HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Schwangerschaft entstellt hätte. Und er hatte ihr diese Laune verziehen, die ihn einer Familie beraubte! „Gehen Sie jetzt, bevor man Sie sieht. Gehen Sie zurück ins Haus, und warten Sie dort auf ihn.“
Erst nachdem Shanna im Schutz der Bäume war, wurde ihr die Bedeutung von Claudes Worten klar. Wollte er das Duell doch absagen?
Tante Lea packte sie am Arm und zeigte mit dem Kopf zum Boot hin, das sie am Ufer versteckt hatten. Benjamin saß darin und schaute zu ihnen herüber. Er war noch mürrischer als sonst, weil sie ihn aus dem tiefsten Schlaf geweckt hatten.
Jetzt lichtete sich der Nebel. Shanna sah Rafe, begleitet von Leon, auf Claude zugehen. Trotz der Feuchtigkeit des frühen Morgens hatte er nur eine Jacke lässig über die Schultern geworfen. Er sah nicht aus, als würde es ihm etwas ausmachen, mit einem alten Freund ein Duell auszutragen. Aber inzwischen hatte sie die Tiefen kennengelernt, in denen er seine innersten Gefühle und Gedanken verbarg. Es war sein Weg aus dem Dilemma, in das ihn der leichenblasse Bruder gebracht hatte, der ihm folgte.
Shanna hielt den Atem an und verbarg sich hinter einem Busch, als Rafe stehenblieb und mit den Augen die Gegend absuchte. Es war, als warne ihn ein sechster Sinn, dass jemand ihn beobachtete.
„Claude, ich bin hier, alter Freund. Können wir jetzt vernünftig miteinander reden? Es ist viel zu früh, um hier herumzustrolchen, und ich habe Hunger.“ Jetzt stand er vor Claude LaFontaine, dessen Züge sich beim Anblick des Mannes, mit dem er sich duellieren sollte, verfinstert hatten. Wieder würde er einen Freund verlieren, vielleicht sogar töten – alles aus Liebe zu seiner treulosen Gattin. Nein! Nicht diesen Mann!
„Zum Reden ist es zu spät. Das weißt du.“ Claudes Blick schweifte kurz zu Wayne, dann wieder zu Rafe. „Bist du ihr Liebhaber? Oder einer von mehreren?“
Shanna presste die Hand vor den Mund, um einen empörten Ausruf über diese unverschämte Frage zu unterdrücken. Rafe zuckte nicht mit der Wimper. Er war auf alles vorbereitet, sogar noch mehr Beleidigungen zu schlucken, wenn damit das Duell abgewendet werden konnte. So dachte Shanna.
„Nein. Wir haben vor sehr langer Zeit einige schöne Augenblicke gehabt, aber das hat weder ihr noch mir etwas bedeutet. Wir haben es eben damals gebraucht. Das ist alles. Das Duell ist nicht nötig. Das weißt du. Lass uns weggehen und diesen Wahnsinn vergessen.“
„Für mich ist es nötig. Glaubst du, ich wüsste nicht, was sie ist? Oder dass die Leute hinter meinem Rücken tuscheln und lachen? Ich tue es, weil ich muss. Ich wünschte nur, dass du es nicht wärst. Du wirst mich töten müssen. Das ist dir doch klar, oder?“
„Wegen ihr?“, fragte Rafe voller Verachtung. „Sie ist es nicht wert.“
„Wenigstens würde ich schnell sterben. Wenn ich mit ihr weiter zusammenlebe, sterbe ich langsam und qualvoll. Trotzdem kann ich sie nicht gehen lassen“, erklärte Claude traurig. „Ich lasse dir keine Wahl, Rafe.“
„Dann mache ich Schluss und gehe wieder. Sie ist keinen Tropfen unseres Blutes wert“, erwiderte Rafe, schüttelte langsam den Kopf und wandte sich zum Gehen.
Er hätte nie geglaubt, dass Claude etwas unternehmen würde, sobald er ihm den Rücken zugedreht hatte. Das war gegen den Ehrenkodex, den beide respektierten und nach dem sie lebten. Erst als er den unterdrückten Fluch hinter sich hörte, wurde ihm klar, in welche Verzweiflung Damaris ihren Mann getrieben hatte.
Er sah, wie Waynes Augen groß wurden und er den Mund aufriss, aber er hörte nichts. Falls der Bruder ihn hatte warnen wollen, war ihm kein Wort über die Lippen gekommen. Leons Schrei kam um den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Rafe spürte, wie die Kugel aus der Pistole, die Claude seinem Sekundanten entrissen hatte, durch seinen linken Arm, dicht über dem Ellbogen, drang. Der Schmerz versetzte ihn in Wut. Er wirbelte herum. Denken und Handeln wurden jetzt vom Instinkt geleitet. Blitzschnell zog er die winzige Derringer aus dem Gürtel. Er trug die kleine Waffe während des ganzen Kriegs bei sich und konnte nicht mehr zählen, wie oft sie ihm das Leben schon gerettet hatte.
Er brauchte nur einen Schuss. Einen Schuss, um das Leben des Mannes zu beenden, den er seit der Kindheit kannte. Er wusste, dass er ihn nicht verfehlen würde!
Leon wollte ihn zurückhalten, aber Rafe drückte ab, schüttelte wütend die Hand von der Schulter und beschimpfte ihn, wie er es noch nie getan hatte. Dann stieß er
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