HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
allem eher romantisch als pragmatisch.
Sie stieß einen Seufzer aus. Es schien ihr kaum passend, dass jemand, der sein Leben der Aufklärung von Verbrechen widmen wollte, sich in einen Dieb verliebte. Aber hatte sie sich nicht oft gefragt, wer der ebenbürtige Gegenspieler war, der einen solch geschickt geplanten Einbruch durchzuführen vermochte? Endlich hatte sie jemanden gefunden, der zu ihr passte. Doch würde er seine Vergangenheit hinter sich lassen können? Könnte sie sie vergessen? Georgiana fühlte sich nach den wenigen Stunden unruhigen Schlafs zutiefst verwirrt. Sie wäre lieber in ihrem Zimmer geblieben, aber ihre Familie hatte darauf bestanden, dass sie sie bei dem morgendlichen Besuch im „Pump Room“ begleitete. Widerstrebend hatte sie eingewilligt.
Sie war niemand, der sich gern in Gesellschaft begab. An diesem Tag jedoch war sie noch zurückhaltender als sonst. Sie interessierte sich nicht einmal für die Gespräche, die um sie herum stattfanden. Ob sie Ashdowne sehen wollte, war ihr auch nicht klar.
Georgiana war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal bemerkte, wie eine elegant gekleidete Dame auf sie zutrat. Plötzlich hörte sie, wie jemand sich vor ihr zaghaft räusperte. Sie schaute auf und blickte in die Augen der Marchioness of Ashdowne. „Mylady“, sagte sie überrascht.
„Bitte nennen Sie mich Anne“, erwiderte die junge Frau liebenswürdig und reichte ihr die Hand. „Ich habe schon so viel von Ihnen gehört, dass ich fast das Gefühl habe, wir wären alte Freundinnen.“
Georgiana blickte sie verblüfft an. „Sie haben von mir gehört?“, fragte sie.
Anne lächelte feinsinnig. „Natürlich. Jonathon hält Sie für die klügste, schönste und mutigste aller Frauen.“
Georgiana war sprachlos. Sie konnte sich vorstellen, wie Ashdowne über sie schimpfte, aber dass er sie so lobte, erstaunte sie zutiefst.
Anne seufzte und fuhr fort: „Ich muss zugeben, dass ich zuerst ein bisschen neidisch war, da ich befürchte, all diese Eigenschaften nicht zu besitzen. Doch was ich über Sie hörte, brachte mich dazu, dass ich mir schwor, selbst ein wenig mutiger zu werden.“
Georgiana war wie benommen. Die Frau, auf die sie so eifersüchtig gewesen war, wollte wie sie sein?
„Ich weiß, dass es etwas voreilig klingen mag“, hörte sie die Marchioness, die ihre Reaktion offenbar falsch verstand, daraufhin sagen, „aber ich habe das Gefühl, durch Sie an Kraft zu gewinnen.“ Sie beugte sich näher zu ihr und fuhr fort: „Wissen Sie, ich bin aus einem bestimmten Grund nach Bath gekommen, aber Jonathon jagt mir jedes Mal einen solchen Schrecken ein, dass es mir noch nicht gelungen ist, ihm meine Neuigkeiten mitzuteilen.“
Georgiana konnte sich vorstellen, wie der Marquess sich seiner Schwägerin gegenüber verhielt. Zart besaitet, wie Anne war, würde seine arrogante und direkte Art sie noch mehr verwirren. Die junge Frau war jedoch auch so entzückend, dass Georgiana das Gefühl hatte, sie beruhigen zu wollen. „Ich bin überzeugt, dass Ashdowne Sie nicht schelten würde“, sagte sie.
„Das tut er auch nicht, aber sein Gesichtsausdruck sagt mir, dass er meinen Anblick kaum ertragen kann“, vertraute Anne ihr an.
„Ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt“, protestierte Georgiana.
„Sie sind so liebenswürdig – ich wusste, dass Sie das sein würden. Darf ich es wagen, mich Ihnen anzuvertrauen?“ Als Georgiana nickte, sagte sie: „Wissen Sie, ich habe einen Gentleman kennengelernt.“ Ihre Wangen röteten sich leicht, und sie schlug die Augen nieder. „Während meines unglücklichen Besuchs in London. Es war das einzig Gute an dieser schrecklichen Reise, wie ich Ihnen versichere. Er ist wunderbar und hat mich gefragt, ob ich seine Frau werden möchte.“
Georgiana merkte, wie dumm ihre Eifersucht gewesen war. Anne und Ashdowne waren nicht nur völlig unpassend füreinander, sondern Anne hatte auch ihr Herz einem anderen geschenkt. Was für eine Gans sie doch gewesen war! Sie lächelte die Marchioness herzlich an und drückte ihre behandschuhte Hand. „Das sind ja wunderbare Nachrichten!“
Anne errötete noch mehr. „Ja, da aber nun Jonathon das Familienoberhaupt ist, möchte ich seine Erlaubnis einholen. Ich befürchte, dass er nicht einverstanden sein wird, da der Gentleman nicht den gleichen Rang hat.“
Georgiana war für einen Augenblick verblüfft. Hatte auch Anne sich in jemand Unpassenden verliebt?
„Er gehört durchaus dem Adel an, und er
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