HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
alte Frau zu beruhigen, wenn sie aufwachte. Ein Diener kam, um Kathryn mit einem Licht den Gang entlang zum Abendessen zu geleiten, doch sie wies ihn an, dem Earl ihr Bedauern mitzuteilen. Sie hatte nicht vor, Bridget allein zu lassen, bis es der Alten wieder besser ging.
Kurz darauf erschien Wolf, der sie in der Großen Halle vermisst hatte. Sie war sich seiner Anwesenheit nicht bewusst, bis sie unerwartet eine sanfte Hand auf ihrer Schulter fühlte.
„Wie geht es ihr?“ Seine Stimme war leise, nur wenig mehr als ein Flüstern.
Kathryn hatte sich bemüht, ruhig zu bleiben, bis er diese Frage stellte, doch jetzt war sie wegen Bridgets ernstem Zustand den Tränen nahe. Sie schluckte, schaute zu Wolf auf und schüttelte nur stumm den Kopf. Sie hatte Angst, dass ihr die Stimme versagen würde. „Es ist ihr Herz. Das hat sie mir nie gesagt.“
Bridget erwachte für einen Augenblick und sah Wolf hinter Kathryn stehen. Sie lächelte dem großen Ritter entkräftet zu. „Ach, Ihr seid’s, Sir … Kümmert Euch … um meine kleine Kathryn.“
„Das werde ich“, versprach er.
„Lasst sie nicht … zu diesem … teuflischen Baron zurück.“
Wolf schüttelte den Kopf und bat Bridget, sich auszuruhen.
„Er wird sie umbringen … Irgendwann einmal … nächstes Mal … wird er sie sicher umbringen.“
„Nein“, sagte Wolf leise.
„Sie hat schon einmal versucht … wegzulaufen …“
„Still jetzt, Mütterchen“, sagte Kathryn. „Schone deine Kräfte …“
Es gab wenig, was Kathryn für Bridget in der sich langsam dahinschleppenden Nacht tun konnte. Maggie schlief in einem Stuhl nahe dem Feuer, während Kathryn einsam Wache hielt. Um Mitternacht herum wachte Bridget wieder auf und begann zu sprechen.
„Ich muss … jetzt mit dir reden.“ Ihre Worte waren nur ein mühevolles Flüstern, und ihr Atem war so kurz, dass Kathryn sich anstrengen musste, um zu verstehen, was sie sagte. „… Ich weiß, warum König Heinrich … dich will … Das Geheimnis … alle die Jahre lang wohlgehütet … Meghans Wunsch … aber nun … musst du es wissen.“
„Ruh dich aus, Bridget. Erzähl es mir morgen, wenn es dir besser geht.“
„Nein, jetzt.“ Die Dringlichkeit ihres Tons ließ Kathryn verstummen.
„Deine Mutter … traf Henry Bolingbroke … König Heinrichs Vater … in London … als er König wurde … Sie war jung … ein hübsches Mädchen … unerfahren … Bolingbroke war … von ihr entzückt … und ritt auf den Schwingen seines Erfolges.“
Das Atemholen fiel ihr so schwer, dass Kathryn ihr Einhalt gebieten wollte, doch Bridget bestand darauf, fortzufahren.
„Sie … sie …“
„Was passierte dann, Bridget?“ Kathryn wurde langsam neugierig und drängte sie nun doch weiterzureden. „Was muss ich wissen?“
Bridget bekam einen schweren Hustenanfall, bevor sie weitersprechen konnte. „Bolingbroke schickte sie nach Somerton … um Lord Somers zu heiraten … Es war abgelegen … aber weit genug … von den schottischen Überfällen entfernt … Er wusste, dass ihr beide dort in Sicherheit sein würdet …“
„Wer? Mutter und ich sollten in Sicherheit sein?“
Bridget versuchte erneut zu reden, doch obwohl sich ihre Lippen bewegten, kamen keine Worte mehr.
Kathryn wollte sie weiter befragen, aber es war offensichtlich, dass Bridgets Kraft nachließ. Kathryn fühlte sich verloren, zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich verloren. Tränen rollten ihr ungehindert die Wangen hinunter, als sie Bridgets Hand nahm, sich über diese beugte und still zu weinen begann.
Wolf wusste nicht, warum ihn dieses lästige Mädchen, das sich ganz allein in diesem dunklen, tristen Raum um seine alte Vertraute kümmerte, so beschäftigte. Er war seit zwanzig Jahren das erste Mal wieder hier in Windermere, hatte seinen Feind zum Greifen nahe – und alles, woran er denken konnte, war, wie Kathryn mit der Krankheit der alten Bridget zurechtkam. Was kümmerte es ihn? Wolf wusste, dass er sein Augenmerk auf Philip lenken musste und nicht zulassen durfte, dass ihn irgendetwas von seinem Plan abbrachte.
Es war schon fast Mitternacht, als die Damen sich aus der Halle zurückzogen, während einige Edelleute noch einen Becher Wein am Feuer tranken, bevor sie sich zu Bett begaben. Wolf stachelte Philip dazu an, die Geschichte von seinem „unehrenhaften“ Onkel Bartholomew zu erzählen. Philip behauptete, Bartholomew sei einer von König Richards Anhängern gewesen und habe sich gegen die aufständischen Barone
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