HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
den Wäldern gehaust. Wolf fand genügend Beweise dafür. Aber keinen der Männer.
Es war schon einige Zeit nach dem Abendmahl, als Wolf endlich nach Windermere Castle zurückkehrte. Er hatte sich um Kathryn gesorgt, seitdem er sie verlassen hatte, und sich gefragt, ob ihr die Verletzungen noch viel Schmerzen bereiteten, ob die Schwellung in ihrem Knöchel zurückgegangen war, wie sie es ertrug, ans Bett gefesselt zu sein …
Er hatte vor, unverzüglich seine Gemächer aufzusuchen, um nach ihr zu sehen. Sein Essen und alles andere konnte warten, bis er sicher war, dass Kathryn in Sicherheit war und die nötige Pflege erhielt. Als er die Große Halle betrat, schwor er sich, Kathryn nicht mehr von der Seite zu weichen, bis es ihr wieder gut ging. Er tadelte sich dafür, sie den ganzen Tag allein gelassen zu haben, um im Wald irgendwelchen Gespenstern nachzujagen. Er hätte seine Männer ruhig ohne ihn suchen lassen können …
Doch unglaublicherweise saß Kathryn in dem Festsaal nah dem Feuer, mitten unter Leuten, von denen Wolf die meisten nicht einmal kannte. Sie hatte eine lange Rolle Pergament auf ihren Knien und schrieb eifrig, während sie sich mit Gilbert Juvet beriet. Zwei weitere Männer stimmten kopfnickend zu, ein dritter zeigte auf das Glasfenster am anderen Ende der Halle. Emma Juvet saß an Kathryns Seite, der kleine Alfie lag zusammengerollt neben seiner Mutter auf einer Bank und schlief, den Kopf in ihrem Schoß, tief und fest.
Wolf näherte sich diesem Grüppchen und traute seinen Augen nicht. Kathryn schien bei guter Gesundheit und in Hochstimmung zu sein. Ihre Wangen waren wie üblich leicht rosa gefärbt, und ihre Stirn war gerunzelt, doch nicht vor Schmerzen, sondern vor Aufmerksamkeit. Ihre Feder bewegte sich schnell über das Pergament und hielt nur dann kurz inne, wenn Kathryn hier einmal eine Frage stellte oder dort einen Sachverhalt umriss. Als sie endlich aufblickte und ihren Mann sah, warf sie ihm ein Lächeln zu, das ihm das Blut in den Adern zum Pulsieren brachte.
Wie schön sie ist, dachte er, als er auf sie zukam. Er trat neben ihren Stuhl und gab ihr einen Kuss auf das Haupthaar. Alle Männer erhoben sich, um den Duke willkommen zu heißen, doch Wolf bat Emma sitzen zu bleiben, damit ihr schlafender Sohn nicht gestört würde.
Kathryn machte Wolf mit allen bekannt und stellte die Handwerker vor, die auf Gilberts Geheiß gekommen waren, um die benötigte Zeit und die anfallenden Kosten zu schätzen, die eine Säuberung und Instandsetzung der Großen Halle, der Küche und der Treppe in Anspruch nehmen würden.
Jetzt, da Wolf hier war, machte sich Kathryn Gedanken über ihre Pläne, Windermere seinen alten Glanz zurückzugeben. Was wäre, wenn er es, entgegen ihrer Annahme, nicht guthieße? Wenn er es ihr verübelte, dass sie dieses Vorhaben eigenmächtig eingeleitet hatte? Sein Stirnrunzeln beim Eintreten gab ihr zu denken. Sie hoffte nur, er würde die Juvets und die Handwerker nicht kurzerhand entlassen, bevor sie die Möglichkeit gehabt hatte, das Vorhaben mit ihm zu besprechen.
„Ich habe gehört, es gibt im Nordflügel einen Webrahmen, an dem einige der Stadtfrauen an deinem neuem Banner arbeiten können“, erzählte Kathryn ihm.
„An meinem neuen Banner?“
„Ja“, sagte sie. „Und Edward, der Zimmermann, meint, die Arbeit hier in der Halle könnte schon übermorgen beginnen.“
„Die Arbeit in der Halle …“ Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als ob er ihn das erste Mal wirklich wahrnähme.
„Möchtest du dir die Kostenveranschlagungen ansehen, Wolf?“ Kathryn hob die Schreibrolle, um ihren Ehemann mit einzubeziehen, doch er warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
„Das wird nicht nötig sein. Was auch immer du beschließt, ist mir recht, Kathryn“, sagte Wolf. „Windermere ist bei dir in guten Händen.“
Kathryn atmete auf, und die Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Er war nicht nur sicher zu ihr zurückgekehrt, sondern übertrug ihr auch noch die gesamte Verantwortung dafür, Windermere wieder in alter Pracht erstehen zu lassen. Er mochte sie vielleicht noch nicht lieben, doch zumindest hatte er Vertrauen in ihre Fähigkeit, die Arbeit zu erledigen. Das war ein Anfang.
„Ich nehme an, du warst nicht viel erfolgreicher als ich“, sagte Nicholas.
Wolf schüttelte den Kopf.
„Deine Gemahlin hat heute Abend mit Lord Wellesley gespeist. Der Baron könnte für uns von großem Nutzen sein, Wolf“, meinte Nicholas. „Er
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