HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
hässliche Schussverletzung an seiner Seite gelegt hatte. Leon hatte ihn kaum in sein Zimmer getragen, da wütete schon das Fieber in seinem Körper. Er wusste nicht, wer ihn so liebevoll pflegte, sondern fluchte und schimpfte, wenn Shanna ihm die Hand auf die Stirn legte, und versuchte, der Berührung zu entkommen, als verursache sie ihm schreckliche Schmerzen.
Mit Hannahs Hilfe hatte Shanna ihm die zerrissene Uniform ausgezogen. Dann hatte sie ihn mit klarem, kaltem Wasser am ganzen Körper gewaschen, obwohl die Negerin protestierte, dass das keine Arbeit für eine Lady wie sie sei. Shanna hatte gelächelt und an die Soldaten gedacht, die sie früher gepflegt hatte, und ohne etwas zu sagen weitergemacht. Dies war der Mann, den sie liebte. Es gab keine Arbeit, die sie seinetwegen nicht gern auf sich genommen hätte. Aber es war nur möglich, weil er zwischen Bewusstlosigkeit und Fieber schwebte und sie nicht erkannte. Sonst hätte er ihr nie gestattet, einen Finger an ihn zu legen!
„Wir geht’s ihm, Miss Shanna?“ Leon stand auf der Türschwelle. Sein Blick war auf den Mann geheftet, der sich im Bett ruhelos hin und her warf. „Master Alexander will wissen, ob ich Ihrer Meinung nach den Doktor holen soll.“
„Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Er hat viel Blut verloren. Das hat ihn sehr geschwächt. Außerdem die Tatsache, dass er bestimmt seit Tagen nichts mehr gegessen hat. Er ist so dünn! Wenn das Fieber morgen früh nicht gefallen ist, musst du Dr. Matson holen“, antwortete Shanna mit tapferem Lächeln. „Ich werde zu Mr. Amberville gehen und ihn beruhigen. Bitte Hannah, mir ein Tablett herzurichten. Ich werde hierbleiben, solange es nötig ist. Und frage sie, wie weit sie mit der Hühnerbrühe ist. Wenn irgendetwas, dann wird Hannahs Brühe ihm wieder Kraft geben.“
„Bleibt er jetzt hier?“, fragte Leon.
Shanna wendete sich vom Bett ab und runzelte die Stirn. Bis zu diesem Augenblick hatte sie keinen Gedanken darauf verschwendet, warum Rafe so unerwartet nach Hause zurückgekehrt war.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er auf dem Weg nach Savannah, wie die Soldaten, die vorige Woche durchkamen. Wir müssen die Tatsache akzeptieren, dass die Yankees kommen, Leon, und dass nichts sie aufhalten kann. Der Süden hat keine Männer mehr, um sie daran zu hindern.“ Sie schaute wieder in Rafes bärtiges Gesicht. Irgendwie war es härter als vor seinem Fortgehen. Aber das war kein Wunder. Was musste er nicht alles gesehen haben! Würden die Erinnerungen daran auf immer in seinem Kopf eingebrannt bleiben?
Sie überließ Rafe Hannah und ging zu Alexander, um ihm die Einzelheiten über die Rückkehr seines Sohnes mitzuteilen. In seinem Sessel am Fenster sitzend, hatte er gesehen, wie Rafe ins Haus gebracht worden war. Danach hatte er pausenlos im Krankenzimmer anfragen lassen, wie es ihm ginge.
Als Shanna eintrat und er sie anschaute, war sie erstaunt, dass sein Gesicht tränenüberströmt war. Wenn Rafe das nur sehen könnte!, dachte sie. Dann würde er glauben, dass sein Vater ihn liebte. Alexander öffnete die Arme, und sie ließ sich gern umfangen.
„Er ist wieder zu Hause“, flüsterte sie und presste die Lippen auf seine feuchte Wange. „Er ist zu Ihnen zurückgekommen.“
„Er ist zurückgekommen, um das zu schützen, was ihm gehört.“
Alexander schob Shanna mit einem leisen Lächeln zurück. Früher hätte er seine Gefühle verborgen und niemandem gestattet zu sehen, dass er weinte, aber er hatte sich verändert. Es war ein gutes Gefühl, sich wieder um jemanden zu sorgen … und zu wissen, dass es jemanden gab, dem man nicht gleichgültig war. Wenn er nur kräftiger wäre …
„Geh zu ihm. Die Zeit wird seine Wunden heilen, aber ich glaube, nur du allein kannst die Schmerzen in seinem Herzen lindern.“
„Rafe hat alles, was er immer schon wollte“, entgegnete Shanna. „Wildwood. Ich bezweifle, dass er je ein Stück von sich selbst mit mir teilen wird. Ich bin nicht wichtig für ihn. Doch wenn er mich braucht, werde ich immer für ihn da sein.“
Als sie den Raum verließ, traf Shanna Wayne auf dem Korridor. Er lehnte mit blutunterlaufenen Augen an der Wand und roch stark nach Alkohol. Schnell machte sie die Tür zu Alexanders Zimmer zu, damit dieser nichts hörte.
„Lauscht du jetzt schon an Schlüssellöchern?“, fragte sie kalt.
„Mir sagt ja niemand, was vor sich geht. Ich muss es von den Niggern erfahren, dass mein Bruder wieder daheim ist.“
„Als ob du
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