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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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verliebt waren.
    Vielleicht beneidete Deegan seinen Freund auch darum, eine Frau zu haben, die ihn so hingebungsvoll anblickte. Er wusste, dass es so jemanden niemals für ihn geben konnte, denn seine Vergangenheit machte eine solche Unschuld unmöglich. Er war ein Schwindler, ein Gauner und Mitgiftjäger gewesen.
    Und ein Mörder.
    Noch immer klang Lilly Renfrews entsetzte Stimme in seinen Ohren wider, als sie dieses Wort ausgesprochen hatte. Sie hatte nicht geahnt, dass ihr Ritter auch nicht besser war als der Mann, vor dem sie fortgelaufen war.
    Doch das hatte seine gewöhnlich gute Stimmung nicht gedrückt. Nein, der Grund dafür lag woanders.
    Anstatt mit den geliehenen Kleidungsstücken zu Hannah zu gehen, hatte er sie zusammengerollt, sie sich unter den Arm geklemmt und war durch den Hintereingang in das „Palace Hotel“ zurückgekehrt. Noch Stunden später – inzwischen hatte er sich wieder in einen eleganten Dandy verwandelt – musste er immer wieder an Lilly und die Fotografie denken, die sie von Belle gemacht hatte.
    Diese Aufnahme stand nun auf dem Kaminsims in seinem Hotelzimmer. Sie zeigte eine blonde Frau in einem dunklen Kleid. Der tiefe Ausschnitt ließ es ihr zwar beinahe von den Schultern rutschen, doch man konnte deutlich erkennen, dass sie sich Mühe gegeben hatte, für das Bild besonders sittsam auszusehen. Sie saß auf den Stufen zu einem Haus, in dem sie wahrscheinlich gewohnt hatte, und beugte sich dem Betrachter entgegen. Belle wirkte verängstigt, ihr zögerliches Lächeln ein wenig verkrampft.
    Und trotzdem war sie hübsch. Keine Schönheit, aber doch hübsch genug, um ihren Kunden zu gefallen. Hübsch genug, um sie zum wertvollen Eigentum eines Mannes zu machen, der sie jeden Tag von Neuem verkauft hatte.
    Wer war es gewesen? Severn?
    Die ganze Angelegenheit war ein Rätsel, zu dessen Lösung Deegan ein wesentlicher Teil fehlte. Etwas, was Lilly ihm verschwiegen, dem Constabler aber vermutlich mitgeteilt hatte.
    Das war es, was ihn beschäftigte. Sie hatte immer wieder darum gebeten, zur Gendarmerie gebracht zu werden, als sie noch bei Hannah gewesen waren. Doch kaum hatten sie sich auf dem Weg zu ihrem Zuhause befunden, schien sie ihr ganzes Gerede von Gesetz und Gerechtigkeit vergessen zu haben.
    Deegan kannte Lilly kaum, doch glaubte er zu wissen, wie sie denken mochte. Was war in ihr auf der allzu kurzen Fahrt vorgegangen? Hatte sie eingesehen, dass Belle von der Polizei weder gefunden noch ihr Gerechtigkeit widerfahren würde? Hatte sie den Eindruck gewonnen, dass ihr Auftritt bei den Gendarmen sie nur lächerlich gemacht hatte? Hatte sie Angst, dass ihre Anzeige sie selbst in eine gefährliche Lage bringen könnte?
    Er wollte nicht, dass ihr etwas geschah. Sie bezauberte ihn, und das nicht nur, weil sie eine ungewöhnliche Frau war. Wie wunderbar sie sich in seinen Armen angefühlt hatte! Wie sanft und unschuldig sie seinen Kuss erwidert hatte!
    Deegan hatte diese Unschuld zu nutzen gewusst und ihre Unerfahrenheit genossen.
    Lilly war nicht atemberaubend schön – es sei denn, man verstand unter Schönheit den Ausdruck des inneren Feuers. Ihre Seele war tatsächlich hinreißend. Das wusste er. Er hatte sie in ihren Augen gesehen.
    Wenn er dieses Feuer am Leben erhalten wollte, musste er sie von ihrer Absicht abbringen. Er musste selbst herausfinden, was mit Belle Tauber geschehen war und warum sie ermordet wurde. Nur so konnte er Lilly vor demselben Schicksal bewahren.
    Schweigend saß er Pierce gegenüber, beide Männer hingen ihren Gedanken nach. So wie Deegan seinen alten Freund kannte, überlegte er sich gerade, welche der diskret entgegenkommenden Frauen im Ballsaal er wohl später gern bei sich haben mochte. Noch vor Kurzem hatte auch Deegan seine Zeit mit solchen Erwägungen verbracht. Doch nicht heute Abend.
    Er drückte seine Zigarette in der flachen Kristallschale aus, die ihnen die Gastgeberin für solche Zwecke bereitgestellt hatte. „Ich habe heute tatsächlich eine Frau kennengelernt“, gestand er plötzlich.
    „Ah!“ Pierce blies eine ganze Reihe Rauchkringel in die Luft. Der Lichtschein aus dem Deckenleuchter verlieh seinen dunkelbraunen Haaren einen warmen Schimmer. Seine grünen Augen hatten die gleiche Farbe wie die seiner Schwester Winona, doch während ihr Blick sanft wirkte, schien seiner hart zu sein.
    „Eine nette Frau“, sagte Deegan. „Eine, die sich wirklich Mühe gibt, in Schwierigkeiten zu geraten.“
    „Tut sie das? Dann nehme ich an, dass

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