Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
Vom Netzwerk:
kommen?“
    „Im Wagen, mit Lady Lennox’ Gepäck. Sie selbst nimmt die Sänfte, und die Kutsche ist bereits besetzt.“
    „Dann müsst Ihr unbedingt zur Überfahrt über die Themse meine Schaluppe benutzen, wie ich es auch von Euch hoffe, Mylady“, sagte Heywood mit einem Blick auf Seraphina.
    „Oh ja, natürlich“, antwortete diese ohne Zögern. Nachdem ihr drei Tage lang auf zerfurchten und mit Schlaglöchern übersäten Landstraßen alle Knochen im Leibe durcheinandergeschüttelt worden waren, hätte sie diese Einladung um jeden Preis angenommen.
    „Dann ist es also abgemacht?“
    „Wenn Ihr darauf besteht“, erwiderte Grace kühl und lächelte dann Seraphina zu. „Ich werde dich doch gewiss vorher noch sehen? Vielleicht brauchst du heute Abend beim Maskenball eine Anstandsdame?“
    „Oh, ja, danke.“ Seraphina bemühte sich sehr, freudigen Eifer an den Tag zu legen. Natürlich konnte sie ohne Anstandsdame weder den Maskenball besuchen noch an der Flussfahrt teilnehmen, doch es wäre ihr lieber gewesen, wenn ihre Mutter diese Rolle übernommen hätte. Wie konnte sie hoffen, Eindruck auf den Earl zu machen, wenn Grace ständig neben ihr stand? Die glänzende, schöne Grace, die alle jene weiblichen Tugenden besaß, deren Mangel bei ihr Edmund so bitter beklagt hatte.
    „Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr sie so wenig mögt, hätte ich sie nicht eingeladen, mit uns zu reisen“, sagte Heywood, als Grace das Zimmer verlassen hatte und sie wieder allein waren.
    „Ich sie nicht mögen? Wie könnte ich!“ Seraphina war wütend, dass es dem Earl so leicht gelang, in ihrer Miene zu lesen. „Wenn sie nicht gewesen wäre …“ Sie hielt inne. Es gab Ereignisse, die sie so sehr gedemütigt hatten, dass sie nicht darüber sprechen konnte, insbesondere nicht zu Heywood. „Im Übrigen bringt es niemand fertig, Grace nicht zu mögen. Sie ist fromm, bescheiden, tugendhaft und sehr freundlich.“
    „Also ein wahres Musterbild.“ Der Earl lachte trocken. „Vielleicht hätte ich um ihre Hand anhalten sollen an Stelle der Euren.“
    „Und warum tut Ihr es dann nicht?“ Seraphina hatte das leichthin und ohne alle Bitterkeit sagen wollen, doch die Worte klangen ganz anders, da sich plötzlich ein Kloß in ihrer Kehle festgesetzt zu haben schien.
    „Ich scherzte, Mylady.“ Heywood lächelte ironisch. „Ihr haltet Euch doch nicht wirklich für minderwertiger als Grace Morrison?“
    „Warum nicht?“ Seraphina lachte gekünstelt auf. „Mein verstorbener Gemahl machte aus dieser seiner Überzeugung keinen Hehl.“
    „Dann war er ein Mann von wenig Geschmack und noch weniger Urteilskraft“, sagte der Earl mit Nachdruck. „Während ich …“, er nahm ihre Hände und zog sie von ihrem Sitz empor, „… immer die Gesellschaft von Sündern der von Heiligen vorgezogen habe.“
    „Ich danke Euch, Mylord“, erwiderte Seraphina erbost. „Aber ich fürchte, Ihr werdet nicht aufhören, über meine Sünden zu jammern, wenn wir erst verheiratet sind.“
    „Sind sie denn so schlimm?“
    Diese Neckerei war in einem so merkwürdigen Tonfall vorgebracht worden, dass Seraphina noch wütender wurde. „Ja“, versetzte sie bissig, „aber sagt dann nicht, dass Ihr nicht gewarnt worden seid.“
    Heywood blickte sie einen Augenblick lang eindringlich an und lachte dann rau. „Es fällt mir schwer, das zu glauben. So gebt mir also Pardon, und dann kommt und esst.“
    „Bitte.“ Immer noch verärgert ließ sich Seraphina zum Tisch führen, wo sie sich in Schweigen hüllte und nur einsilbig auf die Unterhaltungsversuche des Earls einging.
    „Schmeckt es Euch nicht?“, fragte Heywood nach einer besonders langen Pause. „Dann könnte ich John beauftragen, etwas anderes zu besorgen, wenn er zurückkommt …“, schlug er vor, als Seraphina das warme Brot, Käse, Schinken und Äpfel kaum berührte.
    „Nein, nein, es ist alles ausgezeichnet“, erwiderte sie schuldbewusst. Ich verdiene seine Gastfreundschaft überhaupt nicht, dachte sie. Ich habe zu empfindlich reagiert, und nur, weil er mich wegen Grace geneckt hat … Grace, die mir immer als Beispiel dafür vorgehalten worden war, wie ich zu sein hätte, ohne dass es mir je auch nur annähernd gelungen wäre.
    „Es tut mir leid …“ Beide begannen im selben Augenblick zu sprechen.
    „Nein, die Pflicht zur Entschuldigung liegt bei mir.“ Heywoods Augen suchten ihren Blick quer über den Tisch. „Ich vergaß, dass Ihr neu bei Hofe seid und nicht wisst, dass die Leute

Weitere Kostenlose Bücher