HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Sohn. „Wenn du hier fertig bist, braucht dich Master Wayne. Er und Miss Shanna wollen nach Savannah fahren. Du musst seine Schuhe putzen und ein paar Sachen aufbügeln. Du weißt ja, wie viel Wert er auf gutes Aussehen legt.“
„Wie ein Pfau auf dem Misthaufen stolziert er umher“, sagte Rafe leise. Abraham verschluckte sich beinahe an der eiskalten Limonade, die Hannah ihm gebracht hatte. „Na, stimmt’s etwa nicht? Wahrscheinlich geht er den Yankees in seinem besten Anzug entgegen und lädt sie auf einen Brandy ein, falls sie hierherkommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auch nur einen Finger rührt, um Wildwood zu schützen.“
Er blickte Abraham an. Der Alte war über die Kälte bestürzt, die er in den blauen Augen sah. „Wie viele werden deiner Meinung nach bleiben, wenn die Yankees näher kommen?“
„Glauben Sie wirklich, dass sie kommen, Master Rafe?“, fragte Hannah. Sie schnitt zwei große Stücke von der Pfirsichtorte, die sie gerade aus dem Ofen genommen hatte, und legte sie auf Teller, die sie den beiden Männern reichte. Niemand verließ ihre Küche, ohne etwas zu essen. Da sie das Gefühl hatte, dass die Männer sich unterhalten wollten, holte sie eine neue Flasche Whiskey. Sie wusste, dass Abraham um diese Tageszeit nur ein kleines Glas trinken würde, daher stellte sie die Flasche auf den Tisch vor die beiden. Dann ging sie wieder an ihre Arbeit.
„Ich bin ganz sicher, dass die restlichen Staaten sehr schnell kapitulieren, wenn South Carolina in die Knie gezwungen ist. Unsere Häfen sind blockiert. Wir können nichts hereinbringen – und nichts hinaus! Shenandoah wird belagert, unsere Nachschublinien werden von Sheridan und seiner Armee bedroht. Richmond ist sein nächstes Ziel. Das behaupten jedenfalls die hohen Tiere im Stab. Aber das ist nicht alles, Abraham. Mit Sicherheit geht es um mehr. Meine Kompanie ist nicht die einzige Einheit, die verlegt wird. Jemand hält es für wichtiger, Sherman aufzuhalten, als das Tal zu schützen. Meiner Meinung nach heißt das, dass er nicht in Atlanta Halt machen wird. Wenn er sich bis ans Meer durchkämpft, verlieren wir nicht nur den Krieg, sondern alles. Wir werden überhaupt nichts mehr haben.“
„Wenn Sie verlieren, Master Rafe, dann verlieren wir auch. Wir kennen doch keine Heimat außer Wildwood. Abraham und ich wurden schon als Kinder hergebracht“, sagte Hannah vom Herd herüber. „Benjamin und Leon sind hier geboren worden …“
„Und Samuel“, rief Benjamin dazwischen und warf das Geschirrtuch auf den Boden. „Warum tun alle so, als wenn er nie geboren wurde?“
„Hüte deine Zunge!“, fuhr Rafe ihn scharf an. „Niemand hat ihn vergessen, am wenigsten ich.“
Benjamin knallte die Tür so stark hinter sich zu, dass der Whiskey aus den Gläsern schwappte. Leise schimpfend kam Hannah mit einem Lappen und wischte auf.
„Du musst auf den Jungen besser aufpassen, Hannah“, warnte Rafe. Sein Vater hatte mit Menschen keine Geduld und duldete die Anwesenheit der beiden Alten auf Wildwood nur, weil Rafe darauf bestand. Alexander wurde bei ihrem Anblick jedes Mal an seine zweite Frau erinnert, die ihn bei zahllosen Gelegenheiten belogen hatte, ja ihn dadurch beinahe zum Mörder hatte werden lassen. Sie erinnerten ihn aber auch an Rafes Mutter, die sie geliebt und von tiefster Seele verehrt hatten. „Dieser junge Narr hat den Kopf voller Ideen der Abolitionisten. Freiheit ist nur ein Wort … und es bedeutet für jeden etwas anderes.“
„Vielleicht für die, die Freiheit haben, Master Rafe“, sagte Abraham ernst. „Für mich ist sie anders als für Sie. Das können Sie nicht abstreiten.“
„Nein, das kann ich nicht“, pflichtete Rafe ihm bei. „Aber würdet ihr im Norden wirklich mehr Freiheit haben? Oder wenn die Yankees die Plantage stürmen und zerstören? Werdet ihr hierbleiben? Wie wollt ihr ohne ein Dach über dem Kopf überleben, wenn die Felder niedergebrannt sind? Wie viele andere werden hier sein, um euch beim Pflügen zu helfen und bei der Aussaat der neuen Ernte, damit ihr nicht verhungert?
Hannah lächelte, als sie die leeren Teller abräumte. „Dann ist Master Rafe hier, und alles wird wieder so sein wie in der guten alten Zeit, als Miss Charlotte noch lebte.“
„Gott segne deinen Glauben“, sagte Rafe leise. „Ich weiß, dass niemand meine Mutter mehr als ihr beide lieben konnte. Aber ich kann nicht in die Zukunft sehen. Ich kann auch nicht genau sagen, wie alles wird, nur das eine:
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