HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Neuigkeiten musste man doch mit Freunden teilen, und die Ambervilles waren jetzt ihre ganze Welt. „Vielleicht kann ich schon bald etwas tun, um mich für Ihre Freundlichkeit ein bisschen erkenntlich zu erweisen.“
„Das würde mein Vater niemals zulassen“, protestierte Wayne und drückte lächelnd ihre Hand. Er allerdings würde ein Darlehen nicht zurückweisen … selbstverständlich nur für das Wohl Wildwoods! Die dumme Gans würde den Unterschied nie merken.
Die Frau oben auf der Treppe war mehr als nur schön: Sie war exquisit! Flammend rotes Haar und Augen wie Smaragde, die Shanna und Wayne hochmütig und spöttisch musterten. Sie trug ein enges smaragdgrünes Reitkleid, das die schmale Taille und die vollen Brüste besonders zur Geltung brachte. Shanna schätzte sie auf Ende zwanzig. Als Rafe den Kopf zu der Frau neigte, musste sich Shanna eingestehen, dass die beiden ein schönes Paar abgaben.
Rafes Miene war ausdruckslos. „Shanna, Wayne, ich hoffe, eure Fahrt nach Savannah war angenehm. Ich bin zur LaFontaine-Plantage hinübergeritten, um Damaris und Claude von der Party zu erzählen. Beide haben natürlich die Einladung angenommen“, sagte er unbefangen.
„Danke, wir hatten einen schönen Tag“, antwortete Shanna höflich. „Ich freue mich sehr, dass Sie und Ihr Gatte kommen können, Mrs. LaFontaine.“
Die grünen Augen verengten sich. Shanna war entsetzt, dass sie einen feindlichen Unterton nicht hatte verdrängen können. Ein Blick auf diese Frau – und sie fand sie unausstehlich! Was war nur los?
Die Fahrt hatte sie ermüdet, und jetzt kamen auch die Schmerzen im Knie wieder. Nach etwas Ruhe und einem Bad würde sie sich wieder ganz wohlfühlen.
„Ich muss nach Hause, sonst schickt Claude einen Suchtrupp nach mir aus. Sie wissen ja, was für ein alter Kümmerer er ist“, erklärte Damaris LaFontaine und küsste Alexander flüchtig auf beide Wangen. „Ich freue mich schon auf die Party. Also, Rafe, bis Donnerstag.“
Sie hob die Hand mit den funkelnden Ringen. Rafe führte sie an die Lippen. Der Blick zwischen den beiden verblüffte Shanna: Aus den grünen Augen blitzte Aufforderung, aber in seinen grauen stand nur Gleichgültigkeit. Er hatte sie als Alibi benutzt und lästige Fragen von Vater und Bruder vermieden. Doch bestand wirklich eine Liebesbeziehung zwischen ihnen, wie Wayne behauptet hatte? Vielleicht war Rafe nur ein Meister im Verbergen seiner Gefühle.
„Also, wie war die Fahrt nach Savannah, meine Liebe?“, erkundigte sich Alexander, während er Shanna und Wayne ins Haus folgte.
„Das meiste, was ich wollte, konnte ich kaufen“, antwortete Shanna lächelnd. Sie freute sich schon so darauf, allen die Geschenke zu geben. Rafe stand immer noch an der Treppe. Hatte er Angst, dass sie sein Geheimnis preisgeben würde? „Aber ich hatte keine Ahnung, welcher Mangel bei so vielen Dingen herrscht.“
„Leider kann ich kein Ballkleid herbeischaffen“, sagte Wayne. „Dabei würde ich mit dem größten Vergnügen das schönste Kleid für Sie kaufen, das Savannah je gesehen hat. Trotzdem habe ich einige Überraschungen, und ich hoffe, dass Sie diesen Tag nie vergessen werden.“
„Sie sollten sich aber wegen mir keine Mühe machen“, protestierte Shanna, gerührt über seine Worte. „Ich weiß doch, wie schwer Sie es jetzt haben.“
Dann entschuldigte sie sich. Vielleicht kann ich in Zukunft etwas dazu beitragen, die drückenden Sorgen zu lindern, dachte sie beim Hinaufgehen. Mit ihrem Geld konnte sie viele Dinge kaufen, die das Leben auf Wildwood für die Familie Amberville angenehmer machen und dafür sorgen würden, dass die Plantage bis zum Ende dieses schrecklichen Krieges ordentlich weitergeführt wurde.
Shanna merkte erst, wie erschöpft sie war, als sie sich aufs Bett warf. Sofort wurden ihre Lider schwer. Tante Lea schüttelte die Kopfkissen auf und rollte den Strumpf hinunter. Die Mulattin runzelte die Stirn, als sie das geschwollene Knie sah.
„Wenn du dich nicht ausruhst, Kind, wirst du am Donnerstag nicht tanzen können“, warnte sie. „Du musst sofort ins Bett.“
„Morgen ruhe ich mich aus, wenn nötig, den ganzen Tag“, sagte Shanna und unterdrückte ein Gähnen. „Morgen.“
Als Shanna aus einem tiefen Schlaf erwachte, in dem sie die üblichen Albträume nicht gequält hatten, stellte sie erfreut fest, dass die Salbe Mamalous Wunder bewirkt hatte. Das geschwollene Gelenk war nicht mehr gerötet. Sie konnte ohne große Schmerzen
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