HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
die Katze zu entlarven?
Morgen würde sie die Zeitungen durchstöbern und die nötigen Informationen zusammensuchen. Im Moment jedoch war sie von dem langen Tag ermüdet; sie fühlte sich mehr denn je verwirrt und ausgelaugt.
„Es ist alles sehr seltsam“, murmelte sie. „Wirklich sehr seltsam.“
13. KAPITEL
Trotz der neuen Umgebung, in der sie sich befand, konnte Georgiana Ashdowne nicht so leicht vergessen. Selbst im Schlaf war es ihr nicht gelungen, ihm zu entkommen. Heiße, sehnsüchtige Bilder hatten sich mit eigentümlichen Albträumen vermischt, in denen sich sowohl er als auch Savonierre in wilde Tiere verwandelten. All das hob nicht gerade ihre Stimmung.
Am nächsten Morgen eilte Georgiana auf den Speicher, wo sie den Tag damit verbrachte, Stapel alter Zeitungen durchzugehen. Natürlich gab es viele interessante Artikel, die ihre Aufmerksamkeit immer wieder für einen Moment fesselten. Aber sie wollte sich auf Savonierre beschränken. Es war nicht schwer, ihn in den Klatschspalten zu entdecken.
„Mr. Savonierre gab gestern Abend eine elegante, gut besuchte Abendgesellschaft“, las Georgiana sich vor. Sie schrieb sich das Datum auf, überging die Speiseliste und beachtete auch nicht, wer alles da gewesen war. Stattdessen nahm sie sich die nächste Zeitung vor.
„Der wohlhabende und bekannte Mr. S. wurde gestern gesehen, wie er die verheiratete Lady B. in die Oper begleitete“, wurde dort berichtet. Die meisten Artikel befassten sich nicht mit Savonierres angeblichem Einfluss in Regierungskreisen, sondern widmeten seiner Schwäche für attraktive Begleiterinnen große Aufmerksamkeit. Georgiana runzelte ungeduldig die Stirn.
Aber ihr jüngster Verdächtiger war nicht der Einzige, dessen gesellschaftliche Unternehmungen in den Zeitungen besprochen wurden. „Der jüngere Bruder des Marquess of A. sorgt weiterhin für Schlagzeilen in Londoner Kreisen. Am gestrigen Abend wurde er in vier Lokalitäten gesichtet“, konnte man in einem Bericht lesen. Georgiana versetzte es einen Stich, auch wenn sie sich einredete, dass es ihr egal sei.
„Jonathon Everett Saxton, der jüngere Bruder des Marquess of Ashdowne, wurde auf dem Ball von Lord Graham gesichtet, wo er von zahlreichen jungen Damen umgeben war. Sein Esprit und sein Charme sind allgemein bekannt und machen ihn zu einem Liebling des weiblichen Geschlechts“, las Georgiana. Sie versuchte die ständigen Erwähnungen Ashdownes, als er noch ein jüngerer Bruder war, zu übersehen; doch sein Name tauchte immer wieder auf und stach ihr in die Augen. Leider sah es fast so, als ob er und Savonierre mehr oder weniger das Gleiche unternahmen; das war nicht ungewöhnlich, wenn man bedachte, dass sie beide dem ton angehörten.
Dass sein Name unablässig in den Zeitungen auftauchte, beunruhigte sie mehr, als ihr lieb war. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, wäre sie darauf verfallen, ihn hinter der Katze zu vermuten. Georgiana lachte unsicher. Sie versuchte zwar die ganze Zeit, ihre Gefühle für Ashdowne in einem geheimen Winkel ihres Herzens zu verbergen, aber sie konnte nicht vermeiden, ständig auf ihn aufmerksam zu werden.
Unterdessen fertigte sie eine Liste von Savonierres Aufenthaltsorten an, der sie eine Aufzählung gegenüberstellte, auf der die Daten und Orte standen, an denen die Katze zugeschlagen hatte. Interessanterweise hatte der Dieb nie etwas bei Savonierre gestohlen, was ihren Verdacht zu bestätigen schien.
Zuerst hatte sie eigentlich vorgehabt, nur jene Zeitungen durchzusehen, die aus dem Zeitraum stammten, in dem die Katze besonders aktiv gewesen war. Doch dann fand sie ihre Suche so interessant, dass sie noch zwei weitere Tage damit verbrachte. Sie hielt auch in den neueren Ausgaben nach der Erwähnung eines Verbrechens Ausschau, das außerhalb Londons stattgefunden hatte und die Handschrift der Katze trug. Sie fand jedoch nichts. Es schien ganz so, als ob der Meisterdieb von der Erdoberfläche verschwunden war.
Leider wurde sie immer wieder von einem gelangweilten Bertrand unterbrochen, der nachfragte, wann sie endlich nach Bath zurückkehren würden. Doch Georgiana wollte davon nichts wissen. „Lass mich in Ruhe!“, rief sie und stürzte sich wieder auf die Artikel. Sie musste zugeben, dass die Unmengen von gedruckten Wörtern eine beruhigende Wirkung auf sie ausübten. Fakten waren ihre Domäne, und es ließ sich auch wesentlich leichter mit ihnen umgehen als mit Menschen.
Bertrand musste es allerdings geschafft haben,
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