HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
ihm eins zu werden!
In diesem Moment presste er seinen Mund auf den ihren, sanft und zurückhaltend. Lilly konnte nicht behaupten, dass sein Kuss besonders leidenschaftlich war, auch wenn sie gar nicht wusste, wie sich so etwas anfühlte. Und dennoch stieg eine große Hitze in ihr auf.
Nach einer Weile löste er sich langsam von ihren Lippen und seufzte, wobei er sich fast wie ein zufrieden schnurrender Löwe anhörte.
„Das war doch nicht so schlimm, oder?“, fragte Deegan.
„Nein“, stimmte sie zu. Er übte wirklich keinen guten Einfluss auf sie aus. Sie verhielt sich zunehmend unschicklicher. Statt sich danach zu sehnen, dass er diesen Kuss wiederholte, hätte sie eigentlich vor Scham vergehen müssen.
Er ließ sie langsam los und lehnte sich wieder in die Ecke zurück. „Nun haben Sie Ihre Schulden beglichen, Madam.“
Lilly senkte den Blick. „Wenn Sie das meinen, Sir.“
„Deegan“, sagte er. „Ich heiße Deegan.“
„Ich weiß. Aber so kann ich Sie wohl kaum ansprechen“, entgegnete sie. „Es wäre nicht schicklich.“
„Vermutlich nicht“, stimmte er zu. „Aber wenn wir schicklich wären, hätten wir uns auch nicht unter solchen Umständen kennengelernt. Ich wäre gar nicht in Versuchung gekommen, Sie zu küssen, Lilly .“
Wie recht er doch hatte mit seiner Feststellung, dass sie sich nicht schicklich verhielt! Lilly blickte aus dem Fenster und stellte erleichtert fest, dass sie sich bereits in der Nähe ihres Elternhauses befanden. Bald würde das ganze Abenteuer hinter ihr liegen, und sie könnte allmählich in den Alltag zurückkehren.
Doch Deegans Berührung auf ihrer Hand zeigte ihr deutlich, dass er – im Augenblick zumindest – noch sehr präsent war.
Seine Finger waren warm, als er die ihren hochhob. Lilly konnte trotz der zarten Geste seine Kraft spüren. Warum musste sie ihm in die Augen sehen? Fühlten sich alle Frauen so, wenn sie mit einem Mann allein waren?
Sie hatte keinerlei Furcht, sondern vielmehr auf einmal den Eindruck, sehr klein, zerbrechlich und hübsch zu sein – all die Dinge, die sie in Wahrheit zu sein wünschte.
Deegan führte ihre Hand zu seinen Lippen. „Es tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe. Ich wurde wohl von unserem romantischen Abenteuer fortgerissen.“
„Ja, es war wirklich ein Abenteuer, nicht wahr?“, erwiderte sie. Wie traurig, dass seine Rolle damit zu Ende ging. Entweder sie bat ihn offen um seine Mithilfe oder sie machte allein weiter.
„Ein vollkommenes Abenteuer“, sagte er. „Aufregend, aber ohne große Verluste.“
Das traf vielleicht für sie beide zu, doch bestimmt nicht für Belle. Lilly zog entschlossen ihre Hand zurück. Sie war eine Frau, die sich vor allem von ihrer Vernunft leiten und sich nicht von Träumereien in die Irre führen ließ. Wenigstens bis zum heutigen Nachmittag. Diese Fähigkeit musste ihr nun bestimmt helfen, denn es war allzu einfach, mehr in Deegans Kuss hineinzulesen, als in Wahrheit da war. Sie war keine Frau für romantische Abenteuer, das betonte ihre Familie schließlich immer wieder. Ihre Schwester Vinia glaubte, dass sie höchstens noch einen Witwer an Land ziehen konnte, dessen Kinder aus erster Ehe versorgt werden mussten. Lilly hatte schon vor langer Zeit beschlossen, dann lieber unverheiratet zu bleiben, vor allem wenn sie dabei unabhängig sein konnte.
Deegan Galloway war viel zu welterfahren und anziehend, um sich von einer zupackenden Frau wie ihr in den Bann ziehen zu lassen. Er brauchte eine aufregende Dame an seiner Seite, die ihm an Charme und Witz in nichts nachstand. Der Kuss war wundervoll gewesen, aber er hatte ihm nichts bedeutet. Es war schlicht und einfach der passende Abschluss eines gemeinsamen Abenteuers gewesen. Nun würden sie getrennte Wege gehen. Er würde sie in wenigen Tagen vergessen haben, sie würde jedoch immer an ihn denken müssen.
6. KAPITEL
Die Kutsche blieb mit einem Ruck vor dem Haus der Renfrews stehen. Deegan öffnete den Wagenschlag, sprang auf die Straße und reichte Lilly die Hand, um ihr herauszuhelfen. Sie wünschte, er hätte es nicht getan. Die neugierigen Nachbarn spähten wahrscheinlich schon zwischen den zugezogenen Vorhängen hinaus. Allein schon mit seiner groben Kleidung würde Mr. Galloway die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Tatsache jedoch, dass er sie nach Hause begleitete, machte ihn geradezu zu einem Kuriosum.
„Herzlichen Dank für Ihre Begleitung“, sagte Lilly. „Danken Sie auch Mrs. McMillan noch einmal von
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