HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
es zu spät. Er wird nie wieder die Zügel in die Hand nehmen. Wildwood gehört mir! Verstehst du? Mir! Die gesamte Plantage und auch alles, was unter diesem Dach ist.“
Shanna stockte bei dieser Drohung der Atem. Sie riss sich los. Er zählte sie zu seinen Besitztümern. Hatte er den Verstand verloren?
„Jawohl, genau! Du auch!“, erklärte Wayne genüsslich. Offensichtlich machte es ihm große Freude, die Bestürzung auf Shannas Gesicht zu sehen. Er würde sie kleinkriegen. Warum war sie auch so stolz und überlegen? „Wenn du weißt, was gut für dich ist, dann packst du deine Sachen und verschwindest. Wenn du bleibst …“, er zuckte mit den Schultern und trat einen Schritt zurück, „… dann auf eigene Gefahr, Teuerste. Wer weiß? Ich habe dann so viel zu bieten, dass du mich vielleicht attraktiv findest …“
„Ich würde den Teufel jederzeit vorziehen!“, schleuderte Shanna ihm voller Verachtung ins Gesicht.
„Stimmt! Du kennst ja meinen Bruder bereits.“ Wayne lachte höhnisch. „Ich bin aber eine bessere Partie. Übrigens – habe ich dir schon gesagt, dass Hanson eine Schwäche für deine Lea hat? Von mir aus kann er sie haben …“
„Wenn er es wagt, sie anzurühren …“
„Was dann? Willst du zu Vater rennen? Sonst ist ja niemand da, oder? Und er kann dir nicht helfen. Aber ich bin sicher, dass wir beide uns irgendwie einigen …“
Shanna lehnte halbtot vor Angst an der Wand. Lea und Hanson. Diese Vorstellung war einfach zu grauenvoll – so wie Waynes letzte Worte. Einigen. Sie wusste, was er meinte.
Da hörte sie Alexanders wütende Stimme aus dem Zimmer. Sie ging hinein. Hannah stand am Fußende des Betts und zitterte am ganzen Leib. Dicht neben ihr waren Leon und Tante Lea. Diese sagte gerade in feindseligem Ton: „Ich bin nicht einer Ihrer Sklaven, Mr. Amberville. Ich gehöre Miss Shanna und habe keine Angst, ausgepeitscht oder verkauft zu werden, weil ich die Wahrheit spreche.“
„Lea, sei still!“, sagte Shanna scharf. Sie war über diesen Ungehorsam entsetzt. Die Mulattin hatte immer einen eigenen Kopf gehabt, aber niemals etwas hinter Shannas Rücken getan. Jedenfalls nicht, dass sie wüsste. „Du solltest mit Informationen nur zu mir kommen.“
„Was ist der Unterschied, Kind, solange die Wahrheit bekannt wird?“, entgegnete Lea ungerührt.
Leon betrachtete sie ehrfürchtig. Er hatte nie jemand mit seiner Hautfarbe oder Stellung so unerschrocken mit dem Herrn des Hauses sprechen hören.
„Diese … diese Kreatur erzählt mir, dass meine Arbeiter Hunger leiden und seit Monaten kein ordentliches Stück Fleisch mehr gesehen haben. Dass sie kein Gemüse haben, keinen Reis.“ Alexander erstickte beinahe vor Wut. Er wollte diese Wahrheit nicht akzeptieren, denn das hätte bedeutet, dass Rafe mit allem recht gehabt hätte, was er ihm gesagt hatte. Wayne betrog ihn! Und das seit Jahren! Bereicherte sich auf Kosten der Armen! Alexander war seine Geldschatulle wichtiger als die Lebensbedingungen seiner Sklaven. Immerhin hatte er stets ordentlich für sie gesorgt, solange er sich um die Plantage kümmerte. Niemand musste je auf Wildwood Hunger leiden. Er hatte sie nie verhätschelt. Nur nach der Baumwollernte, wenn man in Ruhe ans nächste Frühjahr denken konnte, hatte er Abraham angewiesen, ihnen aus dem Vorratshaus Extra-Portionen auszugeben.
„Sie ist keine Kreatur“, widersprach Shanna. „Tante Lea ist meine Freundin, und sie lügt nicht. Sie können alles glauben, was Sie Ihnen erzählt hat, auch wenn es Ihnen unwahrscheinlich vorkommen mag.“
„Warum bestätigen dann diese beiden nicht ihre Worte?“, donnerte Alexander und zeigte auf Abraham und Hannah. „Oder der da?“
Leon machte den Mund auf und wollte sprechen, aber ein Rippenstoß von Tante Lea brachte ihn zum Schweigen.
„Weil sie wissen, dass sie dafür büßen müssen“, erklärte Shanna und setzte sich auf die Bettkante. „Sie haben Angst. Alle Ihre Leute haben Angst vor Hanson und seiner Peitsche. Und dass Wayne ihnen auch das wenige Essen noch wegnimmt, wenn sie den Mund aufmachen. Er bedroht jeden, der versucht, ihr Leben etwas leichter zu machen …“
„Jeden?“ Alexander verstand den Hinweis sofort. Er sah, wie ihre Lippen bebten, als sie nach Worten suchte, die ihm nicht noch mehr wehtun würden. „Er will dich. Das hat er deutlich erklärt, aber ich habe ihm ebenso deutlich erklärt, dass du nichts mit ihm zu tun haben willst und dass er dich in Ruhe lassen soll.“
„Und
Weitere Kostenlose Bücher