HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
darüber froh wärst!“ Sie ging weiter, aber er blieb an ihrer Seite. „Er ist verwundet, wird jedoch bald wieder gesund sein“, fügte sie noch schnell hinzu.
„Der Teufel passt immer auf seine Leute auf“, sagte Wayne achselzuckend. Dann vertrat er ihr den Weg. Im nächsten Augenblick hatte er sie gegen die Wand gepresst. Sein ekliger Atem drang ihr in die Nase. „Wie wär’s mit ein bisschen Liebe auch für diesen Bruder? Ich wäre zumindest dankbar. Rafe will dich nicht, aber ich …“
Es gab Zeiten, da machte Shannas offensichtliche Abneigung Wayne wütend – aber auch andere, wie jetzt, da raubten ihre Reserviertheit und die Tatsache, dass er sie nicht haben konnte, ihm den Verstand. Dann machte ihn seine Begierde nach ihr unvorsichtig; dabei wusste er, dass Vorsicht und Geduld nötig gewesen wären. Shanna wollte sich von ihm befreien; aber ihr sich wehrender Körper steigerte seine Begierde noch. Im letzten Monat hatte er nur ein paar Nächte mit Damaris verbracht und war gezwungen gewesen, sein Vergnügen anderweitig zu suchen. Die Huren in den Schenken waren schmutzig. Daher hatte er die junge Negerin Mimosa ausgesucht, um sich mit ihr zu vergnügen. Er hatte sie mit furchtbaren Drohungen einschüchtert, ihm zu Willen zu sein.
Aber sie war fast noch ein Kind … Shanna war eine Frau, und diese Frau begehrte er. Sein Mund suchte ihre Lippen. Shanna zerkratzte ihm das Gesicht. Er fluchte und fuhr mit der Hand instinktiv über die Wange. Mit aller Kraft stieß sie ihn zurück, riss die Tür zu Rafes Zimmer auf und stürzte hinein. Leon sprang erschrocken neben dem Bett auf. Er warf einen Blick auf ihr totenblasses Gesicht und dann auf den Mann, der hinter ihr auf der Schwelle auftauchte. Er wollte sich auf Wayne stürzen, aber Shanna hielt ihn am Arm fest.
„Nein! Keinen Ärger! Nicht jetzt. Mir ist nichts passiert … er ist nur stockbetrunken.“
„Warum lässt du deinen Wachhund nicht auf mich los, Shanna?“ Wayne hätte die Schmach erduldet, von einer schwarzen Hand berührt zu werden, damit er hinterher den Mann hängen lassen konnte, weil er ihn körperlich angegriffen hatte.
Als Antwort schlug Shanna ihm die Tür vor der Nase zu.
„Eines Tages …“, murmelte der riesige Neger grollend.
Shanna betrachtete ihn besorgt, da sie wusste, dass sein Hass auf Wayne mit jedem Tag stärker wurde.
„Wenn du ihn anfasst, ruinierst du alles, was wir erreicht haben. Rafe ist jetzt zurück. Wayne kann keinem von uns etwas antun, es sei denn, wir lassen uns von ihm provozieren.“
Leon nickte und schluckte mühsam seine Wut hinunter. Der Tag würde kommen, an dem er die alte Rechnung mit Wayne Amberville begleichen würde, mit dem Mann, der seiner Meinung ganz gewiss etwas mit dem Verschwinden der Frau zu tun hatte, die er liebte. Wayne und der Aufseher Hanson. Er würde mit beiden abrechnen, und niemand würde ihn davon abhalten können.
Den restlichen Tag verbrachte Shanna an Rafes Bett. Ständig wischte sie ihm die Schweißperlen von der Stirn und gab ihm ein Schlückchen Wasser zu trinken, wenn er ruhiger war, was aber nicht oft der Fall war. Das Fieber war heftig. In seinem Wahn beschimpfte er einen ihr unbekannten Offizier mit deftigsten Ausdrücken. Es gelang Shanna nicht, ihn zu beruhigen. Sie blieb die ganze Nacht und den nächsten Tag bei ihm. Erst als Hannah drohte, sie von Leon mit Gewalt wegtragen zu lassen, suchte sie ihr Zimmer auf.
Dort verfiel sie in einen unruhigen Schlaf. Als sie aufwachte, war es draußen bereits dunkel. Schnell schlüpfte sie aus dem zerknitterten Kleid. Sie war so erschöpft gewesen, dass sie sich nicht ausgezogen, sondern einfach nur aufs Bett geworfen hatte. Jetzt schlüpfte sie in einen Morgenmantel und bürstete das Haar ein wenig in Form. Dann fühlte sie sich erholt genug, um wieder Rafes Pflege aufzunehmen. Das Fieber muss bald sinken, sagte sie sich, als sie wieder auf dem Sessel neben dem Bett Platz nahm.
Hannah ging hinunter, um das Geschirr vom Abendessen abzuwaschen.
„Wenn Master Rafe aufwacht und sieht, wie das Mädchen ihn anschaut, dann weiß er Bescheid“, sagte sie lächelnd zu ihrem Mann.
Abraham grinste. Er fühlte sich wohl, nachdem der rechtmäßige Herr wieder daheim war. Jetzt würde alles wieder in Ordnung kommen.
„So sollte es auch sein, Frau. Die beiden sind wie füreinander gemacht.“
Shanna döste vor sich hin, als Rafe sie mit einem wüsten Fluch kurz vor dem Morgengrauen aufweckte. Mit weit aufgerissenen Augen
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