HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
war nicht so“, sagte er, „was immer du gedacht haben magst … es war … nun, es war nicht leicht für mich, dich in London Rupert Aires zu überlassen. Ich hielt es für das Beste, dich wütend zu machen. Um dir fern bleiben zu können … den Überblick zu behalten …“
Kathryn ging einen Schritt vor und legte die Arme um sich. Ihr Verstand riet ihr, vorsichtig zu sein, doch ihr Herz sehnte sich danach, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie wollte so gerne glauben, dass er Abstand zwischen ihnen geschaffen hatte, weil er wusste, dass es ihm schwerfallen würde, sie zu Ruperts Gunsten aufzugeben.
Aber was war mit dieser Annamarie ? Sie fragte sich, ob Wolfs damaliges Zögern aus zärtlichen Empfindungen oder dem Pflichtgefühl gegenüber seiner ehemaligen Verlobten herrührte.
Kathryn beobachtete, wie das Wasser vom Felsrand tropfte und sich mit dem im Sonnenlicht glitzernden Bach vereinte, und überlegte, ob sie Wolf von ihrer Verzweiflung in Westminster erzählen sollte. Von ihrer Verzweiflung darüber, dass sie ihn nie wiedersehen sollte, dass ihr Leben ohne ihn für immer leer sein würde.
„Ich habe dich schrecklich vermisst“, sagte sie schließlich leise. Sie fühlte ihn leise hinter sie treten, seinen warmen Körper dicht an ihrem, seinen Atem an ihrem Ohr.
„Ich hatte keine Ahnung …“ Wie er es damals gehasst hatte, sie zu verlassen. All diese Wochen, die sie allein in London verbracht hatte, nur mit diesen intriganten Weibern als einziger Gesellschaft. „Ich dachte, du und Rupert …“
„Rupert war ein Irrtum“, sagte Kathryn, indem sie sich zu Wolf umdrehte. „Ich habe schnell gemerkt, dass er … dass er nicht der war, zu dem ich ihn in meiner Vorstellung gemacht hatte, während der Jahre, in denen wir getrennt waren.“
„Kathryn, was sagst du da? … Du bereust es nicht, Rupert aufgegeben zu haben?“
Sie schüttelte den Kopf. „Und das habe ich ihm auch gesagt“, gab Kathryn mit einem versonnenen Lächeln zu, „obgleich ich ihn damit wohl ziemlich beleidigt habe.“
Sie ging zu dem Bach hinüber und hockte sich hin, um mit ihrer Hand ein wenig Wasser aufzunehmen und es dann wieder zurückfließen zu lassen. „Ich möchte behaupten, ich war etwas aufgewühlt an dem Morgen, an dem ich es ihm gesagt habe. Den Abend zuvor hatte ich den Earl of Langston gesprochen und von meiner Mutter und meiner Geburt erfahren … und dann traf ich zufällig Rupert. Ich konnte es nicht ertragen, ihm von Meghan und Heinrich zu erzählen … also berichtete ich ihm von meiner Verlobung mit dir – oder vielmehr mit dem Duke of Carlisle.“
Im Licht der untergehenden Sonne betrachtete Kathryn Windermere Castle, während ihr Schatten neben ihr immer länger wurde. Sie hatte keine Ahnung, was diese Offenbarung Wolf bedeutete – dass ihre Tränen an diesem Morgen nicht vergossen wurden, weil sie gezwungen war, ihn zu heiraten.
„Ich sagte ihm, ich hätte immer gedacht, dass er und ich heiraten würden“, sprach Kathryn weiter. „Natürlich war er zunächst entsetzt von diesem Gedanken, bis ich ihm erzählte, dass er einen furchtbaren Ehemann abgeben würde.“
„Das ist nur zu wahr“, sagte Wolf, indem er eine Hand unter ihren Ellbogen legte und sie zu sich hochzog. „Aber was ist mit mir?“ Seine Stimme war sanft und verführerisch. „Was für ein Ehemann, glaubst du, werde ich dir sein?“
Kathryn blickte ihm suchend in die Augen und wünschte sich eine einfache Antwort. Sie wusste nicht, wie ein starker Ritter wie Wolf es aufnehmen würde, wenn sie die Wahrheit sagte: Dass sie ihn nämlich warmherzig und sanft fand, zärtlich und rücksichtsvoll mit seiner jungen, unerfahrenen Frau; einer Frau, die – wie sie wusste – nicht seine erste Wahl gewesen war.
Sie nahm den kleinen Lederbeutel, der an ihrem Gürtel hing und den sie schon den ganzen Weg von Westminster bei sich trug. Sie hatte ihn immer griffbereit und vorgehabt, ihn im richtigen Augenblick hervorzuholen.
„Ich habe dies in London für dich anfertigen lassen“, sagte sie und gab ihm den Beutel, in der Hoffnung, er würde ihre Antwort auf seine Frage verstehen.
Wolf nahm das weiche braune Ledertäschchen, löste die Schnüre und zog ein hölzernes Kästchen heraus. Er schaute hinein und nahm den goldenen Ring heraus, von dem Kathryn hoffte, er würde der Siegelring des Duke of Carlisle werden. Eingefasst in einen Kreis zeigte das Siegel den eingravierten Kopf eines Wolfes mit einer Rose an seiner Brust. Zu beiden
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