen Saloon und ein Bordell zu betreiben scheint mir jedenfalls nicht sehr damenhaft zu sein, oder, Lydia?“
Lydia. Es war, als schlüge ihm jemand mit dem Hammer auf den schmerzenden Kopf. Offenbar spielte Sarah ein eigenwilliges Spiel. Wieder war sie Lydia Taggert. Sie nutzte den Umstand, dass der wahre Inhaber Smitty ermordet worden war. Aber weshalb?
„Wo sind die Kinder?“, murmelte er.
„Die Kleinen sind nicht deine Sorge, Major. Tatsächlich würde ich mir an deiner Stelle mehr Gedanken über meine eigene Haut machen. Du hast mir in dem Regiment damals ziemlich hart zugesetzt. Und während ich Gräben ausheben musste, habe ich mir geschworen, dir das eines Tages heimzuzahlen.“
„Du hast doch nur Schwierigkeiten gemacht, Dooley. Deinen Ärger hattest du dir doch selbst zuzuschreiben.“
Dooley griff blitzschnell nach Donovans Hemd und zog ihn vom Boden hoch. „Du verstehst mich schon, Major! Der Krieg ist vorbei. Corporal Dooley bestimmt jetzt, wo es langgeht. Und es wird mir das allergrößte Vergnügen sein, zu sehen, wie du dich windest, bevor du stirbst.“
„Dooley, Sie sind nicht bei Verstand.“ Das war Sarah, die da sprach. Aber es war nicht ihre Stimme. Es war auch nicht die Stimme von Lydia. Es war die Stimme einer Frau, die des Lebens so überdrüssig war, dass sie Anstand und Würde nicht mehr scherten.
„Der Major ist ein Gesetzeshüter“, sagte sie. „Ein ausgewachsener Sheriff von Kiowa County in Kansas. Wenn der Suchtrupp Sie aufspürt, wird er als Geisel mehr wert sein als als Leiche.“
Dooley ließ Donovans Hemd los, woraufhin er auf den Boden zurückstürzte. „Zur Hölle, wer braucht hier noch mehr Geiseln? Ich habe schon mehr Kinder und Nutten, als ich benötige.
Sarah stand auf und stellte sich vor ihn hin, sodass er die grünen Schuhe unter ihrem Rock sehen konnte. Er zwang sich, ruhig liegenzubleiben und nicht zu ihr aufzublicken.
„Kinder machen mehr Schwierigkeiten, als dass sie nutzen“, sagte sie mit harter Stimme. „Lassen Sie die Bälger gehen. Sie brauchen sie jetzt nicht mehr, da Sie einen echten Sheriff haben.“
Dooley nahm einen großen Schluck aus der Whiskeyflasche. „Den hier magst du wohl, was, Liebchen?“
„Mögen?“ Sarah lachte gekünstelt. „Dieser eingebildete Maulheld hat alles darangesetzt, mich aus der Stadt zu verjagen. Wenn ich nicht Angst davor hätte, gehängt zu werden, würde ich ihn persönlich erschießen.“
„Das könnte ein amüsanter Anblick sein.“ Dooley gluckste vor Lachen. „Aber ich kann nicht behaupten, dass ich dir das glaube, Lydia. Davon abgesehen, erschießen – das wäre zu angenehm für den Major. Vielleicht lass ich ihn ordentlich schwitzen, während ich mir was richtig Lustiges für ihn ausdenke.“
Er hob den Kopf und sprach zu jemandem, den Donovan nicht sehen konnte. „Setz den Major auf einen Stuhl, und binde ihn schön fest. Mit dem rechne ich ab, wenn die verdammte Kugel aus meinem Bein heraus ist.“
Donovans Blick heftete sich auf die schmutzige Bandage, die behelfsmäßig um Dooleys Oberschenkel gebunden war. Langsam bekam alles für ihn einen Sinn. Dooley war während des Raubüberfalles angeschossen worden. Weil er mit der Kugel im Bein nicht weit kommen konnte, war er nach Miner’s Gulch geritten, um hier Hilfe zu finden. Die Schüsse, die Kinder – alles war lawinenartig in Gang gekommen. Sogar Sarah …
Plötzlich spürte er einen fürchterlichen Schmerz. Jemand bohrte ihm die Stiefelspitze in die Rippen. Vor Schreck konnte er sich nicht wehren, als ihn derjenige dann mit drahtigen Armen auf einen Stuhl zog.
„Ich rate dir, keine Schwierigkeiten zu machen, Major.“ Dooley grinste und zielte mit dem Gewehr auf Donovan, während der Mann, den er nicht sehen konnte, die Taue am Stuhl befestigte. „Cherokee wartet förmlich auf die Gelegenheit, mal was ganz Fieses zu tun.“
Cherokee. Donovan fluchte im Stillen, als es ihm dämmerte. Das abgebrühte Halbblut kannte er nur zu gut. Tatsächlich hatte er ihn wegen Mordes bei sich im Gefängnis einsitzen gehabt – und er hätte ihn gehängt, wäre er nicht von einem schmierigen Anwalt herausgeholt worden. Das würde er nie vergessen.
Cherokee war ein seelen- und namenloses
Weitere Kostenlose Bücher