HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
verehrt mich zutiefst“, erklärte ihr die Marchioness auf ihren offenbar fragenden Gesichtsausdruck hin. „Aber mein lieber William, Gott sei seiner Seele gnädig, hätte dem nie zugestimmt, denn Mr. Dawson ist ein Geschäftsmann.“
Georgiana sah sie erstaunt an.
„Als einer der vielen jüngeren Söhne des Viscount Salsbury hat er keinen Titel und erwartet auch kein Erbe. Deswegen begann er zu spekulieren und wurde durch die Herstellung von landwirtschaftlichen Werkzeugen sehr wohlhabend. Nicht gerade das, was ein Gentleman tun sollte, wie sicher viele sagen würden. Aber er ist ein sehr liebenswürdiger und sanfter Mann und …“ Anne brach ab und wurde wieder rot.
Georgiana sah auf und erblickte Ashdowne, der auf sie zukam. Da errötete auch sie, denn sie hatte noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt seit seinem nächtlichen Besuch in ihrem Bett. Sie hätte gerne gewusst, ob sie mit ihrer Vermutung richtiglag, dass er ihr Zimmer unbefriedigt verlassen hatte. Aber das war eine Frage, die sie ihm in diesem Moment unmöglich stellen konnte.
Über ihre Gefühle diesem Mann gegenüber, der sie belogen hatte, war sie noch immer völlig im Unklaren. Doch um Annes willen musste sie die Angelegenheit für eine Weile beiseiteschieben. Entschlossen trat sie einen Schritt auf Ashdowne zu und zog ihn am Ärmel. „Ist es nicht wunderbar?“, meinte sie lächelnd. „Anne wird heiraten!“
Der Marquess, den bereits Georgianas Begrüßung verwirrt hatte, schaute nun seine Schwägerin an, die sofort auf ihre Füße blickte.
„Mr. Dawson ist der jüngere Sohn des Viscount Salsbury“, erklärte Georgiana, „und er ist reich wie ein Kalif!“
Anne sah für einen Moment so aus, als ob ihre empfindsame Seele durch eine derart direkte Beschreibung Schaden erlitten hätte. Aber Georgiana ließ sich dadurch nicht abhalten. „Natürlich werden Sie der Heirat zustimmen, nicht wahr?“, fragte sie und kniff ihn in den Arm.
„Was? Oh ja, natürlich“, erwiderte Ashdowne. Er sah müde und unglücklich aus. Georgiana fragte sich, was den Mann, den sie eigentlich für unverletzlich hielt, so getroffen hatte. Vielleicht sie?
„Soll das heißen, dass Sie mir Ihren Segen erteilen?“, vergewisserte sich Anne.
„Natürlich“, erwiderte Ashdowne. „Ich habe nichts gegen die Heirat einzuwenden.“
Für einen Moment schwieg Anne und biss sich nervös auf die Lippe. „Er ist ein Geschäftsmann“, sagte sie dann entschlossen, sodass Georgiana sie ein bisschen bewunderte.
„Ich bin mir sicher, dass Ihr Schwager nichts dagegen hat“, beeilte sie sich, der jungen Frau zu versichern. „Schließlich war auch er ein jüngerer Bruder und musste – musste seinen Lebensunterhalt selbst verdienen“, fuhr sie fort und ignorierte Ashdownes finsteren Blick. „Es sei denn, es stört Sie selbst“, fügte sie, zu Anne gewandt, hinzu.
Die Marchioness errötete und sah sie mit ernstem Gesicht an. „Nein, ich bin sogar sehr stolz auf ihn.“
Ihre vorsichtige und dennoch klare Aussage beeindruckte Georgiana. Sie hatte auf einmal das Gefühl, dass diese Frau, die doch angeblich so scheu war, mutiger als sie selbst sein könnte. Anne glaubte an den Mann, den sie liebte, und sie stand zu ihm. Plötzlich kehrten Georgianas Empfindungen für Ashdowne mit großer Heftigkeit zurück.
Vielleicht war sie zu selbstgerecht gewesen, als sie seine Handlungen verurteilt hatte. Tief in ihrem Inneren bewunderte sie doch seine Klugheit und seinen Wagemut. Es gab nicht viele Männer, die ein solches Wagnis eingingen und es schafften, unentdeckt zu bleiben – außer natürlich von ihr selbst.
„Er wird auch meine Schulden bezahlen“, murmelte Anne.
„Das ist nicht nötig“, erwiderte der Marquess.
„Doch, denn es ist auf meine eigene Dummheit zurückzuführen, dass ich so viel Geld verloren habe, und ich möchte nicht, dass Sie die Verantwortung dafür übernehmen. Der liebe Mr. Dawson meint, dass es das Mindeste ist, was er für mich tun kann.“
„Dann soll es mir recht sein“, sagte Ashdowne und warf Georgiana einen fragenden Blick zu. Sie vermutete, dass er mit ihr allein sprechen wollte. Hatte er das Schmuckstück zurückgelegt? Falls nicht, so konnte er es nun nachholen, ohne dabei Geld zu verlieren. Auf einmal überkam sie eine Freude, die all ihre Zweifel an ihm verdrängte.
„Georgie!“ Die laute, fröhliche Stimme ihres Vaters ließ Georgiana zusammenzucken. Sie war augenblicklich nicht in der Stimmung, sich von ihm auf den
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