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HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
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hofabgewandten Seite schlüpfte Kathryn mit der alten Myra am Zügel aus den Stallungen, einem Pferd, das ihr Stiefvater erst kürzlich von einem benachbarten Gut erworben hatte. Kathryn hoffte, dass die alte Myra mit ein bisschen Überredung die etwa sechzehn Meilen von Somerton in östlicher Richtung nach Hause laufen würde und dass Baron Somers’ Männer der Spur des Pferdes folgten. Kathryn hatte natürlich nicht vor, die Mähre zu deren früherem Heimatort zu begleiten.
    Unbemerkt schlich sie sich zu der kleinen Ausfallpforte in der Burgmauer, nahm den großen Schlüssel aus dem Versteck und öffnete die Tür. Anschließend führte sie das Pferd den Hang hinab bis zu den Deckung bietenden Bäumen, richtete es nach Osten aus und gab ihm einen kräftigen Schlag auf das Hinterteil. Die alte Myra stob wie von der Hornisse gestochen davon, dasselbe tat auch Kathryn, nur in entgegengesetzter Richtung.
    Als sie sich dem Dorf näherte, blieb sie kurz stehen, um eine Hand voll Erde aufzuheben und sich damit Arme und Gesicht zu beschmieren. Falls einer der Männer des Barons zufällig vorbeireiten sollte, war sie sicher, für eine Dorfbewohnerin gehalten zu werden. Mit einem Seufzer und einem Stoßgebet durchquerte Kathryn schnell den Wald, in der Hoffnung, dass Myra die Leute ihres Stiefvaters auf die falsche Fährte locken würde.
    Unglücklicherweise hatte Kathryn die Rechnung ohne die alte Mähre gemacht. Nachdem diese nämlich in Richtung ihres früheren Zuhauses losgeprescht war, stieß sie auf ein Hindernis: Ein Bächlein war durch die Frühlingsschauer so angeschwollen, dass der Gaul ganz entgegen Kathryns ursprünglichen Plänen umkehrte und in Richtung Somerton Castle zurücktrabte.
    Ohne die Irreführung durch Myras Spur konnten die Gefolgsleute des Barons Kathryn mühelos und rasch finden und ergreifen. Sie hatte sich für so schlau gehalten, als sie nach Somerton aufbrach, und nicht für einen Augenblick daran gedacht, dass Somers’ Männer dort zuerst hinreiten würden. Warum hatten sie sich nicht von Myra auf die falsche Fährte führen lassen? Warum war es ihr nicht in den Sinn gekommen, auf einen Baum zu klettern und dort abzuwarten? In den Ästen, die ihr so vertraut waren, hätten sie nie nach ihr gesucht.
    Kathryn war ratlos, aber nur für einen kurzen Augenblick. Es ist noch ein weiter Weg nach London, dachte sie bei sich, während sie unsanft zur Burg geschleift wurde. Viel konnte noch passieren, bevor sie die Stadt erreichte; und sie schwor sich, einen Plan auszuhecken, der es ihr ermöglichen würde, Rupert zu treffen.
    „Ach, mein Kind, mein kleines Mädchen“, wehklagte Bridget, als Kathryn in den Burghof gestoßen wurde. Die Männer des Barons waren unnötig grob zu ihr. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht, ich wusste ja nicht …“
    „Schweig, Frau!“, herrschte Lady Edith sie zornig an. Diese Angelegenheit mit ihrer Stieftochter hatte ihr Leben schon genug durcheinandergebracht, auch ohne sich ständig das Gejammer der verwirrten Alten anhören zu müssen. Sie wandte sich Kathryn zu. „Ich sehe, dass du dich deinem Stand entsprechend herausgeputzt hast.“
    Margery und Eleanor kicherten hinter vorgehaltener Hand.
    Kathryn schluckte. Sie wusste, dass sie in einem abscheulichen Zustand war, weigerte sich aber dennoch, ihr jetziges Aussehen wesentlich zu verbessern, nur um Lady Edith oder irgendjemandem sonst einen Gefallen zu tun. Sie machte ihren Rücken gerade und richtete sich würdevoll auf. Ihr Stolz und ihr Sinn für Humor waren die einzigen beiden Besitztümer, die man ihr nicht hatte nehmen können. Sie machte sich selber Mut, indem sie an Rupert dachte und wie er kommen und sie von hier fortbringen würde. Hätte ihr richtiger Vater noch gelebt, dann hätte er sie beschützt, für sie gesorgt …
    „Wo ist die kleine Missgeburt?“, lallte Baron Somers beim Betreten des Hofes. Als er um die Ecke bog und Kathryn erblickte, trat ein grausames Funkeln in seine Augen. Seine Gefolgsleute erkannten die Gemütsverfassung ihres Herrn sofort und machten keine Anstalten, Kathryn beizustehen oder sie zu beschützen.
    Für Kathryn kam es nicht infrage, sich zu ducken, selbst als Baron Somers ausholte und ihr mit dem Handrücken ins Gesicht schlug. Der Hieb ließ ihre Unterlippe aufplatzen und sie zu Boden gehen; dennoch stand sie sofort wieder auf und lief davon. Es brachte sie an den Rand der Verzweiflung, das brutale Gelächter hinter sich zu hören, dann die ihr folgenden Schritte,

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