HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
… ja. Ich habe das für Sie.“ Sie hielt ihm das Geschenk entgegen. Am liebsten wäre sie sofort weggelaufen, aber er hielt sie am Arm fest. „Ich habe für alle etwas gekauft.“
Als sie in seine Augen blickte, wurde sie rot. Offenbar wunderte er sich, warum er in ihre Großzügigkeit eingeschlossen war.
„Ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern, wo mir jemand etwas geschenkt hat – ohne Bedingungen daran zu knüpfen“, sagte er und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Sanft, aber nachdrücklich schob er sie hinein. „Ich bin wirklich neugierig.“
„Es ist nur eine Kleinigkeit. Für Sie war es am schwierigsten, etwas zu finden. Nichts erschien mir passend“, sagte sie zögernd. Wieder schienen die Blicke dieser blauen Augen sie zu durchbohren.
Rafe stieß einen Fluch aus, als er das Geschenkpapier entfernt hatte und sah, was er in den Händen hielt.
„Es gefällt Ihnen nicht! Ich wusste es!“, rief Shanna unglücklich.
„Im Gegenteil! Sie hätten gar nichts Besseres aussuchen können. Schauen Sie her!“ Er machte den Schrank auf und holte einen Gürtel heraus. Als Shanna ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war das Leder verkratzt und staubig gewesen. Jetzt war alles eingefettet und glänzte. Rafe zeigte ihr die Rückseite, die ein gezacktes Loch aufwies. „Ein Yankee wollte mir aus dem Hinterhalt eine Kugel in den Rücken jagen, als ich das Tal verließ. Dabei hat es den Gürtel erwischt. Leon hat ihn mir an dem Tag geschenkt, als ich in meiner neuen grauen Uniform, mit glänzenden Stiefeln und blitzendem Säbel von hier wegritt. Alle dachten, die Sache sei in ein paar Monaten vorbei … ja, wir sind wie die jungen Götter in den Kampf gegen den Feind geritten. Damals hielten wir uns für unbesiegbar. Mein Gott! Was für eine Schweinerei!“
„Unsere Männer kämpfen mit ihren Herzen und Seelen. Deshalb werden wir auch diesen Krieg gewinnen“, erwiderte Shanna. Allerdings war es ihr bei dem zynischen Unterton in Rafes Worten kalt über den Rücken gelaufen. Er redete, als sei alles sinnlos. „Die letzten Jahre waren brutal, und wir mussten herausfinden, dass wir nicht unbesiegbar sind. Aber wir merkten auch, dass wir keine Feiglinge sind, die vor einer feindlichen Übermacht davonlaufen. Der Süden wird nicht verlieren! Das ist einfach unmöglich!“
„Wenn Sherman Atlanta nimmt, ist der Süden verloren. Dann kann niemand etwas dagegen unternehmen.“
„Wie können Sie so etwas auch nur denken? Man wird Sherman aufhalten – man muss.“
„Wenn man ihm nicht Einhalt gebietet, marschiert er direkt hierher. Dann müssen die Leute glauben, was ich ihnen prophezeit habe. Richmond schickte Männer aufs Land um Macon, um den General und seine Truppen aufzuhalten, falls Atlanta fällt. Was heißt Männer? Sie nehmen Knaben, die Kadetten von den Militärakademien, und Greise, die vor dem Kamin sitzen und in Ruhe ihre Pfeife rauchen sollten, anstatt auf eine blaue Uniform zu zielen, welche die meisten sowieso erst sehen, wenn sie direkt vor ihrer Nase ist.“
„Sie sind sehr grausam“, flüsterte Shanna. Die Vorstellungen, die er heraufbeschworen hatte, machten ihr Angst.
„Ja, das pflegt der Krieg nun mal zu bewirken. Jetzt ist nicht die Zeit für Empfindsamkeit. Er bringt auch nicht das Beste in einem Mann an die Oberfläche.“ Dabei dachte Rafe an seinen Bruder. „Bei Frauen ist das vielleicht anders. Ja, im Krieg haben wir erst gemerkt, was für vielseitige Geschöpfe ihr seid.“
Wenn Rafe so denkt, wird er bestimmt auch nichts dagegen haben, wenn ich die Leitung des Haushalts übernehme, überlegte Shanna, während er die beiden Gürtel in den Schrank legte. Den Talisman hatte er noch nicht entdeckt. Shanna hatte ihn in letzter Minute hinzugefügt. Wahrscheinlich würde Rafe Hunderte von Meilen weg sein, wenn er ihn fand. Dann konnte er ihr keine Fragen mehr stellen.
„Ihr Vater hat mir die große Ehre erwiesen und mich gebeten, Wildwood als mein Zuhause anzusehen“, sagte sie vorsichtig. Sofort hatte sie Rafes ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Und, haben Sie bereits eine Entscheidung gefällt?“ Aha, Schritt eins: Shanna in Wildwood einnisten. Schritt zwei: sie Waynes unwiderstehlichem, hinterhältigem Charme aussetzen. Schritt drei: umwerben, Heirat und ein Vermögen in die Hand bekommen.
„Nein.“ Warum log sie? Selbstverständlich würde sie bleiben. Es gab hier so viel, was sie für die Menschen tun konnte, die ihr nur Freundlichkeit und Gastfreundschaft erwiesen
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