HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
überwältigend. Voller Tatendrang brach Alayna zu ihrem Abenteuer auf.
Wie immer war Will ein charmanter Begleiter, und er brachte sie mit seinen Witzen und unterhaltsamen Geschichten schnell zum Lachen. Er verschaffte ihr einen amüsanten Überblick über de Montregniers Männer – von Perry über Agravar zu dem jüngsten Knappen wusste er über jeden ein humorvolles Missgeschick zu berichten. Nur über Lucien scherzte er nicht, sondern sprach voller Bewunderung und Respekt von seinem Lord.
Sie ritten an den einzelnen Hütten entlang der Straße vorbei und geradewegs zum Dorfplatz, wo die Menschen ihren vielfältigen Beschäftigungen nachgingen. Zahlreiche Gerüche und Geräusche erwartete die kleine Reisegesellschaft, als sie näher kamen – die Stimmen handelnder Kaufleute, das Hämmern eines Hufschmiedes, die Laute von Kühen und Schafen, und alles vermischte sich mit dem vergnügten Gelächter der Kinder, die zwischen den Tierställen Fangen spielten.
Die Menge fiel in ein gespanntes Schweigen, als die Truppe auf dem Dorfplatz haltmachte.
Alayna wurde plötzlich unsicher. Sie warf Will einen fragenden Blick zu, doch dieser wartete nur auf ihre Befehle. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie die Lady von Gastonbury war. Es war ihre Pflicht, die Dorfbewohner anzusprechen. Also straffte sie den Rücken und holte tief Luft.
„Ich bin Lady Alayna of Gastonbury“, verkündete sie. „Ich bin die Witwe des verstorbenen Edgar du Berg, der von eurem neuen Baron, Lucien de Montregnier, im Kampf geschlagen wurde. Er hat mich gesandt, um euch in seinem Namen zu grüßen. Außerdem bat er mich, euch Kleidung als Geschenk zu bringen und mich um eure Bedürfnisse zu kümmern.“
Sie wurde nur von verständnislosen Blicken belohnt, woraufhin sie abstieg und einigen der Knechte befahl, die Truhen von dem Wagen zu heben. „Lord Lucien wünscht, dass Ihr die Gewänder als Zeichen seines guten Willens annehmt.“ Das war zwar eine Lüge, doch niemand hier wusste es besser. Unser finsterer Baron müsste eigentlich hier sein und selbst mit diesen Leuten verhandeln, dachte sie.
Da sich niemand bewegte, blickte sie zu ihrer Eskorte. Will wirkte alarmbereit, und einer der Soldaten griff bereits nach seinem Schwert. Um zu verhindern, dass die Situation eskalierte, griff sie hastig in eine der Truhen und nahm eine winzige Kindertunika heraus. Sie hatte eine Frau gesehen, die ein spärlich gekleidetes Kleinkind in ihren Armen hielt. Vorsichtig näherte sie sich der Mutter und hielt ihr das Kleidungsstück entgegen. Hinter ihr stieg Will vom Pferd und stellte sich beschützend hinter sie.
„Ich glaube, dein Sohn könnte das hier gut gebrauchen“, sagte Alayna. Die Frau rührte sich nicht, aber auf einmal lächelte das Kind Alayna an. Diese Geste machte ihr Mut, und sie streckte dem Jungen die Arme entgegen. Überraschenderweise befreite sich der Kleine aus dem Griff seiner Mutter, und bevor die Frau etwas sagen konnte, war er in Alaynas Armen. Kichernd packte er eine Strähne ihres Haares und lachte bei jedem von Alaynas gespielten Schreien vergnügt auf.
Als sie das Kind seiner Mutter zurückgab, wurde sie von einem warmen Lächeln belohnt. Die Frau nahm ihren Sohn schüchtern entgegen, bevor sie die ihr angebotene Tunika entgegennahm.
„Wie heißt du?“, fragte Alayna.
„Leda“, antwortete die Frau.
„Und dein Junge? Er ist ein hübsches Kind.“
„Sein Name ist Thom.“
„Hallo, Thom“, sagte Alayna und kitzelte den lachenden Kleinen. „Leda, könntest du einige neue Kleider gebrauchen? Und kennst du jemanden, der sie ebenfalls benötigt?“
„Aye, Mylady.“ Leda nickte. Als sie etwas Passendes für sie gefunden hatten, ermutigte sie die anderen. Zögernd traten die Leute vor und sahen die Truhen durch.
Nachdem die Gewänder verteilt waren, sprach Leda Alayna wieder an. „Verzeiht, Mylady, aber wenn Ihr vor Eurer Rückkehr in das Schloss noch eine Rast einlegen möchtet, biete ich Euch einige bescheidene Erfrischungen an. Wie haben nicht viel, aber ich habe frisches Brot gebacken, und meine Mutter macht einen hervorragenden Käse.“
Alayna, die das Angebot dieser armen Frau rührte, nahm schnell an. Will bestand darauf, sie zu begleiten, und sie wurden zu einer kleinen Hütte geführt. Das Innere bestand aus einem einzigen Raum, der nur wenige Möbel enthielt, aber offensichtlich sehr sauber gehalten wurde.
„Setzt Euch bitte hierhin“, sagte Leda und wies auf mehrere Stühle, die um einen
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