HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
immer es ist, würde ich von dem Geld, das mein Vater mir hinterlassen hat, gut leben können“, hielt Shanna ihm stolz entgegen. „Geld, mit dem ich helfen wollte, Wildwood wieder hochzubringen, nachdem du es völlig ausgesaugt hast.“
„Dann kennst du also auch das Geheimversteck. Wahrscheinlich habt ihr beide alles gemeinsam geplant und euch amüsiert, wie ihr mich übers Ohr haut.“ Wayne lachte höhnisch. Shannas unschuldiger Ausdruck erhöhte seine Wut und das Verlangen, sich an den beiden Menschen zu rächen, die ihn seiner profitablen Nebeneinkünfte beraubt hatten. „Wieso glaubst du eigentlich, dass mein Bruder zurückkommt? Laut der Kriegsberichte, die bis zu uns gedrungen sind, müsste er längst tot sein. Wenn nicht, dann sitzt er in Atlanta fest. Und wen die Blauröcke einmal haben, den lassen sie nie lebendig laufen. Wirklich schade! Nach dem, was er mir angetan hat, hätte ich mir das Vergnügen gewünscht, ihn eigenhändig zu erwürgen. Ja, Shanna, vielleicht musst du dich doch mit der zweiten Wahl zufriedengeben.“
„Ich würde dich nicht wollen, wenn du der letzte Mann auf Erden wärst“, schleuderte Shanna ihm entgegen und warf den Kopf stolz zurück.
Als Wayne den schlanken Hals betrachtete, stieg in ihm wieder das Verlangen auf, sie zu besitzen.
Was hat Rafe getan, um diesen unendlichen Hass heraufzubeschwören, fragte sich Shanna.
Sie kann überhaupt nichts dagegen tun, wenn ich sie auf Wildwood halten will, überlegte Wayne. Sie hatte weder Freunde noch Verwandte, die sich um sie sorgten. Und sollte sein Vater Schwierigkeiten machen, würden ihn einige wohlplatzierte Drohungen in Schach halten. Diese Lea war kein Problem. Hanson würde sich mit Freuden ihrer annehmen. In diesem Augenblick schoss Wayne die wilde Idee durch den Kopf, dass das Versprechen seiner Mutter sich am Ende doch noch erfüllen könnte. Er hatte sich ihr nie nahe gefühlt. In seinen Augen war sie eine eitle und alberne Person gewesen. Am meisten hatte er gehasst, wenn sie ihn in seine besten Sachen steckte, um ihn ihren ebenso hohlköpfigen Freunden vorzuführen. Nur ihr Versprechen, dass ihm einmal die Plantage gehören würde – nicht seinem älteren Bruder, hatte ihm am Herzen gelegen.
Um an dieses Ziel zu gelangen, hatte er die ganzen Jahre seinem Vater Honig ums Maul geschmiert, obwohl er ihn verachtete. Er hatte den liebenden Sohn nur gespielt, während Alexander seine ganze Liebe auf ihn konzentriert hatte. Und jetzt erdreistete sich dieses Weibsstück, mit seinem Bruder ein Komplott zu schmieden, um ihm seinen Traum wegzunehmen …
„Was verbrennst du da?“ Shanna trat neugierig zum Kamin. Die Flammen erstarben, aber nur ein Teil der Journale war zu Asche geworden. Einen kurzen wahnsinnigen Moment lang erwog sie, die Reste herauszureißen, aber Wayne war schneller. Er nahm Papiere vom Schreibtisch, knüllte sie zusammen und warf sie in die Glut. Sofort loderte das Feuer auf und ergriff die unberührten Teile der Journale. Verzweifelt musste Shanna zusehen, wie alles verbrannte.
„Nichts wird mich aufhalten, Shanna“, höhnte Wayne. „Du nicht, mein Vater nicht und schon gar nicht mein Bruder. Erst habe ich mich gewundert, wie Rafe von den Sachen im Geheimversteck wissen konnte, aber dann fiel mir ein, dass der alte Abraham mir wahrscheinlich die ganze Zeit nachspioniert hat. Mit ihm werde ich noch ein Wörtchen reden! Nein … Hanson wird ihn überreden, mir alles zu sagen, was ich wissen muss.“
„Was für ein Geheimversteck?“, fragte Shanna. Wayne hatte es zum zweiten Mal erwähnt, als erwarte er, dass sie Bescheid wisse.
„Spiel nicht die Unschuld! Rafe hat dir davon erzählt. Ich weiß, dass er das getan hat. Wann habt ihr meine Waren weggezaubert, Shanna? Beim Ball zu Ehren deines Geburtstags? Das war die einzige Gelegenheit, stimmt’s? Alle waren anderweitig beschäftigt. Warum hat er nicht alles genommen? Nein, das wäre zu leicht gewesen. Da hätte ich es gleich gemerkt. Er wollte, dass ich mich länger im Glauben wiege, es sei noch alles vorhanden. Einige Zeit habe ich das tatsächlich getan.“
„Waren?“ Shanna dämmerte der schreckliche Verdacht, dass sie wusste, wovon er sprach. Sie hatte Hannah mehrmals darüber schimpfen hören. Bargeld oder Waren – oder beides – fanden den Weg in Waynes Besitz.
„Mein kleiner Laden mit Dingen, welche das Leben in diesen schweren Zeiten etwas angenehmer machen“, sagte Wayne. Dann glitzerten seine Augen wieder kalt. Er dachte
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