HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Sprung, um danach nur umso tiefer zu sinken. Für sie bestand kein Zweifel daran, dass Heywood Kenntnis von diesem Gerede hatte. Damit erklärte sich nun auch sein geringschätziger Blick, als er ihren Namen erfahren hatte, und die verächtliche Schärfe in seiner Stimme bei der Erwähnung seiner bevorstehenden Aufgabe. Nun, zumindest hatten sie eine Gemeinsamkeit, denn er mochte wohl ebenso wenig Begeisterung aufbringen für die bevorstehende Verbindung wie sie selbst. Doch wie auch immer, das Vermögen der Carey ist ein nutzbringender Zuwachs für die Schatztruhen der Heywoods, dachte sie bitter, zumal Teile ihres Landbesitzes konfisziert worden waren, während der Earl im Tower saß.
Im Augenblick aber zeigte das Antlitz Heywoods keinerlei Zeichen von Missachtung. Er lächelte, während er auf Seraphina zuschritt, ein Lächeln, das ihr die Sinne nahezu schwinden und die Knie weich werden ließ.
„Ihr …“, flüsterte sie mit versagender Stimme. „Mylord Heywood …“ Was war nur los mit ihr? Sie konnte an nichts anderes mehr denken, als dass er wunderschön gewandet war. In der nachtschwarzen Kleidung wirkte er lässig und gefährlich zugleich. Mühsam riss sie den Blick von ihm los und bemerkte einen irdenen Krug mit gewürztem Wein, den man zum Erhitzen über das Kaminfeuer gestellt hatte. Erleichtert widmete sie ihre Aufmerksamkeit diesem sehr zupass kommenden Gegenstand. „Ihr müsst ermüdet sein von der langen Reise“, plapperte sie darauf los. „Vielleicht wünscht Ihr eine Erfrischung? Etwas heißen Würzwein möglicherweise?“
„Das wäre mir in der Tat sehr willkommen, Mylady“, erwiderte der Earl förmlich. „Ich glaubte, Eure Frau Mutter hier anzutreffen“, fügte er wenig später hinzu. „Mir schien, ich hätte ihre Stimme gehört.“
„Es hat einen kleinen Unfall in der Küche gegeben“, erklärte Seraphina und überlegte dabei, was Heywood von der Unterhaltung wohl verstanden haben mochte.
„Nun, dann scheint es, als wären wir zum Alleinsein bestimmt, Mylady.“
„Tut es das wirklich?“, imitierte Seraphina seine gemessene Sprechweise. „Nach unserem letzten Zusammentreffen kann ich mir nicht vorstellen, dass Ihr diese Situation sehr vergnüglich findet.“
„Bezieht sich das auf die schmeichelhafte Beschreibung, die Ihr von meinem Charakter gegeben habt?“ Heywoods Lachen klang sehr selbstsicher. „Dafür braucht Ihr Euch nicht zu entschuldigen.“
„Das ist auch nicht meine Absicht“, erwiderte Seraphina mit betonter Offenherzigkeit. „Die Wahrheit bedarf keiner Entschuldigung.“
Der Earl verbiss sich eine scharfe Erwiderung und erinnerte sich daran, dass er nach Mayfield gekommen war, um Seraphinas Hand zu gewinnen, und nicht, um als Richter über sie aufzutreten. „Ich sehe, Ihr seid ehrlich, wenn auch nicht sonderlich liebenswürdig. Doch sagt mir, was meintet Ihr mit der Bemerkung, dass ich Eure Gesellschaft nicht angenehm finden würde?“
„Ich dachte dabei an den Widerwillen, mit dem Ihr im Park von der vor Euch liegenden Aufgabe spracht. Ich schien in Euern Augen nur ein armseliger Trost zu sein für die Notwendigkeit, die Vergnügungen des Hofes entbehren zu müssen.“
„Wie wahr!“, bestätigte der Earl trocken.
„Wie …“, fuhr Seraphina auf und hielt dann erschrocken inne, als sie gewahr wurde, dass sie dem Earl in die Falle gegangen war.
„Aber das war, bevor ich Euch näher kannte“, ergänzte Heywood sanftmütig. „Obwohl ich mich jetzt im Nachhinein wundere, dass ich Euch nicht sofort erkannt habe. Euer Onkel hatte mich doch hinreichend auf Eure seltene Schönheit vorbereitet.“
„Vielleicht habt Ihr mir nicht genügend ins Gesicht gesehen!“, entgegnete Seraphina unhöflich, denn sie hasste sich selbst dafür, dass seine Komplimente sie erfreuten. Verstockt und finster blickte sie ihren Gast an. Ärgerlicherweise schien er nicht im Geringsten verstimmt zu sein. Hastig wandte Seraphina ihren Blick von seinen vergnügt glitzernden Augen ab.
„Es ist nicht leicht, einer Gestalt wie der Euren keine Aufmerksamkeit zu schenken. Sie würde Venus höchstpersönlich vor Neid erblassen lassen“, sagte der Earl ungezwungen, während er sein Gegenüber von Kopf bis Fuß musterte. „Aber ich wollte Euch nicht beleidigen. Nur ein Narr würde es darauf anlegen, Euch zu missfallen.“
„Dann seid Ihr vielleicht ein solcher Narr“, versetzte Seraphina wütend.
„Sicherlich, wenn ich die hübscheste Witwe der ganzen Grafschaft
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