HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Ihr nicht an mich stellen!“
„Aber ich kann es, nicht wahr, Richard?“
Die kühle, angenehme Stimme kam von der halbgeöffneten Tür. Einen Moment später wurde sie vollends aufgestoßen, und eine junge Frau mit rotgoldenem Haar erschien auf der Schwelle.
Beide Männer sprangen auf und verneigten sich tief, doch Elizabeth Tudor winkte sie ungeduldig empor.
„Nun, Richard?“ Ihre sorgfältig geformten feinen Brauen hoben sich leicht, als sie dem Earl zulächelte.
„Euer Gnaden wissen, dass ich alles tun werde, um Euch sicher auf Englands Thron zu sehen …“
„Dann ist es also abgemacht“, unterbrach ihn Elizabeth liebenswürdig, während sie schadenfroh Heywoods Gesicht betrachtete, der wie vom Donner gerührt schien.
„Aber es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben …“ Der Earl wandte sich Hilfe suchend an Cecil, aber die erhoffte Unterstützung blieb aus. „Die Familie weist meine Werbung vielleicht ab …“
„Hört auf, Euch an Strohhalme zu klammern, Mylord. Die Careys werden vor Freude in die Luft springen, und was das Mädchen anbelangt …“ Elizabeth lächelte mutwillig. „Ihr seid hübsch und erfahren genug, um einem achtzehnjährigen Ding den Kopf zu verdrehen.“
„Achtzehn! Um Himmels willen, mehr nicht? Ich hätte nicht gedacht, dass sie so jung ist.“
„Warum nicht?“, erwiderte Lady Elizabeth scharf. „Ich hatte mich gegen die Anschuldigung des Hochverrates zu verteidigen, als ich gerade fünfzehn war, und meine Cousine, Lady Jane, fiel unter dem Beil des Henkers mit sechzehn. Achtzehn oder achtzig, das macht keinen Unterschied. Ihr solltet das eigentlich wissen, Richard. Die Jugend Eurer verstorbenen Gemahlin machte sie auch nicht unfähig zu Falschheit und Betrug, oder etwa nicht?“
Die Augen des Earls verdunkelten sich. Diesen Hieb hätte er von niemand anderem ohne Gegenwehr entgegengenommen. „Gewiss, Euer Gnaden“, sagte er steif. Offensichtlich hatte er völlig vergessen gehabt, wie scharf Lady Elizabeths Krallen sein konnten. Manchmal erschien es ihm kaum glaubhaft, dass sie erst fünfundzwanzig Jahre alt war, drei Jahre jünger als er selbst.
„Nun, Mylord, macht nicht ein so entsetztes Gesicht. Wenn sich das Mädchen weiter mit Hochverratsplänen befasst, werdet Ihr wohl bald wieder Witwer sein.“
„Und wenn nicht?“, knurrte der Earl. „Dann bin ich an eine Frau gekettet, die ich niemals heiraten wollte.“
Elizabeth lachte, und ihre dunklen Augen glänzten dabei. „Ihr könntet Euch ja bemühen, ihrem Bett fernzubleiben. Ich bin sicher, dass wir dann eine Annullierung der Ehe durchsetzen können. Bei meiner Stiefmutter Anna von Cleve hat das damals sehr gut funktioniert. Vielleicht ist Keuschheit einmal eine neue Erfahrung für Euern überfütterten Gaumen.“
„Besten Dank für Euern freundlichen Rat“, erwiderte Heywood trocken, ohne auf Elizabeths frivole Bemerkung einzugehen. „Darf ich mit Eurer Erlaubnis mich jetzt verabschieden, Madam?“
„Gewiss“, entgegnete Elizabeth gnädig. „Wohin wollt Ihr gehen?“
„Schöne Augen machen, Euer Gnaden“, knirschte der Earl.
„Schöne Augen machen? Meint Ihr nicht eher, Brautschau halten, Mylord?“, verbesserte Elizabeth mit einem spöttischen Tadel.
Das Lächeln, das dabei um ihre Lippen spielte, trug nichts zur Verbesserung von Heywoods Laune bei. Es verfolgte ihn noch, als er bereits sorgsam die Tür hinter sich geschlossen hatte und nun seinem Zorn freien Lauf lassen konnte. Laut fluchend stürmte er den Korridor entlang. Er wollte verdammt sein, wenn er noch einmal vor den Traualtar trat, nicht einmal für Elizabeth Tudor. Auf welchem Weg auch immer, er würde Seraphina Careys Geheimnisse lüften, auch ohne noch einmal im Hafen der Ehe zu landen. Dieser Entschluss heiterte ihn ein wenig auf, und der Ausdruck verbissenen Grimms wandelte sich in ein Schmunzeln. Achtzehn Jahre und ein leichtes Mädchen. Was machte er sich Gedanken! Ins Bett würde er sie sich holen, wenn es denn sein musste, aber ehelichen niemals.
„Du hast Glück, Seraphina. Die Striemen heilen besser, als ich gehofft hatte“, stellte Lady Katherine Carey ungerührt fest, während sie Kräutersalbe auf die roten Schrammen und die verblassenden Blutergüsse strich, die die weiße Haut ihrer Tochter verunstalteten.
„Glück!“, wiederholte Seraphina tonlos und strich sich eine Strähne ihres fuchsroten Haares aus der Stirn. „Wenn das Glück ist, Mutter, so möge mich Gott vor Weiterem
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