HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
zu ziehen.“
„Eine weitere Möglichkeit?“
Will schwieg kurz, bevor er weitersprach. „Mich.“
„Was?“, rief sie erstaunt.
„Bedenkt, was ich Euch anbiete. Ich würde Euch beschützen und von hier wegbringen. Sicher habt Ihr meine Bewunderung für Euch bereits bemerkt. Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich selbst um Euch geworben. Aber wie auch immer, ich kann es nicht ertragen, Euch so traurig zu sehen. Was ich Euch zu sagen versuche, Alayna … ich mag Euch sehr.“
„Sprecht nicht weiter, bitte“, sagte sie und trat einen Schritt zurück. Auch wenn sie nicht glücklich darüber war, so war sie doch vor Gott vermählt worden. Sie würde Lucien nicht mit einem anderen Mann hintergehen.
Will streckte die Hand aus und ergriff ihren Arm. „Alayna, schickt mich nicht so schnell weg. Denkt bitte erst darüber nach.“ Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, bevor er sie an sich zog und mit all seinem Verlangen küsste.
Sie versteifte sich in seinen Armen, bis er sie losließ. Alayna befreite sich von ihm und wischte mit der Hand über ihren Mund.
„Wollt Ihr mich entehren, Will?“
„Nein“, sagte er atemlos. Seine blauen Augen leuchteten vor Begehren. „Ich war niemals ein Mann von Ehre. Nein, ich bin ein angeheuerter Söldner, der von de Montregnier bezahlt wurde, um dieses Schloss zu erobern. Im Laufe der Zeit entdeckte ich jedoch, dass ich ihm aus Loyalität diente, nicht wegen des Geldes. Dann aber musste er Euch unbedingt zur Gemahlin nehmen, und nun weiß er dieses Glück nicht einmal zu würdigen.“
Er sah zur Seite, als ob er ihren Anblick nicht länger ertragen könnte. „Ich würde Euch ehren und Euch von ganzem Herzen lieben.“
„Nein, Will. Es ist wahr, dass meine Verbindung mit Lucien nicht meinen Wünschen entsprach. Aber es wäre nicht richtig, mit Euch davonzulaufen.“
Will wirkte niedergeschmettert. Er lächelte traurig, als er ihr den Rücken zukehrte. „Ich hätte nicht sprechen dürfen.“
Als er gehen wollte, legte Alayna jedoch ihre Hand auf seinen Arm.„Denkt nicht mehr darüber nach, Will. Ich werde niemandem davon erzählen. Ihr müsst nur wissen, dass Ihr mir sehr am Herzen liegt, obwohl ich Euch nicht liebe. Wäre ich nicht die Gemahlin Eures Lords, müsste ich Euch dennoch abweisen. Ich liebe keinen Mann.“
„Wirklich nicht?“, fragte er verwirrt.
„Ich werde de Montregnier verlassen, wenn die Zeit dazu gekommen ist.“
Will blickte sie bedauernd an. „Ich habe Euch auf schändliche Weise kompromittiert. Es war selbstsüchtig von mir, Euch für mich selbst zu wollen. Ihr hattet recht, mich abzuweisen. Obwohl ich wusste, was ich Lucien damit antun würde, musste ich es einfach wagen.“
„Natürlich, es würde seinen Stolz verletzen, wenn man ihn seiner geringsten Kriegsbeute berauben würde.“
„Alayna, seid Ihr so blind? Es würde ihn zerstören.“ Seine Stimme klang schuldbewusst. „Ich bin ein Schurke.“
„Nichts könnte de Montregnier zerstören, und am allerwenigsten eine Frau.“
Will schüttelte nur langsam den Kopf. „Kommt, lasst uns hineingehen, bevor man uns zusammen sieht und Gerede entsteht. Wir werden diese Unterredung einfach vergessen.“
Schweigend folgte er ihr zum Bergfried zurück. Alayna suchte geradewegs die Kammer auf, die sie mit Lucien bewohnte. Sie war verwirrt und besorgt, doch nicht nur durch Wills erstaunliches Angebot.
Als sie in dem leeren Gemach stand, fühlte sie sich auf einmal sehr einsam. Sie konnte nicht vergessen, wie Will sie leidenschaftlich in die Arme genommen und geküsst hatte.
Und sie hatte nichts gefühlt.
Was stimmte nur nicht mit ihr? Dieser sanfte, gutaussehende und wohlerzogene Ritter, in den sich jede andere Frau sofort verlieben würde, interessierte sie nicht im Geringsten. Stattdessen wurde sie schwach, wenn sie ein ständig übelgelaunter Rüpel mit seinen schamlosen Küssen und Berührungen zu unterwerfen versuchte.
Sie musste verrückt geworden sein!
14. KAPITEL
Am Morgen, an dem Alayna den zweiten Ritt in das Dorf geplant hatte, galoppierten Lucien und seine Männer gerade noch rechtzeitig in den Burghof. Die Wagen waren schon fertig beladen, und Alayna war bereit zum Aufbruch.
„Wie ich sehe, habt Ihr mich nicht enttäuscht, mein Gemahl“, sagte sie, als er seinen Hengst neben ihr zügelte. „Obwohl Ihr bis zum letzten Moment gewartet habt.“
Lucien zuckte die Schultern. „Es war nicht anders möglich. Doch nun wollen wir uns auf den Weg
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