HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
du auch nur einen Funken Mitgefühl in dir hast. Am heutigen Abend vor deiner Vermählung ist dein Herz voller Freude und gutem Willen. Kannst du nicht auch die Gnade in dir finden, mir meinen Seelenfrieden zu schenken?“
Ihre Worte hallten in dem großen Saal wieder. Alayna warf ihrem Geliebten einen angstvollen Seitenblick zu. Würde er es fertigbringen, den Dämonen der Vergangenheit endlich zu entsagen? Gespannt hielt sie den Atem an, während er Isobol schweigend ansah. Doch die Frau ertrug standhaft seine wütende Miene und den brennenden Blick, mit dem er sie beobachtete.
„Lucien“, sagte Alayna flehend.
Er sah sie lange an, bevor er etwas unternahm. „Perry!“, rief er plötzlich laut.
Der junge Ritter sprang auf seine Füße. „Ja, Mylord.“
Während sich Lucien wieder Isobol zuwandte, befahl er: „Sag den Pagen, sie sollen den Ehrenplatz am Ende meines Tisches für meine Mutter decken.“
Alayna atmete auf und tauschte einen erleichterten Blick mit ihrer eigenen Mutter aus. Als Lucien seinen Platz wieder einnahm, drückte sie dankbar seine Hand.
Am folgenden Morgen sprachen Lucien und Alayna zum zweiten Mal die heiligen Gelübde in der großen Kapelle von Gastonbury. Doch dieses Mal versprachen sie sich einander voller Freude und aus ganzer Überzeugung.
Eurice war dort, die sie lächelnd segnete. Hubert und Mellyssand küssten sie und sprachen ihre Glückwünsche aus. Lady Veronica sah das Glück ihrer Tochter mit großem Stolz.
Nach der Zeremonie wurde Isobol bedrängt, Geschichten aus Luciens Kindheit zu erzählen. Nur widerwillig kam sie der Bitte nach, da die Erinnerungen an diese Zeit allzu schmerzlich waren. Dennoch wurde sie überredet und freundete sich bald mit dieser Beschäftigung an. Ihre Augen leuchteten vor Stolz, als sie berichtete, wie er im zarten Alter von elf Jahren vier Diebe mit dem Schwert vertrieb, die alle um ihr Leben liefen. Sie erzählte auch, wie er plötzlich den älteren Jungen Angst eingejagt hatte, die ihn zuvor immer gehänselt hatten.
„Also warst du schon damals ein Unhold“, flüsterte Alayna Lucien zu, während ihre Augen vergnügt glitzerten. Luciens Begierde wurde wieder geweckt, als ihr Atem sein Ohr streifte.
„Ich fürchte, wenn wir noch viel länger auf unsere Hochzeitsnacht warten müssen, werde ich allen hier beweisen, was für ein Unhold ich sein kann“, versprach er.
Sobald sie sich einigermaßen mit Anstand zurückziehen konnten, ergriff Lucien die Hand seiner Gemahlin und sagte den anderen Lebewohl. Sein warnender Blick schreckte die Hochzeitsgäste davon ab, ihre üblichen Scherze mit dem frisch vermählten Paar zu treiben.
Er konnte nur mit Mühe warten, bis sie endlich die Tür hinter sich geschlossen hatten. Sogleich nahm er sie fest in seine Arme.
„Nun bist du mein“, sagte er rau. „Nichts und niemand wird jemals wieder zwischen uns kommen.“
Lächelnd legte sie die Arme um seinen Nacken. „Ich fürchte, es gibt da doch etwas, das zwischen uns kommen wird, Mylord.“ Sie begann vergnügt zu lachen.
Er blickte verwirrt zu ihr herunter. „Wovon sprichst du?“
„Ich meinte natürlich meinen Bauch. Er wird bald so dick sein, dass du mich nicht mehr umarmen kannst, zumindest nicht so nah wie jetzt.“
„Bauch?“, wiederholte er begriffsstutzig.
„Ja, von dem Baby.“
„Baby?“
Alayna warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ja, ein Kind. Wirklich, Lucien, du wirst lernen müssen, schneller zu begreifen, wenn du unseren Sohn gut lehren willst. Und lerne besser schnell, denn er wird in sechs Monaten bereits ankommen.“
Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er schüttelte den Kopf. „Nein, noch keinen Sohn. Zuerst will ich eine Tochter mit Augen, die selbst die schönsten Smaragde beschämen. Und sie soll langes kastanienbraunes Haar haben, genau wie ihre Mutter. Danach wird uns noch genug Zeit bleiben, um an Söhnen zu arbeiten.“
Alayna legte nachdenklich den Kopf auf die Seite. „Du, der stets so viel Abneigung gegen Frauen verspürte, willst dein Leben mit noch einer belasten?“
Er senkte den Kopf und streifte ihren Hals mit den Lippen. „Es soll dir als Erklärung genügen, dass ich meine Abneigung inzwischen überwunden habe. In letzter Zeit finde ich die Gesellschaft einer gewissen Frau sogar recht beglückend.“
„Beglückend“, murmelte sie. Als er seine Küsse unterbrach, blickte sie ihn etwas enttäuscht an.
„Nun, Mylady, bevor wir mit dieser Nacht fortfahren, bist du
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