HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Zoe, MacIntyres furchtbare Wunde zu versorgen … MacIntyre, der sie mit seinem Hass beinahe vernichtet hatte.
Donovan bemühte sich darum, ihren sicheren Handgriffen ohne irgendwelche Gefühle zuzuschauen. Dies war immerhin die Frau, die kaltblütig jungen Offizieren den Kopf verdreht und sie ausspioniert hatte, um ihr Wissen der gegnerischen Armee zuzuspielen. Mit ihrem Lächeln und ihrer verstellten Stimme hatte sie gelogen und betrogen. Sie war die Letzte, der er trauen sollte.
Aber während er beobachtete, wie sie den verwundeten MacIntyre versorgte, beeindruckten ihn nur ihre Sanftheit, ihr Mitleid und ihr Mut. Sollte er ihr trauen?
Noch während er sich das fragte, begriff er, dass er keine Wahl hatte. Sie saßen zusammen in der Falle, und sie kämpften auf derselben Seite, für dieselbe Sache – sie wollten beide die Kinder retten. Wie sein Plan auch aussah, er musste sie mit einbeziehen.
Kindliches Gelächter ertönte aus der Ecke. Es war schön, es zu hören. George, der verwundete Pianist, hatte sich freiwillig zu den Kleinen gesetzt, um sie mit ein paar Geschichten aufzuheitern. Das machte er fast zu gut. Donovan beobachtete, wie Dooley fluchte und eine leere Flasche zu der kleinen Gruppe hinüberschleuderte.
„Sorgt dafür, dass die verdammten Biester Ruhe geben!“, pöbelte er, während die Flasche an einem Tischbein zerschellte, ohne Schaden anzurichten. „Bringt sie nach oben oder sonstwohin. Lasst einen Mann mal seine Ruhe finden.“
Sarah sah von dem Verband auf, den sie gerade anlegte. „Geh mit den kleinen Bälgern nach oben in einen der Räume, Faye.“ Ihre Stimme schwankte vor Müdigkeit. „Hol einige Kissen und Decken herbei und versuch, sie zum Schlafen zu bewegen. Wir alle können etwas Frieden und Ruhe um uns herum gebrauchen.“
„Geh mit ihnen, Cherokee“, befahl Dooley. „Zur Hölle, wo ist Spade?“
„Der macht sich über die Bohnen in der Küche her“, sagte Faye. „Er sagte, er sei hungrig.“
Dooley murmelte einen Fluch. „Der verdammte Taugenichts ist ein Bauch mit Beinen und sonst nichts. Mach schon, bring die Kinder nach oben.“
Donovan saß wie ein Felsen da, als die Kinder an ihm vorbeigingen. Katy blickte mit ihren großen Augen in seine Richtung, hielt aber den Kopf hoch und das Kinn mutig vorgereckt. Stolz und Angst bewegten Donovan, während er ihr kurz zulächelte. Mehr konnte er im Moment nicht für sie tun. Wenn er irgendetwas falsch machte, würde sie als Erste sterben.
Dooley beobachtete, wie die kleine Gruppe die Treppe hinaufstieg, Cherokee ging als Letzter. Als alle außer Sicht waren, winkte er Donovan zu sich heran.
„Dieser Vorschlag von dir – ich hoffe für dich, dass er wirklich so gut ist, wie du behauptest.“
„Ist er.“ Donovan setzte sich neben die Matratze und zwang sich, möglichst langsam vorzugehen. Beim Pokern konnte er sehr gut bluffen, aber ein Spiel wie dieses hatte er noch nie gespielt, bei dem sich die Regeln im Verlauf änderten und es um Leben und Tod ging. Das Schlimmste war, dass er nicht mal wusste, wohin ihn sein Plan führte. Dies war ja nur ein Ablenkungsmanöver. Er wollte Zeit gewinnen, um einen Ausweg aus der Situation zu finden.
Sollte er Sarah miteinbeziehen? Er hatte keine Wahl. Da sie hier in diesem Spiel mitmischte, musste er es tun.
„Wie viel Geld hast du in den Satteltaschen?“, fragte er Dooley. „Vier- oder fünftausend? Zehn? Fünfzehn?“
„Hab’ mir nicht die Zeit genommen, es zu zählen.“
„Macht nichts.“ Donovan schwieg. Er ließ den Köder sozusagen eine Weile vor Dooleys Nase baumeln. Dann fuhr er fort: „Jedenfalls ist es Taschengeld im Vergleich zu dem, was dabei herausspringt – und es ist legal. Du könntest woanders hingehen, nach Mexiko vielleicht oder Südamerika. Du könntest deinen Namen ändern und wie ein König …“
„Lass die Sprüche, und komm zur Sache, verdammt noch mal, Cole!“
„Nun denn.“ Er zögerte, dann machte er den entscheidenden Schritt vorwärts. „Doch wir müssen meinen Partner einweihen. Sonst geht es nicht.“
„Dein Partner!“ Dooleys Gesicht verfärbte sich rötlich. „Zum Teufel, wer …“
Donovan sah bedeutungsvoll zum anderen Ende des Raumes hinüber, wo Sarah auf einem der Stühle in sich zusammengesunken saß. Ihr Kopf mit dem kurzen, zerzausten Haar hing wie eine welke Chrysanthemenblüte herunter. Sie ist völlig erschöpft, begriff er. Und nun bin ich dabei, von ihr noch mehr zu verlangen.
„Lydia!“, flüsterte er
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