HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
Assistenten zu ihrem Hauptverdächtigen zurückzulenken. Sie beobachtete ihn, wie er am Rand des Beckens entlangtappte und seine Bibel in der Hand behielt, jedoch genau das tat, was sie vermutet hatte. Er warf heimlich Blicke auf die Frauen und nickte hoheitsvoll, wenn eine an ihm vorüberging; wenn er sich jedoch unbeobachtet glaubte, klebte sein Blick an ihr.
Dies tat er so lange, bis Mrs. Fitzlettice, eine ziemlich übellaunige, doch wohlhabende Witwe, ins Wasser stieg. Sobald er sie sah, schlug Hawkins schnell seine Lektüre zu und schaute misstrauisch um sich. Da er sich unbeobachtet glaubte, legte er das Buch unauffällig in eine kleine Nische in der Mauer.
Georgiana warf Ashdowne einen bedeutungsvollen Blick zu und sah, dass auch er verblüfft war. „Was soll denn das?“, murmelte er.
„Ich gehe hinein“, sagte sie und trat einen Schritt vor, doch Seine Lordschaft hielt sie am Arm fest.
„Warten Sie“, meinte er. „Hawkins wird Sie sehen.“ Sie wollte genau das zwar nicht hören, aber er hatte natürlich recht. Sowohl der Vikar als auch die Witwe standen so nahe bei dem Versteck, dass weder sie noch Ashdowne das Buch herausholen konnten.
Georgiana runzelte enttäuscht die Stirn. „Könnte nicht einer von uns die beiden ablenken, während der andere versucht, es schnell zu schnappen?“ Sie schaute Ashdowne hoffnungsvoll an, doch seine einzige Antwort bestand aus einem Blick, der ihr deutlich machte, was er von ihrem Vorschlag hielt.
So etwas Dummes! Nur weil er Zeuge der einen oder anderen Ungeschicklichkeit von ihr geworden war, bedeutete das noch lange nicht, dass alles immer in einer Katastrophe enden musste. Georgiana wollte ihm das gerade sagen, als Ashdowne den Kopf schüttelte. „Ich bezweifle, dass sogar Ihre unvergleichlichen Reize ausreichen würden, um die Aufmerksamkeit des guten Vikars von einer möglichen Gönnerin abzulenken – vor allem, wenn es sich um jemand so Wohlhabenden handelt.“
Georgiana wurde bei seiner Anspielung auf ihre Brust feuerrot; sie musste jedoch zugeben, dass er mit seiner Vermutung recht hatte. Aber sie war zu ungeduldig, um abzuwarten, was passieren würde. Sie waren dem Vikar so lange gefolgt, und nun gab es das erste Anzeichen dafür, dass er tatsächlich der Dieb war.
„Er muss seine zweifelhafte Lektüre den ganzen Tag mit sich herumgetragen haben“, flüsterte sie Ashdowne zu. „Kein Wunder, dass wir nichts in seinen Zimmern gefunden haben. Er wird sie überallhin mitnehmen und immer am Körper tragen. Und gibt es einen besseren Ort, um die Kette zu verstecken, als in der ausgehöhlten Attrappe eines Buches?“
Niemand würde es auffallen, wenn ein Vikar die Bibel mit sich herumschleppte, dachte sie aufgeregt. Die einzige Gelegenheit, bei der es schwierig werden könnte, ergab sich, wenn eine besonders bigotte Person – wie Mrs. Fitzlettice – ihn darum bitten würde, eine Stelle daraus vorzulesen. Deshalb hatte Mr. Hawkins die Attrappe versteckt, bevor er sie begrüßte. Georgiana lächelte. Endlich schienen alle Fäden zusammenzulaufen!
Leider war Mr. Hawkins noch immer in sein Gespräch mit der Witwe vertieft. Sie redeten eine scheinbar endlos lange Zeit miteinander, bevor sie ihren Platz vor der Nische in der Mauer verließen. Im gleichen Moment, in dem die beiden sich in Bewegung setzten, machte Georgiana einen Satz nach vorn, wurde aber sofort von ihrem vorsichtigen Assistenten zurückgerissen. Er wies auf das Becken, wo zu ihrer Überraschung der Vikar und Mrs. Fitzlettice nun aus dem Wasser stiegen. Offenbar wollten sie gemeinsam weggehen und das Buch zurücklassen.
Georgiana war ein wenig durcheinander und erlaubte es Ashdowne, sie erst aus dem Gebäude und dann in den Schatten eines in der Nähe befindlichen Türeingangs zu ziehen. Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont, und sie beobachtete die dunklen Gestalten, die aus dem Gebäude traten. Mr. Hawkins und die Witwe waren unter den Ersten, und Georgiana wartete atemlos darauf, ins Bad zurückkehren zu können. Doch zu ihrem Entsetzen wurden dort die Türen geschlossen.
Wütend drehte sie sich zu Ashdowne herum, denn es war sein Fehler, dass sie diese Gelegenheit verpasst hatten. Anstatt ihr zu helfen, hatte er sie nur abgehalten – und nun war es zu spät. Ehe sie ihrer Wut freien Lauf lassen konnte, nahm er ihre Hände und zog sie an sich.
„Wir werden morgen in aller Frühe zurückkommen“, versprach er.
Georgiana befreite sich, da sie diesmal entschlossen
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