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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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ausgesprochen schädlich sein konnten.
    „Hast du Hannah in letzter Zeit gesehen?“, erkundigte er sich interessiert bei seinem alten Lehrmeister.
    Wooton war damit beschäftigt, seine Beute genauer unter die Lupe zu nehmen. „Nein, in letzter Zeit nicht. Weißt du eigentlich, dass sie nicht mehr in der Horizontalen arbeitet? Sie behauptet, genug angespart zu haben, um sich zurückziehen zu können. Aber einer Hure, der das gelungen ist, muss ich erst begegnen. Ich vermute, dass Hannah einen Kerl gefunden hat, der sie aushält. Aber sie ist noch immer nicht von Barbary Coast weggezogen.“
    Was sie eigentlich mit dem Geld tun könnte, das ich ihr geschickt habe, dachte Deegan.
    „Vielleicht hat ihr der alte Trusty etwas hinterlassen“, sagte Wooton. „Er hatte immer eine Schwäche für sie.“
    Deegans Miene versteinerte sich. Trusty O’Rourke – der Mann, der sein Mentor gewesen war, sein Vaterersatz. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er jeden Dollar, den Deegan oder Hannah ihm brachten, versoffen hatte.
    Wooton öffnete gerade eine besonders auffällig verzierte Taschenuhr. Er grinste. „Schau dir das an“, sagte er angetan. „Was man doch alles so findet!“
    Deegan trat zu dem schmutzigen Fenster und zog den verblichenen Store beiseite, um auf die Straße zu schauen. „Wohnt sie noch immer in denselben Zimmern?“, fragte er.
    „Wer? Hannah? Ja, das tut sie.“ Er steckte die Uhr zufrieden in die Westentasche. „Von der alten Bande sind nicht mehr viele übrig geblieben. Diejenigen, die nicht von einer Kugel oder den Gendarmen erwischt wurden, hat sich ein Matrosenwerber geschnappt. Ich bin auch einmal nach Honolulu abgehauen, als mir hier der Boden unter den Füßen zu heiß wurde, nachdem Trusty ins Gras gebissen hat. Damals warst du schon nicht mehr dabei – oder?“
    „Nein.“ Obwohl Wootons Tonfall ihm deutlich verriet, dass er sich brennend dafür interessierte, was in der Zwischenzeit mit seinem Lehrling passiert war, wollte Deegan seine Neugierde nicht befriedigen.
    „Ich wette, dass Hannah dich gern wiedersehen würde“, sagte der Dieb. „Scheinst dich ja gut gehalten zu haben. Sie wäre bestimmt stolz auf dich.“
    Deegan fragte sich, ob sie das tatsächlich wäre. Er nahm eher an, dass sie wütend auf ihn war, weil er einfach verschwunden war und ihr nur Geld schickte, ohne sich jemals die Mühe zu machen, sie aufzusuchen. Es würde sie wahrscheinlich besonders ärgern, wenn sie erfuhr, dass er bereits seit einiger Zeit wieder in San Francisco war und sich nicht bei ihr gemeldet hatte.
    Er bezweifelte, dass sie verstehen könnte, wie sehr er seine frühen Jahre und jedermann, der damit in Zusammenhang stand, vergessen wollte. Jedermann – außer sie.
    Vielleicht war es wirklich ein Glück gewesen, dass er gerade dann Wooton getroffen hatte, als er sich besonders unruhig fühlte. „Gehst du noch immer in den ‚Albatros‘, Charlie?“
    Wooton setzte sich seinen Bowlerhut wieder auf. „Nicht mehr, seitdem mir der Wirt eine seiner speziellen Mischungen verabreichte und mich an einen Kapitän verkaufte. Warum? Willst du ein paar alte Freunde besuchen?“
    „Vielleicht“, murmelte sein Freund vage. Da Wooton ihn nun so elegant und teuer gekleidet gesehen hatte, war es besser, nicht schon im Voraus einen Besuch in Barbary Coast anzukündigen. Auch wenn Charlie sich darum bemühte, es zu verbergen, so war Deegan doch nicht das neidische Blitzen in seinen Augen entgangen, als er den schimmernden Zylinder, das seidene Halstuch und den taubengrauen Rock begutachtet hatte. Diese Kleidungsstücke wiesen ihn als einen Gentleman aus, was man von dem alten Dieb nicht behaupten konnte.
    Deegan wollte nicht als Erster den Kolonialwarenladen verlassen. Er zögerte sein Gehen so lange hinaus, bis sich Wooton verabschiedete. Kaum war der kleine Mann aus der Tür, folgte er ihm wieder. Er wollte sicherstellen, dass Charlie ihn weder in seinem Büro noch in seiner Junggesellenwohnung im teuren „Palace Hotel“ sah. Je weniger Leute den Taschendieb und Saloon-Sänger Digger O’Rourke mit Deegan Galloway, dem Dandy der guten Gesellschaft, in Verbindung brachten, desto besser …
    Plötzlich Wooton über den Weg zu laufen – das ließ Erinnerungen an seine früheren Tage in ihm hochsteigen. Vor allem Erinnerungen an Hannah McMillan und alles, was er ihr verdankte.
    Er würde seinen erst vor Kurzem gewonnenen guten Ruf aufs Spiel setzen, wenn er sie besuchte. Es bestand durchaus die

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