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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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werfen, um vielleicht doch zu entkommen, fand sie auch nicht. Das Einzige, woran sie denken konnte, waren die Dinge, die sie in ihrem Leben versäumt hatte.
    Sie hatte so vieles nicht gemacht. Nun würde sie niemals wieder eine Gelegenheit haben, ihrer Schwester Vinia näher zu kommen, obwohl sie sich in letzter Zeit zu verstehen begannen. Sie würde niemals ihr eigenes Fotoatelier haben. Niemals sollte sie einen Fuß in die Villa der Abbots setzen oder Deegans Freunde treffen.
    Und Deegan. Wenn sie doch nur eine Gelegenheit gehabt hätte, ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebte. Dieses Versäumnis tat ihr am meisten in der Seele weh.
    Die Kutsche fuhr scharf um eine Ecke, ohne dass die Pferde merklich langsamer wurden. Lilly rutschte dem Mann, der neben ihr saß, fast auf den Schoß. Zu ihrer Erleichterung tat er jedoch nichts anderes, als sie unsanft von sich zu stoßen. Sein Kumpan schob das Fenster nach unten und streckte den Kopf hinaus, um dem Fahrer etwas zuzurufen. „Verdammt, Hague! Pass auf, dass wir nicht umkippen! Und den Constabler wollen wir auch nicht am Hals haben!“
    Ein schwacher Hoffnungsschimmer stieg in Lilly auf. Gab es trotz allem noch die Möglichkeit zu entkommen? Rasch schloss sie die Augen, da sie befürchtete, dass man ihr sonst ansehen könnte, was sie dachte.
    Edmund hatte nicht recht. Sie war nicht schwach. Sie war stark. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Die Männer, die Belle in Angst und Schrecken versetzt hatten, würden es mit ihr nicht so leicht haben. Sie hatte einen Grund, am Leben zu bleiben.
    Deegan.
    Vorsichtig blickte Lilly sich in der Droschke um und betrachtete dann den Türriegel. Ihren Einkaufskorb hatte sie bereits verloren, als man sie von der Straße in die Kutsche gestoßen hatte. Doch ihre Tasche hing noch immer an ihrem Handgelenk. Unauffällig griff sie danach und bereitete sich darauf vor, mit dem Retikül dem Mann neben ihr ins Gesicht zu schlagen. Sie überlegte sich gerade, wie lange er wohl dadurch außer Gefecht gesetzt wäre, als sie plötzlich anhielten.
    Nun war ihre Chance gekommen. Geschickt trat sie dem Kerl ihr gegenüber auf die Zehen und schlug dem zweiten wie geplant ins Gesicht. Dann riss sie den Kutschenschlag auf und stürzte hinaus auf die Straße.
    Deegan klammerte sich am Kutschbock fest, während der Fahrer seine Pferde donnernd um die Ecke lenkte. In einem kurzen Moment hatte er den anderen Kutscher als Hague Pickering erkannt, der wie ein Wilder die Peitsche schwang. Wen hatte Severn noch beauftragt, Lilly zu holen? Handelte es sich um die Männer, die er am Abend zuvor kennengelernt hatte oder um weitere alte Bekannte? Würden sie unter den falschen Koteletten und seinem angeklebten Schnurrbart das Gesicht von Digger O’Rourke erkennen?
    Warum nur hatte er sich gerade heute als Gentleman ausstaffieren müssen? Das bedeutete vor allem, dass er nur eine Duellpistole bei sich hatte. Verzweifelt überlegte er, wohin die Fahrt sie wohl führen mochte und was er tun sollte, wenn die Kutsche anhielt.
    Sie sausten durch die Straßen der Stadt, sodass immer wieder überraschte Fußgänger beiseitesprangen oder andere Droschkenfahrer ihnen fluchend auswichen. Hague schien nicht zu bemerken, dass man ihm folgte. Jedes Schlagloch im Pflaster drohte die Kutsche aus dem Gleichgewicht zu bringen, doch Deegan klammerte sich verzweifelt fest und hoffte inständig, dass alles gut gehen möge.
    Welcher Mann gab den Befehl, eine Frau mitten am helllichten Tag entführen zu lassen? War Severn wirklich so tollkühn? Deegan bezweifelte es. Das musste bedeuten, dass der Auftraggeber, der hinter Lillys Entführung steckte, nicht nur skrupellos, sondern auch kaltblütig und verdammt selbstsicher war. Konnten es Farlong oder Reverend Isham sein? Oder jemand anderer? Jemand, der sich niemals zeigte und nun Lillys Tod geplant hatte?
    Die Kutsche der Entführer fuhr scharf um eine Ecke und jagte eine schmale Gasse, die bereits in Chinatown lag, entlang. Ein Chinese mit einem langen, dünnen Zopf sprang entsetzt zur Seite, um nicht überfahren zu werden, und ließ dabei ein lebendes Huhn los. Flatternd und gackernd versuchte das Tier davonzufliegen und wurde dabei fast von der Kutsche überrollt. Erschrocken bäumten sich die Pferde auf und hielten dann ruckartig an.
    Ein lautes Geschrei erhob sich. Der Droschkenfahrer neben Deegan begann zu fluchen und brachte seine Gäule kurz hinter der anderen Kutsche zum Stehen, während der chinesische Metzger und

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