HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
hatten. „Da ist noch etwas … Ihr Vater möchte, dass ich die Leitung des Haushalts übernehme. Er sagte, dass das Haus schon viel zu lange eine weibliche Hand entbehrte …“
„Ach ja? Hat er das gesagt?“ Rafes Augen blitzten bei diesen Neuigkeiten, und der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören. Es fiel ihm schwer, die Empörung zu unterdrücken, die in ihm aufstieg, wenn er daran dachte, dass dieses zarte Geschöpf den Platz seiner tüchtigen Mutter einnehmen sollte. Die zweite Frau seines Vaters hatte er niemals als Herrin von Wildwood betrachtet. Es war ihm auch nie der Gedanke gekommen, dass eine andere Frau dem Haushalt vorstehen könnte. Jedoch nahm er sich zusammen und zeigte die Verärgerung nicht. Shanna wurde schließlich nur als unschuldige Schachfigur im Spiel um einen großen Einsatz benutzt. Ihr konnte er keine Schuld geben.
„Ich sehe keinen Grund, warum dieses Arrangement nicht zum Wohl aller Beteiligten sein sollte“, sagte er und legte Shanna die Hände auf die Schultern. „Solange Sie eins nicht vergessen, kleine Shanna. Wenn Sie unter diesem Dach Anweisungen erteilen, denken Sie immer daran, dass ich – und nur ich – der wahre Herr auf Wildwood bin. Nicht mein Vater und schon gar nicht Wayne, aber Sie auch nicht. Ich bin allerdings ganz sicher, dass ich Wildwood ohne Bedenken Ihrer Obhut anvertrauen kann.“
Er machte sich über sie lustig und stellte ihre Kompetenz infrage!
„Sie sehen mich mit den Augen eines Kindes an, aber in meinen Armen fühlten Sie sich wie eine Frau an. Sie sind eine Frau, der Wayne nie gewachsen sein wird. Sie brauchen einen richtigen Mann!“
Shanna konnte nicht protestieren, denn Rafes Lippen verschlossen ihren Mund. Der Druck war so erbarmungslos, dass sie schwach wurde und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Wie leicht wäre es, sich dem Feuer zu überlassen, das dieser Mann in ihr entfachte, und zu genießen, was sie in seinen Armen gefunden hatte, selbst wenn es nur für kurze Zeit war. Vielleicht würde sie niemals wieder derartige Augenblicke erleben – mit keinem anderen Mann. Doch plötzlich spürte sie, wie Eiseskälte von Rafe ausging. Sie fror bis ins Mark. Sobald sie merkte, dass er ihre Schultern nicht mehr so fest hielt, machte sie sich los. Rote Flecken brannten auf ihren blassen Wangen. Ohne nachzudenken, schlug sie Rafe Amberville ins Gesicht.
„Das soll Sie daran erinnern, Rafe Amberville, dass ich in meinem Leben genug Herzeleid hatte. Ich will nie wieder wegen eines Mannes weinen! Falls Sie Gesellschaft suchen, wenden Sie sich doch an Mrs. LaFontaine, wie heute Nachmittag, als Sie jemanden brauchten, um für Sie zu lügen.“
„Was für Lügengeschichten hat mein Bruder in diese entzückenden Ohren geflüstert?“ Rafe strich sich kurz über die Wange, wo sie ihn geschlagen hatte. Dann setzte er sich auf die Kante des Schreibtisches. Offenbar ließ ihn ihr Wutausbruch ziemlich kalt.
„Immer Wayne! Immer geben Sie Ihrem Vater oder Wayne die Schuld an allem“, tadelte Shanna. „Ich habe Sie selbst mit ihr gesehen, und auch, wie sie Sie angeschaut hat!“
„Und habe ich genauso zurückgeblickt?“, fragte Rafe und hob zynisch eine Braue. Unter Shannas Kühle loderte doch Feuer. Das würde Wayne nicht gefallen. Temperament schätzte er nur bei seinen Geliebten. Die Ehefrau aber … Nein, diese sollte fügsam und untertänig sein. Wie jedoch konnte Shanna dann anders sein, nachdem sie ihr Erbe an ihn verloren und sich an ihn gebunden hatte? Es bestand allerdings noch Hoffnung, dass die finsteren Pläne seines Vaters und Bruders nicht so glatt ablaufen würden, wie die beiden dachten.
„Sie sind ja überhaupt nicht imstande, jemanden zu lieben! Sie behaupten, Ihr Vater sei gefühllos, aber ich glaube, dass Sie noch viel kälter sind!“
„Nun, jetzt verstehen wir einander wenigstens. Ich will in meinem Leben nichts außer Wildwood. Das habe ich Ihnen ebenso ehrlich gesagt wie allen anderen Frauen. Und Sie?“ Die blauen Augen verengten sich. „Was wollen Sie eigentlich im Leben? Sicherheit? Einen zuverlässigen Ehemann?“
„Wäre das denn so falsch?“, verteidigte sich Shanna, obwohl sie so etwas wirklich nicht wollte. Freiheit, Unabhängigkeit und ein Leben ohne Leid – das erhoffte sie sich.
„Was für eine Verschwendung!“ Die Verachtung in seinen Worten traf sie wie ein Dolchstich. Mit dem Rest Würde, den er ihr gelassen hatte, wandte sie sich um, raffte die Röcke und verließ das
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