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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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rasch und verschwand im Zimmer.
    Es war also tatsächlich das richtige Haus. Was hatte Lilly noch erzählt? Irgendetwas über Belles Porträtfotografie, die ihr aus der Hand gefallen sei.
    Auf der Straße gab es Pfützen. Falls das Foto tatsächlich hier war, würde es wahrscheinlich irgendwo in einer der Wasserlachen liegen.
    Deegan konnte nirgends einen Beweis dafür entdecken, dass an dieser Stelle vor Kurzem eine Frau ermordet wurde. Der Boden war allerdings so durchweicht, dass es schwierig war, darauf Blutspuren ausfindig zu machen.
    Aber vielleicht hatte das Verbrechen auch ganz woanders stattgefunden. Vielleicht war es gar nicht Angst gewesen, die jene Frau am Fenster bei der Erwähnung von Belles Namen in ihr Zimmer zurückgescheucht hatte. Möglicherweise hasste die Hure Belle einfach nur und wollte ihr deshalb nicht helfen, einen Freier zu finden.
    Wieder musste Deegan an Lillys Worte denken: Ich habe ihr eine Porträtaufnahme als Geschenk mitgebracht … Belle hat sie fallen lassen.
    Er war ein Narr. Seine Vernunft sagte ihm, dass es hier nichts zu entdecken gab, und dennoch begann er, die Pfützen in der Nähe des Hauses genauer zu betrachten. Es lag so viel Abfall in der Gosse, dass er eigentlich keine Lust dazu hatte. Doch er wollte Lilly noch eine letzte Chance einräumen.
    Plötzlich fiel sein Blick auf ein feuchtes Stück Karton. Es lag neben einem herabgefallenen Dachziegel. Aufgeregt hob Deegan es hoch.
    Das Gesicht einer einstmals hübschen jungen Frau lächelte ihm entgegen.
    Er hatte tatsächlich Lillys Aufnahme von Belle gefunden.

4. KAPITEL
    Lilly betrachtete sich in Hannahs Schlafzimmerspiegel. Statt ihres braven Huts trug sie nun eine Kreation, die bestimmt den Albtraum eines jeden seriösen Hutmachers darstellte. Auf ihrem Kopf befanden sich Federn, ausgebleichte Seidenblumen, Satinschleifen und sogar ein kleines Nest samt Eiern und künstlichen Vögeln. Ein gewaltiger Schleier verdeckte ihr Gesicht und machte es sogar schwierig, dieses Ungetüm auf ihrem Kopf zu bewundern.
    Als ob der Hut nicht bereits auffallend genug gewesen wäre, hatte Hannah auch noch einen figurbetonten, mottenzerfressenen Umhang und einen dazu passenden Muff besorgt. Selbst die Beteuerungen ihrer Gastgeberin, dass sie mit dieser Kleidung in Barbary Coast nicht auffallen würde, hatten Lilly nicht überzeugt.
    Aber auch wenn sie in ihren Augen völlig lächerlich wirkte, so machte es ihr doch Spaß, sich zu verkleiden. Es entsprach so recht ihrem Hang zum Melodramatischen. Doch der mysteriöse Mr. Galloway hatte nur vor, sie zu einer Droschke zu führen, die sie dann zur Gendarmerie bringen würde. Es sah also ganz so aus, als würde ihr Abenteuer einen ziemlich langweiligen Ausgang nehmen.
    Sie wusste allerdings, wie hoffnungslos romantisch sie sein konnte. Eine Stunde zuvor war sie noch um ihr Leben gerannt, und nun begann bereits die Erinnerung an den Schrecken, den sie durchlebt hatte, nachzulassen. Lilly fragte sich plötzlich, ob vielleicht ihre Fantasie alles viel dramatischer dargestellt hatte, als es in Wahrheit gewesen war.
    Noch vor einer halben Stunde hätte sie schwören können, dem Mord an Belle beigewohnt zu haben; doch möglicherweise hatte sie sich getäuscht. Schließlich hatte sie nur einen einzigen Blick auf das Geschehen geworfen. Hatte vielleicht der gewalttätige Auftritt des Mannes gar nicht mit einem Mord geendet? Da sowohl Hannah als auch Deegan ihre Behauptung infrage zu stellen schienen, befielen nun auch Lilly Zweifel.
    Aber wenn Belle doch tot war …
    Entschlossen schob sie diesen schrecklichen Gedanken beiseite und lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf ihren Hut. Ihre Vernunft sagte ihr, dass ihre beiden neuen Freunde recht hatten, wenn sie annahmen, dass es sich nur um besonders brutale Prügel gehandelt hatte. Lilly hatte natürlich über solche Verbrechen wie einen Mord gelesen. Aber selbst Zeugin einer derartigen Untat zu werden? Nein, das war unmöglich. Nur Figuren in den Schauerromanen, die sie mit besonderer Begeisterung las, waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Aber das war erdichtet und nicht wirklich.
    Außerdem wies sie keines der Merkmale auf, die in solchen Büchern die Heldinnen stets aufwiesen. Sie war weder anschmiegsam noch schön und modisch; auch lebte ihre Familie noch. Lilly war vielmehr eine Jungfer, die sich bereits fast jenseits der Heiratsgrenze befand und die für ihre Eltern eine gewisse Verantwortung trug. Selbst wenn Mr. Galloways Plan nicht

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