HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Seiten des Reifs befand sich jeweils ein mittelgroßer Rubin. Als Wolf endlich zu Kathryn aufblickte, wusste sie, dass er verstanden hatte.
„Kathryn …“
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, berührte seine Lippen mit den ihren und brachte ihn mit einem leidenschaftlichen Kuss zum Verstummen. Sie öffnete den Mund und lockte ihn, verführte ihn, ihr mit einer Heftigkeit zu antworten, die sie atemlos machte. Er umfing sie mit den Armen, zog sie eng an sich, sodass kein Zweifel mehr bestand an seinem Verlangen, seiner Begierde.
Bevor sie ihren Abstieg vom Grafenwinkel antraten, sah Wolf in einiger Entfernung Männer auf Pferden, die südlich von Windermere entlangritten. Es schienen etwa sechs zu sein, und sie galoppierten in einem solch scharfen Tempo, dass sie eine Staubwolke hinter sich aufwirbelten.
„Wer, glaubst du, könnte das sein?“, fragte Kathryn, während sie seinem talwärts gerichteten Blick folgte.
Wolf kniff die Augen zusammen, während er den Kopf schüttelte. „Kann ich auf diese Entfernung nicht sicher sagen, obgleich der Mann vorne wie Nicholas aussieht.“
Kathryn glaubte, dass er recht hatte. Sie meinte ebenfalls Nicholas’ Kopf mit dem hellblonden Haar und sein weißes Pferd zu erkennen – sein ungewöhnliches Streitross. Aber so, wie die Dinge in Windermere standen, hatte Wolf allen Grund, vorsichtig zu sein.
„Was stimmt nicht, denkst du?“, fragte sie besorgt. „Ihre Eile …“
„Vielleicht haben sie Philip gefunden und sind nur begierig darauf, mir dies mitzuteilen“, antwortete Wolf. „Dann wären alle unsere Befürchtungen grundlos.“
Kathryn bezweifelte dies zwar, begrüßte aber seinen Versuch, sie zu beruhigen. Sie kletterten den Hügelpfad hinab und legten den Weg durch den dichten Wald zurück, bis sie zu dem Platz kamen, an dem Wolf Janus angebunden hatte.
„Komm. Wir brechen auf, damit ich sie mir einmal genauer ansehen kann“, sagte er, indem er das große Pferd in das Wäldchen führte, um es zu verstecken. Kathryn ging neben Wolf. Sie erreichten eine Anhöhe, die eine gute Aussicht im Schutz der Bäume bot.
„Wer auch immer sie sein mögen, sie werden auf unsere Eskorte treffen …“
„Eskorte?“
Er lächelte zu ihr hinunter und nickte. „Wir haben ein Dutzend gute Männer, die uns den Rücken freihalten. Sie werden die Reiter abfangen, wenn wir es nicht zuerst tun.“
Zwölf Männer? Die ihnen folgten? Kathryn errötete, als sie sich an ihren gemütlichen Ritt zum Grafenwinkel erinnerte und an Wolf, der sie liebkost und mit seinen sanften Händen auf angenehme Weise gequält hatte. Sie war verletzt, als sie sich vorstellte, dass ein Dutzend Gefolgsleute in ihrer Nähe gewesen waren – vielleicht sogar in Sichtweite –, als sie sich auf dem Vorsprung mit den zwei Wasserfällen aufgehalten hatten.
„Ärger dich nicht, Kathryn“, sagte er, als er ihre Gedanken erriet. „Ich habe nur diejenigen ausgesucht, die wissen, was das Wort ‚ungestört‘ bedeutet.“
„Ich ärgere mich ja gar nicht“, sagte sie gereizt. „Ich ärgere mich nie. Aber du hättest mir wenigstens sagen können, dass überall um uns her Leute sind.“
„Nicht überall um uns“, sagte er, belustigt von ihrer Sichtweise der Dinge. „Dreiundsiebzig Kämpfer in drei Abteilungen vor uns, um den Weg freizumachen, und zwölf hinter uns – in weiter Entfernung –, um uns Rückendeckung zu geben.“
„Nun ja.“
„Schau. Es ist Nicholas.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss, nahm ihre Hand und ging mit Kathryn auf die Straße zu. „Er hat Douglas, Alfred und Claude bei sich – drei der Männer, die uns schon vor Tagen vorausgeritten sind. Wollen wir feststellen, welcher Teufel ihnen im Nacken sitzt?“
Sie schlenderten weiter und schlugen den Weg zurück zur Straße ein, auf der die Reiter immer näher kamen. Die Dämmerung hatte eingesetzt, sodass es im Wald recht dunkel wurde, doch Wolf führte sie unbeirrt durch das feuchte Unterholz und Gestrüpp. Sein sicherer Schritt erinnerte sie an die Begebenheit – es schien so lange her zu sein –, als sie vor ihm weggelaufen war und er sie im Dunkeln in das Lager zurückgetragen hatte.
Die Reiter verlangsamten ihr Tempo, als Wolf und Kathryn zu Fuß mit Janus am Zügel auftauchten. Während die zwei in nördlicher Richtung gingen, hielten die Ritter weiterhin südlich auf die Hügel zu. Sie trafen sich schließlich am Waldesrand, wo die Straße in einen holprigen Weg überging. Da dieser Weg im Osten von hohen
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