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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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Freiheiten, Seraphina.“
    „Bess ist alles andere als eine Langschläferin“, erwiderte Seraphina abwehrend, obwohl sie zugeben musste, dass Grace recht hatte. Sie war den Bediensteten gegenüber nicht so streng, wie sie hätte sein müssen. Aber Bess war mehr als ihre Zofe, denn sie waren miteinander aufgewachsen.
    Grace verzog ihren kleinen Mund, der so liebreizend war wie eine Rosenknospe, sagte aber kein Wort, während sie der Freundin das weite schwarze Gewand entgegenhielt.
    Als Seraphina die Arme behutsam in die Ärmel schob, hielt sie den Atem an und stöhnte leise auf. Bei dieser Bewegung hatten die Schrammen auf ihrem Rücken wieder zu bluten begonnen.
    Grace warf einen Blick auf die sich langsam vergrößernden roten Flecke auf den leinenen Binden, die Seraphinas Oberkörper umschlangen. „Man könnte denken, du wärest die halbe Nacht durch ein dichtes Unterholz galoppiert!“
    „So fühle ich mich auch.“ Seraphinas Lachen klang rau.
    Die Freundin seufzte und schüttelte den Kopf. „Es wird jetzt von Tag zu Tag besser werden. Warum bleibst du nicht noch ein oder zwei Tage hier?“
    „Nein“, stieß Seraphina zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während sie erneut die Arme hob. Je länger sie hierblieb, desto größer wurde die Gefahr, dass man sie erkannte. Und das wollte sie um jeden Preis verhindern. „Nein“, wiederholte sie, „ich will nach Hause. Es ist ohnehin nur noch eine Tagesreise von hier.“
    „Wenn du es überstehst.“ Grace musterte Seraphinas schmerzverzerrtes Gesicht. „Ich kann dich doch in diesem Zustand nicht allein lassen. Vielleicht sollte ich dich doch lieber nach Mayfield begleiten.“
    „Auf keinen Fall! Du musst unbedingt zurück. Jemand muss in Sherard House sein und auf Ordnung sehen, bis Edmunds Erbe eintrifft“, erwiderte Seraphina ein bisschen zu nachdrücklich. Grace war gleichbleibend freundlich, und dennoch empfand sie ihre Anwesenheit als bedrückend. Das war nicht die Schuld der Freundin. Es lag vielmehr daran, dass sie keinen Blick auf deren fast überirdische Schönheit werfen konnte, ohne an ihren Gemahl erinnert zu werden, den schönen, charmanten und doch so grausamen Edmund mit seinem Haar wie gesponnenes Gold und seinen eisblauen Augen.
    „Du willst mich unbedingt los sein.“ Grace hob die sorgfältig gezupften Augenbrauen.
    „Ich meine doch nicht …“, begann Seraphina reumütig.
    „Es ist nicht nötig, dass du dich entschuldigst.“ Grace lächelte, während sie die Bänder, mit denen das lose Gewand am Rücken geschlossen wurde, zusammenknüpfte. „Ich kann mir schon vorstellen, dass du alles vergessen möchtest, was mit Sherard House verbunden ist.“
    „Alles, aber nicht deine Freundlichkeit. Ich weiß, dass wir in verschiedenen Dingen anderer Meinung waren, doch ich hoffe, dass wir dennoch immer Freunde bleiben werden“, entgegnete Seraphina lebhaft. „Ich wollte nicht undankbar erscheinen. Aber du hast schon mehr als genug für mich getan. Schließlich warst du es …“ Sie zögerte. Zum ersten Mal hatte sie gewagt, die Sprache auf die Ereignisse jener Nacht zu bringen, in der Edmund starb. „Schließlich warst du es doch, der ihm Einhalt gebot.“
    Eine unnatürliche Stille legte sich nach diesen Worten über den Raum.
    „Ja.“ Grace’ Blick war wachsam, beinahe gespannt, als sie ihn zu Seraphinas Gesicht wandte. „Ich bin überrascht, dass du dich daran erinnern kannst. Ich hatte angenommen, du wärest ohnmächtig gewesen.“
    „Nahe daran war ich schon“, erwiderte Seraphina schwach. „Aber ich sehe noch vor mir, wie du dich über mich beugtest, und spüre noch die Erleichterung, die ich dabei empfunden habe.“
    „Dasselbe kann ich auch von mir sagen“, murmelte Grace halblaut. Ihre Augen waren plötzlich kalt und abweisend. „Ich fürchtete, er hätte dich umgebracht.“
    „Das hat er zumindest nachdrücklich genug versucht“, räumte Seraphina mit bitterem Lächeln ein.
    „Nein! Das darfst du nicht sagen …“ Grace schien entsetzt zu sein. „Er wollte dir nie wehtun. Was an diesem Abend geschah, war nur der plötzliche Ausbruch einer seiner Launen …“
    „Eine plötzliche Laune.“ Seraphina schüttelte ungläubig den Kopf. „Glaubst du wirklich, dass er damals zum ersten Male die Hand gegen mich erhoben hat?“
    „Vielleicht …“, begann Grace zögernd, „… hast du ihm hin und wieder Veranlassung dazu gegeben …“
    „Oh, mindestens tausendmal!“, schnitt ihr Seraphina mit einem

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