HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
hielt. Sie hatte es geschafft.
Donovan hatte Dooley auf den Tisch zurückfallen lassen. Er trat zurück, lockerte die Schultern und sah an die Wand. Sarah wusste, es war besser, ihn angesichts des lauernden Cherokee nicht anzusprechen. Doch sie mühte sich, ihn mit ihren Gedanken zu erreichen.
Mach irgendwas, dachte sie. Sieh mich an, berühre meine Hand, lass mich nur wissen …
Doch sie spürte, dass sie mit ihren Bemühungen auf Ablehnung stieß. Es war schmerzlich klar, dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte.
„Brauchen Sie beim Verband Hilfe?“ Seine Stimme klang kalt und beherrscht.
„Nein“, murmelte Sarah. „Aber wenn er nicht gleich aufwacht, brauche ich Hilfe dabei, ihn vom Tisch herunterzubekommen.“
„Dazu wird er schon rechtzeitig aufwachen.“
„Bei der Gelegenheit: Warum sehen Sie nicht mal nach, was Sie für George und MacIntyre tun können?“
Donovan drehte sich ohne ein Wort um und verließ die Küche. Zu Sarahs Erstaunen hinderte Cherokee ihn nicht daran. Allen war klar, dass Donovans Hände gebunden waren, solange Spade die Kinder mit seinem Gewehr im Visier hatte.
So kann das hier nicht weitergehen, dachte Sarah, als sie das Blut wegwischte, die Wunde mit Alkohol desinfizierte und das Bein bandagierte. Mit den drei Halunken sitzen wir hier auf einem Pulverfass. Jederzeit kann es in die Luft fliegen.
Anfangs hatte sie geglaubt, die Lösung wäre einfach. Sie hatte gehofft, dass Dooley nach der Behandlung Lebensmittel fordern und mit den anderen Gesetzlosen verschwinden würde. Durch Donovan waren die Dinge komplizierter. Dooley hasste ihn. Cherokee auch, wie es aussah. Die beiden würden nicht gehen, ohne Donovan vorher zu töten.
Sarah blickte zu dem scharfen Skalpell, das auf der blutverschmierten Tischkante lag. Ob sie damit jemanden töten könnte? Ein guter Schnitt, und Dooley starb, bevor Cherokee das verhindern konnte.
Nein, das schaffte sie nicht. Auch nicht für Donovan. Sie riskierte gern ihr eigenes Leben – nicht aber das der Kinder. Irgendwie musste sie sich etwas anderes ausdenken.
Dooley rührte sich. Sein Mund verzog sich, und er stöhnte aus tiefster Seele. Schon bald würde er erwachen.
Sarah lehnte sich gegen den Schrank und schloss einen Moment die Augen. Sie war völlig ausgelaugt. Jetzt geht es um alles oder nichts, sagte sie sich. Bevor das nicht durchgestanden ist, darf ich nicht schwach werden.
Simeon Dooley lag ausgestreckt auf einer Strohmatratze, die Donovan von einem der oberen Räume heruntergetragen hatte. Der dicke Ex-Corporal war bei Bewusstsein, hatte aber wahnsinnige Schmerzen. Die hatte er mit Unmengen von Whiskey zu betäuben versucht. Niemals zuvor hatte Donovan jemand so viel von dem Zeug schlucken sehen. Jetzt stank er. Daneben hatte das Trinken aber vor allem dazu beigetragen, dass sich die Laune Dooleys noch mehr verschlechtert hatte. Wann er wieder reiten konnte, stand in den Sternen.
Irgendwie kam etwas Ruhe im Saloon auf. Donovan hatte Dooley überredet, ihn die beiden toten Männer in einen kühlen Raum neben der Küche bringen zu lassen, damit die Kinder nicht länger so verstört waren. Greta war hinausgeschickt worden, um Dooleys Forderungen nach Lebensmitteln, Munition und ausgeruhten Pferden zu übermitteln. Man konnte nur hoffen, dass die Frau so schlau war, nicht zurückzukehren.
Cherokee hatte Spade bei der Betreuung der Kinder abgelöst. Er faulenzte in einem Stuhl einen Steinwurf von der Ecke entfernt, in der die Kinder beieinanderhockten. Auf seine steife Art war er entspannt. Donovan beobachtete ihn verstohlen aus schmalen Augen. Von den drei Halunken fürchtete er ihn am meisten. Dooley war aufbrausend und urteilte schnell, er war gefährlich, aber berechenbar. Spade schien langweilig, mittelmäßig und langsam im Denken zu sein, ganz der Typ, der die Befehle Stärkerer ausführte.
Aber Cherokee … der hatte das Wesen einer Schlange: so kalt, düster und unergründlich still. Er würde wie eine Klapperschlange zubeißen, ohne Gefühle oder Gewissensbisse … er würde auch nicht zögern, ein Kind zu töten … oder eine Frau.
Schon den ganzen Abend vermied Donovan es, Sarah anzusehen. Er hatte sich eingeredet, er könne ihr nicht trauen. Traurige Wahrheit war jedoch, dass er sich selbst nicht traute. Er wagte es nicht, sie offen anzusehen. Seine Gefühle waren zu stark.
Jetzt überblickte er doch vorsichtig den Saloon, um sie zu finden. Mit der blutbefleckten Schürze kniete sie auf dem Boden und half
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