HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
zurückhaltend, sondern beantworteten jeden Kuss mit gleicher Inbrunst. Sie hörte, wie sie seinen Namen flüsterte. Sie presste sich an den geliebten Mann und schob den schrecklichen Gedanken weit von sich, dass dieser Augenblick vielleicht der einzige gemeinsame sein würde, der ihnen vergönnt war. Morgen musste er fort! Nein, nicht an morgen denken, nur an das Jetzt.
„Rafe …“ Shanna wollte die schicksalhaften Worte „Ich liebe dich“ sagen, aber da hatte er sich zurückgezogen und betrachtete sie mit einem seltsamen Lächeln. Shanna merkte erst jetzt, dass nicht nur das Tuch von ihrer Schulter geglitten war, sondern dass ihr dünnes Nachthemd viel mehr von ihr preisgab, als irgendein Mann vor der Hochzeitsnacht von ihr sehen durfte. Dennoch fühlte sie keine Scham, nur eine tiefe Erregung, die Rafe schon in ihr erweckt hatte, als seine Blicke auf ihren Brüsten geruht hatten.
„Ich schicke dich jetzt zurück ins Haus, kleine Shanna, ehe du mir den letzten Rest Verstand raubst. Ich will dich nicht beleidigen, indem ich dich in meiner letzten Nacht ausnütze – wie es schon einmal mit einer andern geschah. Ich lasse nicht zu, dass ein so einmaliger Augenblick für immer ruiniert wird. Ich will mich so an ihn erinnern, wenn ich in einer kalten Regennacht draußen im Feld bin.“
Er legte ihr das Tuch um, sprang auf und zog sie hoch.
„Es fällt mir wirklich teuflisch schwer, nicht zu vergessen, dass ich ein Gentleman bin. Du bringst in mir das Schlimmste – und das Beste an die Oberfläche, Shanna. Eines Tages wirst du einen Mann sehr, sehr glücklich machen.“
Shanna trat zurück. Schamröte stieg in ihr Gesicht, als ihr klar wurde, wie nahe sie daran gewesen war, sich ihm völlig hinzugeben. Er wusste es und schickte sie trotzdem fort! Damit bewies er mehr Stärke und Beherrschung als sie. Denn sie wollte nichts anderes, als in seinen Armen liegen und vor Wonne vergehen … Was konnte sie sagen, damit er sie bleiben ließ? Er runzelte die Stirn, während sie krampfhaft nach den passenden Worten suchte. Dann verschwand das Lächeln von seinem Gesicht.
„Du gehörst nicht hierher – zu mir, Shanna. Geh zurück ins Haus und vergiss, was heute Nacht zwischen uns gewesen ist.“
„Ich … ich bleibe, wenn du willst.“ Die Worte kamen nur stockend über die zitternden Lippen.
„Du verdienst mehr als ein kurzes Vergnügen im Stroh.“ Sie zuckte bei diesen groben Worten zusammen und machte einen Schritt in Richtung Tür. „Geh, Shanna, um Gottes willen, geh!“
Shanna drehte sich um und verließ ihn. Am liebsten wäre sie gerannt, aber sie wusste, dass irgendwo da draußen im Dunkeln Leon Wache hielt, und sie wollte nicht, dass er sie so würdelos fortgehen sah, denn dann hätte er erraten, dass Rafe sie fortgeschickt hatte. Doch sobald sie außer Sicht unter den Bäumen war, lief sie los und blieb erst vor der Tür zu ihrem Zimmer stehen.
„Wollen Sie noch eine Flasche, Master Rafe?“ Leon stand zögernd an der Tür und sah zu der Gestalt hinüber, die tief in Gedanken versunken an einer Pferdebox lehnte. So geistesabwesend, dass er die Frage wiederholen musste.
„Jetzt habe ich plötzlich entdeckt, was ich will, aber jetzt ist es außer meiner Reichweite“, sagte Rafe und schaute Leon an. Dieser war bestürzt über den schmerzlichen Ausdruck in Rafes Gesicht.
„Diese Miss Shanna ist eine sehr nette Lady.“
„Und genau deshalb habe ich sie weggeschickt. Nicht, weil ich sie nicht wollte, sondern weil ich ihr das nicht geben kann, was sie braucht, mein Freund: Liebe! Ich weiß nicht, wie …“
„Und was hat deiner Meinung nach die unschuldige Miss Shanna de Lancel weit nach Mitternacht mit meinem Bruder im Stall getrieben?“, meinte Wayne, als er mit dem Exaufseher Jack Hanson zu einer Koppel ging.
„Ich würde sagen, er ist vor Ihnen über die Ziellinie gesprungen.“ Der Aufseher grinste.
„Eine äußerst pikante Anekdote. Bestimmt will Shanna nicht, dass das in der Gegend bekannt wird“, fuhr Wayne fort. „Wenn Rafe weg ist, kann niemand ihren guten Ruf schützen, falls ich eines Tages eine Bemerkung über diese Nacht fallen lasse. Ich glaube, jetzt habe ich Shanna de Lancel genau da, wo ich sie haben will …
10. KAPITEL
„Miss de Lancel! Unter anderen Umständen würde ich sagen, dass es ein unerwartetes Vergnügen ist, aber um sechs Uhr morgens bin ich nicht in bester Verfassung. Und Sie sollten im Bett sein“, sagte Claude LaFontaine überrascht, als Shanna
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