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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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beruhigt. Nachdem sie sich neben Deegan auf die erstaunlich bequeme Bank gesetzt hatte, holte sie ein Taschentuch hervor und begann, ihm die schweißfeuchte Stirn abzutupfen. Sie war so sehr auf sein Wohlergehen bedacht, dass sie die luxuriöse Ausstattung der großen Halle kaum bemerkte. Es fiel ihr nur auf, dass der Raum ebenso wenig mit Mobiliar verstellt war wie bei ihr zu Hause und dass der Orientteppich mit seinen warmen Farben eine angenehme Atmosphäre verbreitete.
    Molly verlor inzwischen keine Zeit. Sie rannte die breite Treppe in den ersten Stock hinauf, um ihre Herrin zu holen. Lilly fragte sich, wie lange es wohl dauern mochte, bis Mrs. Abbot Zeit fand, sich zu ihnen zu begeben. Doch es war kaum eine Minute vergangen, bis die schönste Frau, die sie jemals erblickt hatte, von oben zu ihnen herabschaute und entsetzt Deegans Namen rief. Dann hob sie ganz undamenhaft ihre Röcke und eilte, so schnell es ging, zu ihnen herunter.
    Marianne Shire Abbot strahlte eine Willenskraft aus, die Lilly sogleich auffiel. Im Gegensatz zu ihrem dunkelhaarigen, attraktiven Sohn Pierce war sie blond und engelhaft blass. Ihr hochgestecktes flachsfarbenes Haar stand in schönem Kontrast zu ihren dunkelgrünen Augen und den langen dunklen Wimpern. Mrs. Abbot musste um die fünfzig sein, doch ihre makellose Haut, ihre geschmeidigen Bewegungen und ihre schlanke Figur wirkten wie die einer erheblich jüngeren Frau. Um ihre Augen zeigten sich nur wenige, schwach ausgeprägte Fältchen, die jedoch eher das Ergebnis häufigen Lachens als das ihres Alters zu sein schienen.
    Mrs. Abbot stürzte auf Deegan zu, um ihn besorgt zu umarmen. Doch er hielt sie davon ab und deutete auf seine blutige Kleidung. Daraufhin nahm sie seine Hände in die ihren und sah ihn ernst an. „Mein armer Junge“, sagte sie. „Was haben Sie denn angestellt?“
    „Nicht viel, Marianne“, beteuerte er. „Ein Bursche muss schließlich einiges in Kauf nehmen, wenn er den heiligen Georg spielt.“
    „Den heiligen Georg also?“, sagte Mrs. Abbot nachdenklich. Sie ließ ihn los und wandte sich lächelnd Lilly zu. „Dann sind Sie wohl die entführte Jungfrau? Miss Renfrew?“
    Lilly sprang auf und nickte. Sie brachte vor der berühmtesten Salondame der Stadt kein einziges Wort heraus. Marianne Abbot war nicht nur anmutig, sondern auch auffallend elegant. Der Schnitt und der Stoff ihres burgunderfarbenen Kleids schien der neuesten Pariser Mode zu entstammen. Es schmiegte sich so sanft wie ein Handschuh an die zierliche Figur seiner Trägerin. Obwohl sie ein Hauskleid trug, stellte es die blaue Abendrobe, die Lilly für die Soiree nähte, weit in den Schatten.
    Ihrer Gastgeberin war jedoch keineswegs die kühle Arroganz eigen, vor der sich Lilly gefürchtet hatte. Ihr schönes Gesicht wurde von einem offenen warmen Lächeln erhellt, als Marianne sie in ihre Arme zog. „Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen. Trotz seiner Unverfrorenheit, meinen Teppich mit Blut zu beflecken, gehört Deegan zu meinen liebsten Draufgängern. Er hat mir gerade genug von Ihnen erzählt, um mich neugierig zu machen, sodass ich mehr von Ihnen erfahren möchte. Ich hatte allerdings nicht angenommen, dass wir uns unter solchen Umständen kennenlernen würden. Kommt in den Salon, und erzählt mir, was geschehen ist.“
    Lilly war sich nicht sicher, was sie erwidern sollte. Hilflos sah sie Deegan an.
    Er stand mühsam und ächzend auf. „Bevor ich noch mehr Blut auf Ihren Teppich tropfen lasse, sollten Sie mich lieber entschuldigen. Ihre Haushälterin könnte mir einen kleinen Verband anlegen, und Lilly kann Ihnen währenddessen von unseren Abenteuern berichten.“
    Mit der schönen Mrs. Abbot allein gelassen zu werden hätte Lilly in diesem Moment wahrlich überfordert. „Ich möchte mich lieber selbst um deine Wunde kümmern“, sagte sie und wandte sich an ihre Gastgeberin. Nach dieser für ein unverheiratetes Mädchen so unschicklichen Äußerung erwartete sie einen missbilligenden Blick der Dame des Hauses. „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Mrs. Abbot. Aber Mr. Galloway muss sofort versorgt werden.“
    „Aber nein, natürlich habe ich nichts dagegen!“ Sie winkte das Hausmädchen, das sich im Hintergrund aufgehalten hatte, heran. „Geleite Mr. Galloway und Miss Renfrew in die Küche. Ich rufe sofort Mrs. Perrin.“
    Lilly blickte ihr nach, während sie davoneilte.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, Miss“, beruhigte Molly sie. „Mrs. Abbot ist eine ausgezeichnete

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